Imperator 02 - König der Sklaven
hingezogen fühlte, sobald er den Laden betreten hatte. Das beunruhigte ihn so sehr, dass er ihr lieber nicht näher kommen wollte. Also wartete er, bis sie die Bänder selbst gelöst hatte.
Du bist ein verheirateter Mann, wies er sich streng zurecht, errötete aber unwillkürlich, als sie ihn wieder anschaute.
»Und was führt dich in unseren bescheidenen kleinen Laden? Ich bezweifle, dass du lediglich vorhattest, mich zu besuchen.«
»Trotzdem wäre das gut möglich. Es hat mich sehr gefreut, als ich von Tubruk erfahren habe, dass du überlebt hast. Ich habe gehört, dass Metella sich das Leben genommen hat.« Wie früher suchte er in ihrer Gegenwart ständig nach Worten und ärgerte sich dabei über seine Unbeholfenheit.
»Hätte ich gewusst, was sie vorhatte, hätte ich sie niemals allein gelassen.« Alexandria sah ihn mit funkelnden Augen an. »Bei den Göttern, ich hätte sie mit hierher zu Tabbic gebracht. Sie war ein Opfer, ebenso wie die Männer, die dieser Hundesohn Sulla auf den Straßen hat umbringen lassen. Mir tut es nur Leid, dass er, wie man berichtet, schnell gestorben ist. Ich hätte ihm einen langsamen Tod gewünscht.«
»Ich habe nichts vergessen, auch wenn der Senat anscheinend vergessen möchte«, sagte Julius mit bitterer Stimme. Sie wechselten einen Blick stummen Einvernehmens, eine Erinnerung an die, die sie verloren und an eine Vertrautheit, die zwischen ihnen noch lebendiger war, als sie vermutet hatten.
»Wirst du sie bezahlen lassen, Julius? Mir wird immer noch übel bei dem Gedanken an den Abschaum, den ich damals in den Straßen habe toben sehen. Rom ist ein viel schmutzigerer Ort, als man es vom Forum aus sehen kann.«
»Ich tue, was ich kann. Ich werde damit anfangen, dass ich sie Marius ehren lasse; eine Kröte, an der sie ziemlich zu schlucken haben dürften«, antwortete er ernst.
Sie lächelte ihn wieder an. »Bei den Göttern, bin ich froh, dein Gesicht nach so langer Zeit wiederzusehen. Es bringt mir die ganze Vergangenheit wieder«, sagte sie, und er errötete abermals, woraufhin sie leise auflachte. Mit ihrem Selbstvertrauen als freie Frau war sie fast nicht wiederzuerkennen, trotzdem spürte er, dass sie jemand war, dem er einfach deshalb vertrauen konnte, weil sie ein Teil der Vergangenheit war. Die zynischere Stimme in ihm argwöhnte, dass er hoffnungslos naiv war. Sie alle hatten sich verändert, und Brutus hatte ihm das bereits deutlich genug gezeigt.
»Ich habe dir nie für das Geld gedankt, das du bei Metella für mich zurückgelassen hast, für die Zeit, wenn ich frei sein würde«, sagte sie. »Ich habe mir einen Anteil an diesem Laden dafür gekauft. Es hat mir sehr viel bedeutet.«
Er tat ihren Dank mit einer flüchtigen Handbewegung ab.
»Ich wollte dir helfen«, erwiderte er.
»Bist du hergekommen, um nachzusehen, wie ich es angelegt habe?«
»Nein. Ich weiß, ich könnte sagen, dass ich dich nur um unserer alten Freundschaft willen wiedersehen wollte, aber ehrlich gesagt …« Er stockte.
»Ich wusste es! Du suchst ein Ohrgehänge für deine Frau, oder eine schöne Brosche? Ich fertige dir etwas ganz Besonderes an, etwas, das zu ihren Augen passt.« Ihre Heiterkeit stand im krassen Gegensatz zu seiner ernsthafteren Stimmung. Er war ganz anders als der stammelnde Knabe, den sie gekannt hatte.
»Nein, es ist für die Verhandlung, und danach. Ich möchte Bronzeschilde zu Ehren von Marius in Auftrag geben. Sie sollen sein Bild tragen, seine Schlachten darstellen, sogar seinen Tod, als die Stadt gefallen ist. Ich möchte, dass sie seine Lebensgeschichte erzählen.«
Alexandria strich mit einer Hand über ihr zusammengebundenes Haar und hinterließ einen schmalen Streifen Goldspäne auf ihrer Wange. Wenn sie sich bewegte, fing sich das Licht darin, und er verspürte unwillkürlich den Drang, mit dem Daumen über ihre Haut zu fahren, um sie wegzuwischen. Seine Regungen verwirrten ihn, und er versuchte sich zu konzentrieren.
Sie runzelte nachdenklich die Stirn, dann nahm sie einen Griffel und eine Wachstafel aus einem Regal.
»Sie sollten groß sein, vielleicht drei Fuß im Durchmesser, damit man auch aus einiger Entfernung noch etwas erkennen kann.«
Sie fing an, Skizzen in die Wachsfläche zu ritzen, wobei sie ein Auge fast zukniff. Julius sah zu, wie sie sich eine lose Haarsträhne aus der Stirn strich. Tubruk hatte gesagt, sie sei gut, und normalerweise konnte man sich auf das Urteil dieses Mannes verlassen.
»Die Erste sollte ein Porträt sein.
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