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Imperator 02 - König der Sklaven

Imperator 02 - König der Sklaven

Titel: Imperator 02 - König der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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wenn er davon erfuhr.
    Als Pompeius sein Heim auf dem Aventinischen Hügel betrat, rief er sogleich nach seinen Töchtern. Das ganze Haus war vom Duft nach warmem Brot erfüllt, den er tief einatmete, als er das Anwesen auf der Suche nach ihnen durchstreifte und in den Garten ging. Ein langer, erschöpfender Tag voller Berichte über die fortschreitende Offensive gegen Mithridates lag hinter ihm. Wenn es nicht so verzweifelt ernst gewesen wäre, hätte er fast über die Absurdität der Lage gelacht. Nach wochenlangen Debatten hatte der Senat endlich zwei Befehlshabern gestattet, ihre Legionen nach Griechenland zu führen. Pompeius’ Meinung nach hatten sie die unfähigsten und am wenigsten ehrgeizigen Männer ausgewählt, die unter dem Befehl des Senats standen. Der Grund dafür war nur allzu offensichtlich, aber die übervorsichtigen Feldherren waren nur langsam in das Land vorgestoßen und nicht das geringste Risiko eingegangen. Auch die kleinste Siedlung hatten sie vorsichtig umstellt und nötigenfalls belagert, und waren dann erst weitergezogen. Allein beim Gedanken daran wurde Pompeius übel.
    Er hatte selbst das Kommando über eine Legion übernehmen wollen, ein Wunsch, der sofort auf den Widerstand der Sullaner gestoßen war. Sie hatten geschlossen gegen seine Ernennung gestimmt, als sein Name auf der Liste erschienen war. Ihr Bestreben, ihre Karrieren auf Kosten der Stadt zu sichern, war in Pompeius’ Augen ein obszönes Schauspiel; trotzdem hatten sie ihn bezwungen. Wenn er, von Crassus finanziert, eine Armee von »Freiwilligen« aufstellte, würden sie ihn zum Feind der Republik erklären, noch ehe er die Schiffe erreicht hätte. Die Enttäuschung wuchs mit jedem Tag, an dem die Berichte wieder nur den fast vollständigen Mangel an Erfolg der Entsatzkräfte verkündeten. Sie hatten noch nicht einmal die Hauptstreitmacht gefunden.
    Er rieb sich den Nasenrücken, um den Druck etwas zu lindern. Im Garten war es wenigstens kühl, auch wenn der Wind seine Nerven nicht beruhigen konnte. Dass solch kleine Hunde nach dem Gewand des Senats schnappten! Wütende kleine Terrier, ohne Visionen und ohne Sinn für Ruhm. Krämerseelen allesamt – und sie regierten Rom!
    Langsam schritt Pompeius durch den Garten, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, in Gedanken versunken. Er spürte, wie die Anspannung des Tages langsam von ihm wich. Seit Jahren hatte er es sich zur Gewohnheit gemacht, seinen Arbeitstag mit einem kurzen Spaziergang durch den friedlichen Garten von seinem Privatleben zu trennen. Anschließend konnte er sich erfrischt beim Abendessen zu seiner Familie gesellen und mit seinen Töchtern spielen und lachen, wobei er den elenden Senat bis zum nächsten Morgen vergaß.
    Beinahe hätte er seine jüngste Tochter, die mit dem Gesicht nach unten in den Büschen nahe der Außenwand lag, übersehen. Als er zu ihr hinüberblickte, musste er lächeln, denn er erwartete, dass sie in der nächsten Sekunde aufsprang und ihn umarmte. Sie erschreckte ihn immer gerne, wenn er nach Hause kam, und lachte dann hemmungslos, wenn sie sah, dass er vor Schreck zusammenzuckte.
    Dann erst sah er die dunkelbraunen Blutflecke. Sein Gesicht erschlaffte langsam in einem Kummer, dem er nichts entgegenzusetzen hatte.
    »Laura? Komm schon, Mädchen … steh auf.«
    Ihre Haut war unnatürlich blass, und er sah den blutigen Schnitt an der Stelle, wo ihr Hals auf den gemusterten Saum ihres Kinderkleides traf.
    »Komm schon, Liebling, steh doch auf«, flüsterte er.
    Er ging zu ihr hinüber und setzte sich in das feuchte Laub, das ihre kleinen Arme und Beine umgab.
    Lange strich er ihr über das Haar, während die Sonne unterging und die Schatten um sie herum immer länger wurden. Ihm war vage bewusst, dass er um Hilfe rufen, schreien und weinen sollte, doch er wollte sie nicht alleine lassen, nicht einmal so lange, wie es dauerte, um seine Frau zu holen. Er dachte daran, wie er sie im Sommer auf den Schultern getragen hatte, und wie sie stets alles, was er sagte, mit ihrer hellen, klaren Stimme nachplapperte. Er hatte bei ihr gewacht, als sie Zähne bekommen hatte und wenn sie krank gewesen war, und nun saß er das letzte Mal bei ihr, sprach leise mit ihr und zog den Kragen des Kleids höher, damit er die rot geränderte Wunde verdeckte, die das einzige Farbige an ihr war.
    Nach einer Weile stand er auf und ging steif zurück ins Haus. Die Zeit verging, und eine Frau schrie vor Schmerz laut auf.

 

    26
    Mithridates spähte hinaus in

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