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Imperator 02 - König der Sklaven

Imperator 02 - König der Sklaven

Titel: Imperator 02 - König der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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einer der Männer einen Blätterkranz an die Spitze des Mastes gebunden, als wolle er damit zeigen, dass das ganze Schiff diese Ehre verdient hatte. Viele Legionäre hatten in der Nähe des Mastes gewartet, um zu sehen, wie Julius reagierte. Sein erfreutes Grinsen ließ sie alle jubeln. Suetonius hatte gelächelt wie die anderen auch, aber seine Abneigung gegen Julius war von diesem Moment an noch stärker geworden.
    Julius hielt den Blick aufs Meer und die afrikanische Küste am Horizont gerichtet. Er verlagerte sein Gewicht mit den Bewegungen der Accipiter , die in der Dünung sanft auf und nieder ging. Trotz Suetonius’ höhnischer Bemerkung hatte er den Kranz seit ihrem Abmarsch aus Mytilene nicht getragen. Nur ein- oder zweimal hatte er ihn in der Abgeschiedenheit seiner winzigen Koje unter Deck aufgesetzt. Die Eichenblätter waren schon trocken und braun geworden, doch das machte nichts. Man hatte ihm das Recht verliehen, einen solchen Kranz zu tragen, und sobald er wieder in Rom war, würde er sich einen frischen binden lassen.
    Sein Tagtraum machte es ihm leicht, Suetonius zu ignorieren. Er träumte davon, an einem schönen Tag zum Wagenrennen in den Circus Maximus zu gehen und zu sehen, wie Tausende Römer sich für ihn allein erhoben. Zuerst würden diejenigen in seiner Nähe aufstehen, dann würde in einer riesigen Wellenbewegung die ganze Menge folgen. Er lächelte leise vor sich hin, und Suetonius schnaubte verärgert.
    Selbst in der Stille des Morgengrauens gingen die Ruder unter ihnen rhythmisch auf und nieder, während die Accipiter ruhig durch die Wellen glitt. Julius wusste mittlerweile, dass sie nicht gerade das wendigste Schiff war. Seit sie Mytilene vor Monaten verlassen hatten, waren ihnen zwei Piratenschiffe ohne Mühe entkommen. Mit ihrem geringen Tiefgang kam sie im Wasser nur schwer voran, und selbst das Zwillingssteuerruder änderte nichts daran, dass die Accipiter Schwierigkeiten hatte, rasch den Kurs zu wechseln. Ihre einzige Stärke war ihre plötzliche Beschleunigung durch die Ruderer. Doch selbst mit zweihundert Sklaven, die ihr Bestes gaben, erreichte sie keine größere Geschwindigkeit als ein forscher Wanderer an Land. Gaditicus schien ihre Unfähigkeit, die Feinde einzuholen, keine Sorgen zu bereiten. Ihm reichte es, sie von den Küstenstädten und den großen Handelsrouten zu verjagen. Damals, als er an Bord dieses Schiffes gegangen war, hatte Julius sich etwas anderes erhofft. Ihm hatten schnelle und erbarmungslose Hetzjagden vorgeschwebt. Die Erkenntnis, dass sich die römische Kriegskunst nicht auch auf den Seekampf erstreckte, war bitter.
    Julius sah zur Seite, wo sich die Doppelreihe der Ruder einträchtig hob und senkte und im Gleichtakt ins Wasser eintauchte. Er fragte sich, wie man diese riesigen Ruderblätter Stunde um Stunde bewegen konnte, ohne zu ermüden, selbst wenn drei Sklaven gemeinsam ein Ruder bedienten. Im Zuge seiner Aufgaben war er ein paar Mal unten auf dem Ruderdeck gewesen, doch es war eng und voll und stank fürchterlich. Die Bilge stank nach Jauche, die zweimal täglich mit ein paar Eimern Meerwasser hinausgespült wurde. Der Gestank hatte ihm den Magen gehoben. Angeblich bekamen die Sklaven mehr zu essen als die Legionäre. Als er das Heben und Senken der riesigen Ruderbalken betrachtete, konnte er verstehen, warum das nötig war.
    Weil die Accipiter gerade gegen einen Westwind ankämpfte, wurde die mörderische Hitze von der afrikanischen Küste auf dem Oberdeck durch eine steife Brise gemildert. Von seiner Position aus konnte Julius deutlich sehen, dass die Accipiter wohl nicht auf Schnelligkeit, dafür aber auf den Kampf ausgerichtet war. Das offene Deck, eine breite Fläche aus Holz, im Laufe der Jahrzehnte von der sengenden Sonne ausgebleicht, war frei von Hindernissen. Nur am hinteren Ende erhob sich ein Aufbau mit den Kabinen von Gaditicus und Prax. Der Rest der Zenturie schlief in engen Quartieren unter Deck. Ihre Ausrüstung war im Waffenlager untergebracht, wo sie jederzeit schnell erreichbar war. Regelmäßige Drills und Übungen sorgten dafür, dass sie in weniger als einer Umdrehung des Sandglases von Schlaf zu Gefechtsbereitschaft wechseln konnten. Sie waren eine sehr disziplinierte Mannschaft, dachte Julius. Könnten sie jemals ein anderes Schiff einholen, wären sie mit Sicherheit unschlagbar.
    »Offizier an Deck!«, bellte ihm Suetonius plötzlich ins Ohr, und Julius schreckte auf und nahm Haltung an. Gaditicus hatte einen sehr viel

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