Imperator 02 - König der Sklaven
enthoben. Stellst du noch einmal einen meiner Befehle in Frage, lasse ich dich töten und an den Straßenrand werfen. Verstanden?«
»Absolut«, erwiderte Lepidus, allem Anschein nach zufrieden gestellt.
Julius überlegte, was er sich wohl von diesem Schlagabtausch versprochen hatte. Hoffte der Legat, Crassus zu untergraben? Julius wusste, dass er unter einem solchen Mann nicht dienen konnte, gleichgültig, auf welche Weise er versuchte, sich Autorität zu verschaffen. Die Drohung, die Pompeius ausgestoßen hatte, war gefährlich. Wenn die Soldaten von Lepidus’ Legion ihrem Feldherrn ebenso loyal ergeben waren, wie Julius es bei der Primigenia und Marius gesehen hatte, dann war Pompeius ein Risiko eingegangen. An Pompeius’ Stelle hätte Julius es für besser gehalten, Lepidus auf der Stelle töten zu lassen und seine Legion in Schande nach Rom zurückzuschicken. Der Verlust der Männer war leichter zu verschmerzen, als mit Soldaten zu marschieren, die ihnen eventuell in den Rücken fielen.
»Wir brechen in zwei Tagen auf, im Morgengrauen«, sagte Pompeius. »Ich habe bereits meine Spione ausschwärmen lassen. Sie haben Befehl, sich der Hauptstreitmacht anzuschließen, sobald wir nahe genug herangekommen sind. Die Kampftaktik wird entschieden, sobald uns genauere Informationen vorliegen. Ihr seid entlassen. Tribun Cäsar, ich möchte mit dir reden, wenn du noch einen Moment bleiben könntest.«
Lepidus erhob sich mit den anderen Legaten und fing mit zwei von ihnen eine Unterhaltung an, als sie langsam aus dem Raum schritten. Bevor ihre Stimmen verklangen, hörte Julius ihn über eine geistreiche Bemerkung lachen, und er sah, wie Pompeius gereizt mitten in der Bewegung erstarrte.
»Dieser Bursche ist Catos verlängerter Arm«, sagte Pompeius zu Crassus. »Wir können uns darauf verlassen, dass er sich zu allem, was wir tun, Notizen macht, damit er ihm Bericht erstatten kann, sobald wir wieder in Rom sind.«
Crassus zuckte die Achseln. »Dann schick ihn zurück. Ich versehe die Entscheidung mit meinem Siegel, und wir schlagen die Aufständischen mit sieben Legionen ebenso leicht wie mit acht.«
Pompeius schüttelte den Kopf. »Vielleicht. Aber es gibt noch andere Berichte, die ich nicht erwähnt habe. Julius, das hier muss unter uns bleiben, verstanden? Es besteht keine Veranlassung, die Gerüchte vor morgen im Lager umgehen zu lassen, und genau das wäre geschehen, wenn ich es den anderen mitgeteilt hätte, besonders Lepidus. Die Sklavenarmee ist erschreckend angewachsen. Mir liegen Meldungen vor, die von fünfzigtausend Mann sprechen. Hunderte von Höfen und Gütern sind geplündert worden. Sie können jetzt nicht mehr zurück, und das macht sie zu entschlossenen Kämpfern. Sie kennen die Strafe für entflohene Sklaven, und dieser Aufstand lässt sich nur mit einer gewaltigen Machtdemonstration beenden. Ich glaube, wir werden jede Legion brauchen, die wir haben.«
Julius stieß einen leisen Pfiff aus. »Wir können uns also nicht darauf verlassen, dass wir sie vernichtend schlagen«, sagte er.
Pompeius verzog das Gesicht. »Nein, es sieht nicht so aus. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass sie bei unserem ersten Angriff Hals über Kopf davonlaufen, aber man muss bedenken, dass sie Frauen und Kinder bei sich haben, und dass sie nirgendwo hinkönnen, wenn sie verlieren. Diese Gladiatoren haben inzwischen mehr als einen Sieg für sich verbuchen können, das heißt, es handelt sich um mehr als nur einen bunt zusammengewürfelten Haufen.« Er schnaubte leise. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich mich fragen, ob Cato vielleicht sogar darauf hofft, dass wir verlieren … aber nein, das wäre sogar für ihn zu vermessen. Sie könnten sich immer noch nach Süden wenden, und ab Ariminum liegt das Land offen da. Sie müssen vernichtet werden, und um das zu bewerkstelligen, brauche ich gute Anführer, Julius.«
»Ich habe mehr als zweitausend Mann unter dem Adler der Primigenia«, erwiderte Julius. Er verschwieg, dass Cato die Hälfte davon gestellt hatte, um seinen Sohn zu schützen. Renius hatte sie bis zum Umfallen exerzieren lassen, doch im Vergleich zu den schon länger bestehenden Legionen waren sie immer noch zweite Wahl. Er fragte sich, wie viele von ihnen auf den richtigen Augenblick warteten, um ihm ein Messer in den Rücken zu jagen. Mit solchen Männern strotzte er nicht gerade vor Selbstvertrauen, trotz all seiner Versicherungen Renius gegenüber, dass sie eines Tages
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