Imperator 02 - König der Sklaven
hatte, und bemerkte, dass viele aus der Menge die Hälse reckten, um ebenfalls einen Blick darauf zu erhaschen und dabei eifrig mit den Fingern zeigten und sich unterhielten. Nur Alexandria, Tabbic und er selbst wussten, was sich unter den schweren Stofffalten verbarg, und Julius verspürte eine leise Erregung bei dem Gedanken an die Reaktionen, die sie auslösen würden, wenn er sie schließlich enthüllte.
Hinter ihm gingen seine drei Anwälte noch einmal mit gebeugten Köpfen und unter leisem Gemurmel ihre Unterlagen und Notizen durch. Es hatte ihn zwei Talente Gold gekostet, Quintus Scaevola damit zu beauftragen, den Fall für ihn vorzubereiten, aber es gab nur wenige Männer in Rom, die sich in den Zwillingsverordnungen der Zwölftafelgesetze und des Gewohnheitsrechts besser auskannten als er. Es hatte bereits einer beträchtlichen Summe bedurft, um ihn aus dem Ruhestand zu locken, doch trotz seiner steifen Gelenke hatte sich der Verstand hinter den Augen mit den schweren Lidern als ebenso scharf erwiesen, wie man es Julius berichtet hatte. Er sah zu, wie Quintus den Unterlagen für die Verhandlung eine Fußnote beifügte, und fing seinen Blick auf, als er nachdenklich aufschaute.
»Nervös?«, fragte Quintus und wedelte mit dem Bündel Pergamente zu dem Gericht und der dunklen Menge dahinter hinüber.
»Ein wenig schon«, gestand Julius. »Es steht viel auf dem Spiel.«
»Denk an den Streitwert. Diesen Punkt lässt du immer aus.«
»Ich weiß, Quintus. Wir sind es oft genug durchgegangen«, erwiderte Julius. Der alte Rechtsgelehrte war ihm ans Herz gewachsen, auch wenn der Mann nur für das Gesetz zu leben schien und sich um die anderen Belange der Stadt nicht zu scheren schien. Julius hatte ihn in der ersten Woche ihrer Zusammenarbeit scherzhaft gefragt, was er täte, wenn er erführe, dass sein Sohn ein Haus in der Stadt angezündet hatte. Nachdem er eine ganze Weile schweigend überlegt hatte, hatte Quintus erwidert, dass er den Fall nicht annehmen könne, da das Gesetz es verböte, sich selbst als Zeugen aufzurufen.
Quintus drückte Julius mit strenger Miene die Unterlagen in die Hand. »Scheue dich nicht, um Rat zu fragen. Sie werden versuchen, dich zu vorschnellen Äußerungen zu verleiten. Wenn du das Gefühl hast, dass dir die Argumente entgleiten, wende dich ab, und ich werde dich beraten, so gut ich kann. Erinnerst du dich noch an den Abschnitt aus den Zwölftafelgesetzen?«
Julius hob gereizt die Augenbrauen. »Der, den wir alle schon als Kinder auswendig gelernt haben? Ja, den kenne ich.«
Quintus rümpfte angesichts dieses Sarkasmus die Nase. »Vielleicht solltest du ihn noch einmal aufsagen, um sicherzugehen.«
Julius wollte etwas entgegnen, wurde aber vom fröhlichen Jubel der Menge unterbrochen.
»Der Magistrat und der Prätor. Nur eine Stunde zu spät, Meister Scaevola«, zischte einer der jüngeren Anwälte Quintus zu. Julius folgte ihren Blicken und sah die Gruppe aus dem Senatsgebäude kommen, in dem sie sich vorbereitet hatte.
Als die vier Männer mit ihren Leibwachen in den Gerichtsbereich schritten, verstummte die Menge wieder. Julius musterte sie eingehend. Der Prätor war ihm nicht bekannt, ein kleiner, rotgesichtiger Mann mit Halbglatze. Er ging mit geneigtem Kopf, wie ins Gebet vertieft, und nahm auf dem erhöhten Podium Platz, das eigens für die Verhandlung aufgebaut worden war. Julius sah, wie der Prätor dem Zenturio der Wachen zunickte und den Magistrates das Zeichen gab, sich neben ihm niederzulassen.
Diese Männer waren ihm vertraut, und er stieß einen stummen Seufzer der Erleichterung aus, als er sah, dass ihm keines der Gesichter aus den Fraktionen des Senats bekannt war. Seine schlimmste Furcht war die, dass sie Catos Handlanger sein könnten, doch als einer von ihnen ihm zulächelte, hellte sich seine Stimmung auf. Der Volkstribun nahm als ältester der Richter seinen Platz als Letzter ein. Die Menge ließ vielstimmigen Jubel für ihren Vertreter vernehmen, und der Mann lächelte zurück und hob kurz die Hand. Sein Name war Servius Pella, viel mehr konnte sich Julius über ihn nicht in Erinnerung rufen. Sein Haar war bis dicht an den knochigen Schädel geschoren, die tief liegenden Augen sahen im trüben Licht der Fackeln fast schwarz aus. Julius bedauerte flüchtig, dass er sich nicht die Zeit genommen hatte, den Mann am Rande einer Senatssitzung kennen zu lernen, schob den Gedanken aber sofort wieder beiseite. Er wusste, dass es sinnlos war, sich der
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