Imperator 02 - König der Sklaven
von Krankheit und langsamer Fäulnis, der mit parfümiertem Öl überdeckt war, und er fragte sich einmal mehr, ob dieser Umhang nicht mehr verbergen sollte als nur eine Identität. Der dunkle Mann beugte sich so dicht an ihn heran, dass er sein Ohr mit den verborgenen Lippen beinahe berührte.
»Warum bist du hier hereingepoltert und hast die Hälfte meiner Kundschafter mit deinem Krach in Aufruhr versetzt?«
Die Stimme war ein zorniges Zischen, und so nahe, dass sie den süßlichen Geruch in einem warmen Atemschwall mitbrachte, bei dem Antonidus sich am liebsten übergeben hätte. Als die Kapuze seine Wange streifte, lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter.
»Ich musste kommen. Ich habe noch mehr Arbeit für dich. Arbeit, die schnell erledigt werden muss.«
Der Griff um sein Handgelenk wurde fester, so dass es ihm fast wehtat. Antonidus konnte den Kopf nicht zur Seite drehen, um den Mann direkt anzusehen, aus Angst davor, dass sich ihre Gesichter berühren würden. Stattdessen schaute er weg und versuchte bei dem Übelkeit erregenden Gestank, der jeden seiner Atemzüge zu vergiften schien, nicht angewidert den Mund zu verziehen.
Die dunkle Gestalt schnalzte geringschätzig mit der Zunge.
»Ich habe noch keinen Weg zu Crassus’ Sohn gefunden. Es ist zu früh für einen weiteren Auftrag. Überstürzte Eile lässt meine Brüder sterben. Du hast nicht genug gezahlt, als dass ich meine Männer in deinen Diensten verlieren könnte.«
»Vergiss Crassus. Er bedeutet mir nichts mehr. Ich will, dass du Cinnas Tochter ausfindig machst und sie tötest. Sie ist jetzt dein Ziel. Lass einen Hinweis mit Sullas Namen zurück, so wie du es bei Pompeius’ kleiner Hure getan hast.«
Antonidus spürte, wie sein Handgelenk sanft an seinen Gürtel geführt wurde. Er begriff, was man von ihm verlangte, und schob, sobald der Druck sich verringerte, den Dolch in den Gürtel zurück. Dann wartete er ab und blieb still stehen, weil er nicht wagte, seine Abscheu offen zu zeigen, indem er sich eilig zurückzog. Er wusste, dass bei der kleinsten Beleidigung weder er noch seine Männer die großen Straßen jemals wieder erreichen würden.
»Sie dürfte sehr gut bewacht sein. Du musst für die Leben derer bezahlen, die ich verlieren werde, um an sie heranzukommen. Zehntausend Sesterzen ist der Preis.«
Antonidus sog vor Schreck die Luft ein und biss die Zähne zusammen. Cato würde für die Summe aufkommen, da war er sicher. War es nicht seine Idee gewesen, diese Männer zu engagieren? Er nickte krampfhaft.
»Gut. Ich werde ihn zahlen. Ich lasse meine Wachen das Gold am verabredeten Tag hierher bringen, so wie beim letzten Mal.«
»Du wirst dir andere Wächter suchen müssen. Komm nie wieder uneingeladen hierher, sonst fällt der Preis dafür noch höher aus«, flüsterte die Stimme und entfernte sich schnell von ihm.
Rasche Schritte folgten, und im nächsten Augenblick spürte Antonidus, dass er allein war. Vorsichtig ging er zu der Stelle, wo eben noch seine Wachen gestanden hatten, fühlte mit seiner Hand nach unten und zuckte zurück, als er das Blut aus ihren durchtrennten Kehlen spürte. Er erschauerte und ging so rasch wie möglich den Weg zurück, den er gekommen war.
30
Julius brachte seine Männer eine Stunde vor Morgengrauen in die Unterkünfte der Primigenia. Wie Brutus gesagt hatte, waren sowohl die Gebäude als auch der Exerzierhof sehr eindrucksvoll, und Julius pfiff leise durch die Zähne, als er unter dem äußeren Bogen des Haupttores hindurchmarschierte und die gut positionierten Wachposten und befestigten Stellungen dahinter erblickte.
Die Wachen am Tor mussten angewiesen worden sein, ihn zu erwarten, denn sie winkten die Soldaten einfach durch. Sobald er drinnen war und sich das schwere Tor hinter ihnen geschlossen hatte, erkannte Julius, dass er sich in einem schmalen Hof befand, ganz ähnlich dem Bereich zwischen der äußeren und der inneren Mauer von Mytilene. Jedes der Gebäude, die den Hof umstanden, konnte mit Bogenschützen besetzt sein, und da ihnen der Rückweg versperrt war, gab es als einzigen Weg nach vorne nur einen sehr schmalen Pfad, der wiederum von Schießscharten für noch mehr Bogenschützen durchbrochen war. Julius zuckte die Achseln. Seine Zenturien blieben ordnungsgemäß stehen und richteten ihre Reihen aus, bis sie in dem Zwischenhof ein exaktes Quadrat bildeten.
Julius fragte sich, wie lange ihn Brutus wohl warten lassen würde. Es war nicht leicht einzuschätzen, nachdem er
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