Imperator 02 - König der Sklaven
Sklaven zu kaufen, und danach trägt sich das Schiff praktisch selbst. Und immerhin versenken wir ein paar von ihren Schiffen, auch wenn es so aussieht, als gäbe es trotzdem immer mehr Piraten.«
»Es ist nur manchmal … ziemlich frustrierend«, erwiderte Julius. Eigentlich hätte er gerne gesagt, dass es schlichtweg irrwitzig war, wenn die mächtigste Nation der Welt von der Hälfte der Schiffe auf dem Meer geschlagen werden konnte. Aber Prax schien trotz seiner Freundlichkeit ein wenig reserviert, deshalb unterließ er diesen Kommentar. Es gab eine unsichtbare Grenze, die von einem Jüngeren nicht überschritten werden durfte, auch wenn diese Grenze bei Prax nicht ganz so deutlich gezogen war wie bei anderen.
»Wir sind eben Landbewohner, meine Herren, auch wenn einige von uns die See am Ende doch lieben lernen, so wie ich. Der Senat betrachtet unsere Flotte lediglich als Transportmöglichkeit, um unsere Soldaten schneller in anderen Ländern zum Einsatz zu bringen. Wie zum Beispiel in Mytilene. Vielleicht begreifen auch die Senatoren eines schönen Tages, dass es genauso wichtig ist, das Meer zu beherrschen. Aber wie gesagt, ich glaube nicht, dass das noch zu meinen Lebzeiten geschieht. In der Zwischenzeit ist die Accipiter eben etwas schwerfällig und langsam, aber das bin ich auch, und sie ist schon doppelt so alt wie ich.«
Suetonius lachte pflichtbewusst, was Julius zusammenzucken ließ, doch Prax schien es nicht zu bemerken. Prax’ Worte riefen Erinnerungen in Julius wach. Ihm fiel ein, dass Tubruk einmal etwas Ähnliches gesagt hatte. Er hatte ihn die dunkle Erde des Guts in den Händen halten lassen und ihn an all die Generationen vor ihm erinnert, die sie mit ihrem Blut getränkt hatten. Die Erinnerung daran schien aus einem anderen Leben zu stammen. Damals hatte sein Vater noch gelebt, Marius war Konsul mit einer rosigen Zukunft gewesen. Er fragte sich, ob jemand wohl ihre Gräber pflegte. Einen Moment lang drängten die dunklen Sorgen, die seine Gedanken immer unterschwellig beschäftigten, an die Oberfläche. Wie immer, wenn das passierte, redete er sich selbst gut zu. Tubruk würde sich ganz sicher um Cornelia und seine Mutter kümmern. Er vertraute niemandem auch nur halb so sehr wie diesem Mann.
Prax versteifte sich plötzlich, als sein Blick wieder über die Küste glitt. Sein freundlicher Gesichtsausdruck war verschwunden, und seine Züge verhärteten sich.
»Geh nach unten und schlag Alarm, Suetonius. Ich will innerhalb von fünf Minuten alle Männer kampfbereit an Deck haben.«
Suetonius salutierte hastig und mit weit aufgerissenen Augen, lief zu dem steilen Niedergang und kletterte flink nach unten. Julius blickte in die Richtung, in die Prax zeigte. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. An der Küste stieg eine große schwarze Rauchwolke fast kerzengerade in den Morgenhimmel.
»Waren das Piraten, Herr?«, fragte er schnell, obwohl er die Antwort eigentlich schon wusste.
Prax nickte. »Sieht so aus, als hätten sie ein Dorf überfallen. Vielleicht erwischen wir sie, wenn sie wieder in See stechen. Jetzt könntest du deine Chance bekommen, sie ›im Kampf zu stellen‹, Cäsar.«
Die Accipiter machte sich gefechtsklar. Jeder lose Ausrüstungsgegenstand wurde sicher verstaut, die Katapulte wurden gespannt und Steine und Öl als Geschosse bereitgestellt. Die Legionäre traten eilig an Deck an, und eine Gruppe baute bereits den Corvus zusammen. Eilig schlugen sie Eisenstifte zwischen die Einzelteile, bis die große Enterrampe hoch über dem Deck stand und zum Einsatz bereit war. Sobald die Halteseile losgemacht wurden, würde sie auf die Reling oder die Planken des feindlichen Schiffes fallen, wo sich ihr eiserner Haltedorn unlösbar festkrallte. Über diese Rampe würden die besten Kämpfer der Accipiter an Bord stürmen und so schnell wie möglich eine Bresche schlagen, damit die anderen folgen konnten. Das war eine sehr gefährliche Aufgabe, doch nach jedem Kampf wurden diese Plätze immer heiß gehandelt und erzielten in den langweiligen Monaten zwischen den Einsätzen hohe Wettquoten.
Unter Deck gab der Sklavenaufseher brüllend den zweifachen Rudertakt an, und die Ruder bewegten sich in eiligerem Rhythmus. Da der Wind von der Küste her wehte, wurde das Segel eingeholt und säuberlich zusammengelegt. Schwerter wurden auf Scharten und Risse geprüft, die Rüstungen sorgfältig geschnürt. Die wachsende Anspannung an Bord, die nur durch lange geschulte Disziplin in Zaum gehalten
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