Imperator 02 - König der Sklaven
Dann machte er einen blitzschnellen Schritt nach vorne und versenkte seinen Gladius so tief in der Brust des Mannes, dass die Klinge am Rücken wieder herausfuhr. Er zog sie heraus, und der Mann fiel vornüber auf das Pflaster. Der metallene Kopf seiner Axt klirrte laut auf den Steinen.
»Wer ist außer ihm noch der Meinung, dass dieser Mann hier bleibt?«, fragte Renius und sah sich in der Menge um. Der unerwartete gewaltsame Tod direkt vor ihren Augen hatte sie alle erstarren lassen. Keiner antwortete ihm. Renius nickte ernst und sprach klar und deutlich.
»Niemand ist über irgendjemanden hergefallen. Nach dem, was ich letzte Nacht gehört habe, hat das Mädchen das Ganze genauso genossen wie mein idiotischer Freund hier.« Renius ignorierte das Geräusch hinter sich, als Brutus scharf die Luft durch die Zähne sog. Er hielt seinen wandernden Blick fest auf die Menge gerichtet, doch die Leute hörten ihm kaum zu. Der Gladiator hatte ohne Zögern getötet. Das war es, was sie verstummen ließ.
»Können wir verschwinden?«, murmelte Renius nach hinten.
Brutus prüfte vorsichtig seine Beine. Die Durchblutung setzte mit einem heftigen Brennen wieder ein. So schnell wie möglich zog er sich an. Die Rüstung klapperte laut, als er den Sack mit einer Hand hastig nach seinen Sachen durchsuchte.
»Sobald ich angezogen bin.«
Er wusste, dass sie nicht ewig so ruhig dastehen würden. Trotzdem erschrak er, als Livia sich durch die Menge nach vorne drängte und schrill aufschrie.
»Warum steht ihr alle wie angewurzelt da?«, schrie sie die Meute wütend an. »Seht euch meinen Vater an! Wer von euch rächt seinen Tod?«
Hinter ihrem Rücken richtete sich Brutus mit gezücktem Schwert auf. Ihr süßes Lächeln vom Nachmittag hatte sich in puren Hass verwandelt. Sie stand da und beschimpfte ihre eigenen Landsleute, aber niemand sah ihr in die Augen. Die Rachegelüste der Menge waren angesichts der niedergestreckten Gestalt zu ihren Füßen verflogen.
Am Rande der Gruppe wandte ihr Ehemann ihr den Rücken zu und schritt steif in die Dunkelheit. Als Livia sah, wer sie da im Stich ließ, warf sie sich herum und schlug auf Renius ein. Dessen einer Arm hielt das Schwert, und als Brutus sah, wie sich seine Muskeln spannten, streckte er die Hand aus und zog Livia von ihm weg.
»Geh nach Hause«, fuhr er sie an. Doch stattdessen krallten ihre Finger nach seinen Augen, und Brutus versetzte ihr einen derben Stoß, so dass sie neben der Leiche ihres Vaters zu Boden fiel. Weinend klammerte sie sich daran fest.
Renius und Brutus sahen sich an und betrachteten dann die immer kleiner werdende Menge.
»Lass sie«, sagte Renius.
Die beiden Männer überquerten den Platz und gingen wortlos durch die Stadt. Es schien Stunden zu dauern, bis sie den Stadtrand erreichten und endlich in ein Tal blickten, das zu einem Fluss in der Ferne hinunterführte.
»Wir sollten uns beeilen. Bis zum Morgengrauen haben sie sicher Blutrache geschworen und kommen uns nach«, sagte Renius und steckte endlich sein Schwert in die Scheide.
»Hast du wirklich gehört, wie …?«, fragte Brutus und sah verlegen zur Seite.
»Ja, du hast mich mit deinem Gestöhne aufgeweckt«, gab Renius zur Antwort. »Dein rasches Vergnügen könnte uns immer noch den Kopf kosten, wenn sie uns ordentliche Spurenleser auf den Hals hetzen. Im Haus ihres Vaters!«
Brutus sah seinen Gefährten missmutig an.
»Vergiss nicht, dass du ihn getötet hast«, murmelte er.
»Hätte ich es nicht getan, würdest du jetzt immer noch dort baumeln. Und jetzt lauf weiter! Bis zum Tageslicht müssen wir so weit wie möglich von hier weg sein. Und das nächste Mal, wenn dich ein hübsches Mädchen zweimal anschaut, renn weg. Sie machen mehr Ärger, als die ganze Sache wert ist.«
Wortlos und verstimmt setzten die beiden Männer ihren Weg den Hügel hinab fort.
4
»Du trägst ja deinen Kranz gar nicht! Ich hab gehört, du schläfst sogar damit«, höhnte Suetonius, als Julius zur Wache erschien.
Julius ignorierte ihn, weil er wusste, dass eine Antwort nur zu einem weiteren Wortwechsel führen würde, der die Abneigung zwischen den beiden Offizieren einer offenen Feindschaft noch näher bringen würde. Momentan tat Suetonius wenigstens noch höflich, solange die anderen Männer in Hörweite waren. Jeden zweiten Morgen jedoch, wenn sie beide alleine Wache standen, ließ er seiner Verbitterung freien Lauf. Am ersten Tag auf See, nachdem sie die Insel wieder verlassen hatten, hatte
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