Imperator 02 - König der Sklaven
Brutus wieder aufrichtete, holte sie zu einer Ohrfeige aus.
Er wollte nach ihrem Handgelenk greifen, überlegte es sich dann jedoch anders und ließ sie zuschlagen. Er lächelte immer noch.
»Wofür das auch immer gewesen sein mag, ich hoffe, die Sache ist damit erledigt. Ich …«
»Julius hat mir erzählt, du hättest mit mir angegeben«, unterbrach sie ihn. Es lief alles so schrecklich verkehrt. Sie hätte sich am liebsten mit dem jungen Wolf von einem Mann, den sie früher gekannt hatte, hingesetzt und gemeinsam mit ihm gelacht, aber alles, was er sagte, schien sie nur noch wütender zu machen.
Brutus’ Gesicht hellte sich auf, als er jäh begriff.
»Er hat gesagt, ich hätte angegeben …? Oh. Dieser raffinierte Halunke. Er denkt voraus, unser Julius. Wenn wir ihn wiedersehen, erzähle ich ihm gleich, wie wunderbar sein Plan funktioniert hat. Das wird ihm gefallen. Eine Ohrfeige vor Renius’ Augen. Einfach großartig!«
Renius räusperte sich.
»Bis du mit Spielen fertig bist, bringe ich schon mal dein Pferd in den Stall«, knurrte er und führte die Stuten in die herabsinkende Dämmerung hinein.
Alexandria schaute ihm mit gerunzelter Stirn nach und sah, wie er die beiden Zügel geschickt um sein Handgelenk wickelte. Er hatte sie nicht willkommen geheißen.
Ohne Vorwarnung traten ihr die Tränen in die Augen. Bis auf die Anwesenheit Octavians schien sich seit der Nacht des Angriffs auf dem Gutshof nichts verändert zu haben. Alle waren noch da, und sie war die Einzige, die die Jahre, die hinter ihnen lagen, zu spüren schien.
Tubruk trat von einem Fuß auf den anderen und betrachtete den kleinen Octavian, der Alexandria fasziniert anstarrte.
»Mach den Mund zu, Junge. Vor dem Schlafengehen gibt es heute noch eine Menge Arbeit.« Er nickte Alexandria zu. »Ich lasse euch beide in Ruhe reden und weise Octavian in seine Aufgaben ein.« Er schüttelte den Kopf über Brutus und führte Octavian dann mit festem Griff davon.
Brutus und Alexandria standen alleine in dem immer dunkler werdenden Hof. Dann setzten sie beide gleichzeitig zum Reden an, hielten inne und versuchten es erneut.
»Es tut mir Leid«, sagte Brutus.
»Nein, ich habe mich wie eine Idiotin benommen. Es ist so lange her, seit ich zum letzten Mal hier war, und als ich Tubruk und dich … und Renius gesehen habe, ist mir alles wieder eingefallen.«
»Ich habe Julius nie erzählt, wir hätten miteinander geschlafen«, fuhr er fort und trat näher an sie heran. Ihm fiel auf, wie schön sie war, eine jener Frauen, die im Zwielicht am besten aussahen. Ihre Augen waren groß und dunkel, und als er sah, wie sie den Kopf hielt, hätte er sie am liebsten geküsst. Er erinnerte sich, dass sie sich einmal geküsst hatten, ehe ihm Marius die Papiere für die Legion in Griechenland gegeben hatte.
»Tubruk hat gar nicht gesagt, ob Julius hier ist«, sagte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Wir warten immer noch auf Nachrichten. Er wurde in Afrika gefangen gehalten, aber das Lösegeld ist bezahlt worden, und er müsste inzwischen längst auf dem Rückweg sein. Eigentlich ist nichts mehr so wie früher, weißt du. Du bist eine freie Frau, ich bin Zenturio gewesen, und Renius kann nicht mehr jonglieren.«
Bei der Vorstellung musste sie kichern, und er nutzte den Augenblick, um sie in die Arme zu nehmen. Dieses Mal erwiderte sie seine Umarmung, doch als er sie küssen wollte, drehte sie den Kopf zur Seite.
»Darf ich dich denn nicht einmal anständig willkommen heißen?«, fragte er überrascht.
»Du bist schrecklich, Marcus Brutus. Ich habe mich nicht gerade vor Sehnsucht nach dir verzehrt, weißt du«, sagte sie.
»Ich schon. Ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst«, erwiderte er und schüttelte traurig den Kopf. »Ich möchte dich gerne besuchen kommen, und wenn ich das nicht darf, kann es sein, dass ich vollends vergehe.«
Er seufzte wie ein beschädigter Blasebalg, und sie lachten beide, offen und ohne Verlegenheit.
Ehe sie antworten konnte, ertönte ein Ruf von dem Wachposten auf dem Tor, der Alexandria aufschrecken ließ.
»Da kommen Reiter und ein Karren!«, rief der Sklave hinunter.
»Wie viele sind es?«, antwortete Brutus und löste sich von Alexandria. Alle Schäkerlaune war von ihm gewichen, und eigentlich gefiel er ihr so viel besser.
»Drei Männer zu Pferde, und ein Karren, der von einem Ochsen gezogen wird. Die Männer sind bewaffnet.«
»Tubruk! Renius! Primigenia zum Tor«, befahl Brutus. Soldaten kamen aus den
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