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Imperator 02 - König der Sklaven

Imperator 02 - König der Sklaven

Titel: Imperator 02 - König der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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Magistrates, Senatoren, Volk von Rom«, begann Julius so laut, dass seine Worte bis in die Zuschauermenge getragen wurden. Dies wurde mit Jubelrufen quittiert, doch der Prätor sah ihn nur finster an. Bevor er weitersprach, ordnete Julius seine Gedanken. Instinktiv spürte er, dass die Verteidigung des Marius eher das Volk, das unter Sulla gelitten hatte, ansprechen würde als die schweigenden Magistrates. Doch darauf einzugehen, war ein gefährliches Spiel, das die Richter sogar dazu bringen konnte, gegen einen recht eindeutigen Fall zu entscheiden. Er musste äußerst vorsichtig vorgehen.
    »Die Geschichte dieses Falles reicht weiter zurück als fünf Wochen«, fing er an. »Sie beginnt an einem Abend vor drei Jahren, an dem sich die Stadt für den Bürgerkrieg bereit machte. Marius war der rechtmäßige Konsul von Rom, seine Legion hatte die Stadt gegen feindliche Angriffe befestigt …«
    »Verehrtes Gericht, ich bitte doch sehr, ihm diesen ausschweifenden Diskurs zu untersagen«, fiel ihm Rufus ins Wort und erhob sich. »Es geht hier um den Besitzanspruch auf das Haus, nicht um längst geschlagene Schlachten der Geschichte.«
    Die Richter besprachen sich kurz, dann erhob sich einer von ihnen.
    »Unterbrich nicht, Rufus. Der Beklagte hat ein Recht darauf, seinen Fall so darzustellen, wie er es für richtig befindet«, sagte er.
    Rufus fügte sich und nahm wieder Platz.
    »Vielen Dank, hohes Gericht«, fuhr Julius fort. »Dass Marius mein Onkel war, ist allgemein bekannt. Er hat die Verteidigung der Stadt übernommen, als Sulla nach Griechenland zog, um Mithridates zu besiegen. Eine Aufgabe, die Sulla nur sehr unvollständig erfüllt hat.«
    Bei dieser Bemerkung ging ein Lachen durch das Publikum, das jedoch sogleich verklang, als der Prätor seinen funkelnden Blick hob. Julius redete weiter: »Marius war überzeugt, dass Sulla mit dem Ziel in die Stadt zurückkehren würde, die Macht vollends an sich zu reißen. Um das zu verhindern, ließ er die Mauern Roms befestigen und bereitete seine Männer darauf vor, die Bewohner der Stadt gegen einen bewaffneten Angriff zu verteidigen. Hätte sich Sulla den Stadtmauern ohne Gewalt genähert, hätte er seinen Konsulposten ohne weiteres wieder einnehmen können und der Frieden der Stadt wäre nicht gebrochen worden. Stattdessen hat er Attentäter innerhalb ihrer Mauern zurückgelassen, die den Marius feige im Schutz der Dunkelheit überfielen, um ihn zu ermorden. Sullas Männer haben die Tore geöffnet und ihren Herrn in die Stadt eingelassen. Ich glaube, es war der erste bewaffnete Angriff auf Rom seit über zweihundert Jahren.«
    Julius machte eine Atempause und musterte die Magistrates, um zu sehen, wie sie auf seine Worte reagierten. Sie sahen ihn mit unbeeindruckten Gesichtern an, die nicht verrieten, was dahinter vorging.
    »Mein Onkel wurde ermordet, von einem Dolch aus Sullas eigener Hand, und obwohl seine Legion mehrere Tage lang heldenhaft kämpfte, musste sie sich dem Eindringling am Ende geschlagen geben.«
    »Das ist zu viel!«, rief Rufus und sprang auf. »Unter dem Schutz dieser Verhandlung besudelt er den Namen eines geliebten Anführers von Rom. Ich beantrage, ihm für diese Posse einen Tadel auszusprechen.«
    Der Magistrat, der schon zuvor gesprochen hatte, beugte sich vor und wandte sich an Julius.
    »Du strapazierst unsere Geduld, Cäsar. Sollte das Ergebnis zu deinen Ungunsten ausfallen, darfst du sicher sein, dass wir deine Respektlosigkeit bei der Urteilsfindung berücksichtigen. Hast du verstanden?«
    Julius nickte und schluckte, um seine mit einem Mal ausgetrocknete Kehle zu befeuchten.
    »Gewiss, aber die Worte müssen ausgesprochen werden«, sagte er.
    Der Magistrat zuckte die Achseln. »Es geht um deinen Kopf«, meinte er, als Julius noch einmal tief durchatmete, bevor er wieder das Wort ergriff.
    »Das meiste, was darauf folgte, ist bekannt. Der Sieger Sulla beanspruchte den Titel des Diktators für sich. Über diese Periode in der Geschichte der Stadt werde ich keine weiteren Worte verlieren.«
    Der Magistrat nickte knapp, und Julius fuhr fort.
    »Obwohl er die Stadt treu nach dem Gesetz verteidigt hatte, wurde Marius zum Verräter erklärt, seine Besitztümer vom Staat verkauft. Sein Haus wurde öffentlich versteigert und von Antonidus, dem Kläger dieses Prozesses, gekauft. Die Legion des Marius wurde aufgelöst, ihr Name aus den Ehrenrollen des Senats getilgt.«
    Julius hielt inne und neigte den Kopf, als schäme er sich für diese Tat.

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