Imperator 02 - König der Sklaven
Drohung wahr machte und ihm tatsächlich Bericht erstattete.
»Es gibt da eine Felsnase, die das Schlachtfeld überragt«, sagte er leise. »Brutus glaubt, dass wir von dort einen guten Blick auf die feindliche Streitmacht haben.«
»Ich kenne das Gelände, Herr, aber die Kundschafter sagen, der Felsen sei zu steil, um ihn zu erklettern. Es geht praktisch senkrecht nach oben«, erwiderte der Soldat und rieb sich nachdenklich das Kinn.
»Einen Versuch wäre es wert«, mischte sich Brutus ein.
Der Zenturio sah ihn zum ersten Mal an. Seine Miene war nachdenklich.
»Ich könnte die Meldung bis zur Wachablösung in drei Stunden verzögern. Wenn ihr bis dahin nicht zurück seid, muss ich euch als Deserteure melden. So viel gestehe ich einem Neffen des Marius zu, aber nicht mehr.«
»Guter Mann. So weit wird es nicht kommen. Wie ist dein Name?«, fragte ihn Julius.
»Taranus, Herr.«
Julius klopfte dem Pferd den zitternden Hals.
»Ich bin Julius Cäsar, und das ist Marcus Brutus. Wir sind vor der Wachablösung wieder hier, Taranus. Ich gebe dir mein Wort darauf.«
Auf Taranus’ Befehl traten die Wachen zur Seite und ließen sie durch. Draußen standen sie auf einer felsigen Ebene, und irgendwo vor ihnen lag der Feind. Sobald sie außer Hörweite der Wachen waren, fuhr er Brutus an.
»Ich fasse es nicht, dass ich mich von dir zu so etwas habe überreden lassen! Wenn Pompeius davon erfährt, lässt er uns die Haut vom Rücken peitschen. Mindestens.«
Brutus zuckte ungerührt die Achseln.
»Das wird er nicht tun. Nicht, wenn wir diesen Felsen erklettern. Seine Kundschafter sind Reiter, verstehst du? Sie denken, alles, wo sie kein Pferd hinaufbekommen, kann nicht erklommen werden. Ich habe mir den Felsen kurz angesehen, bevor es dunkel wurde. Von dort oben haben wir eine hervorragende Aussicht. Das Mondlicht müsste ausreichen, um das Lager des Feindes zu sehen, und das dürfte sehr nützlich sein, ganz egal, was Pompeius dazu sagt, dass wir das Lager verlassen haben.«
»Ich kann nur hoffen, dass du Recht hast«, sagte Julius grimmig. »Jetzt komm. Drei Stunden sind nicht sehr viel.«
Die beiden jungen Männer trabten los und hielten auf die schwarze Silhouette zu, die sich vor ihnen gegen die Sterne abzeichnete. Es war eine bedrohliche Felsspitze, ein Zahn mitten in der Ebene.
»Aus der Nähe sieht es viel höher aus«, flüsterte Brutus und entledigte sich für den Aufstieg seiner Sandalen und seines Schwertes. Obwohl sie sich so die Füße aufreißen würden, war es besser, als mit rutschenden und klappernden eisenbeschlagenen Sandalen zu klettern und so den Feind auf sich aufmerksam zu machen. Schließlich wussten sie nicht, wie nahe sie seinen Spähtrupps waren, aber weit entfernt konnten sie nicht sein.
Julius blickte zum Mond hinauf und versuchte auszurechnen, wie viel Zeit ihnen blieb, bevor er unterging.
Trotz des hilfreichen Mondlichts war der Aufstieg schwierig und gefährlich. Die ganze Zeit über quälte Julius die Vorstellung, dass irgendein Bogenschütze der Sklavenarmee sie erblicken und mit Pfeilen spicken würde, so dass sie auf die mit Felsbrocken übersäte Ebene stürzen und dort zerschmettert werden würden. Die Felsnadel schien immer höher zu werden, je weiter sie kletterten, und Julius war überzeugt, dass sie mindestens hundert, wenn nicht gar zweihundert Fuß hoch war. Nach einer Weile verwandelten sich seine Füße in gefühllose Klumpen, die ihn kaum noch trugen. Seine Finger schmerzten und verkrampften sich, und allmählich sorgte er sich, dass sie nicht mehr rechtzeitig im Lager zurück sein würden, bevor der Zenturio sie meldete.
Seiner Berechnung nach dauerte es fast eine Stunde, bis sie den abgeflachten Gipfel des Felsens erreicht hatten, und zunächst konnten Brutus und er nichts anderes tun, als keuchend dazuliegen und lang ausgestreckt darauf zu warten, dass sich ihre gemarterten Muskeln einigermaßen erholten.
Der Gipfel war eine unebene Fläche, die im Mondlicht beinahe weiß schimmerte. Julius hob den Kopf und duckte sich gleich darauf wieder. Entsetzen durchfuhr ihn.
Dort war noch jemand, nur wenige Fuß von ihnen entfernt. Zwei Gestalten saßen da und beobachteten sie. Julius griff dorthin, wo normalerweise sein Schwert hing, und beinahe hätte er laut geflucht, als ihm einfiel, dass er es unten liegen gelassen hatte.
»Sieht ganz so aus, als hättet ihr zwei die gleiche Idee gehabt«, gluckste eine tiefe Stimme.
Brutus stieß einen Fluch aus und richtete sich
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