Imperator 02 - König der Sklaven
die griechischen Legionen in weniger als zwei Wochen zu ihnen bringen konnte.
Cabera ritt an Julius’ Seite, und die beiden wechselten immer dann die Pferde, wenn Pompeius es tat, alle zwölf Meilen an den Zwischenstationen. Pompeius wusste nicht mehr genau, was er von dem jungen Tribun halten sollte. Seit sie auf dem großen Forum zugesehen hatten, wie Cato gestorben war, hatte er nur wenige Worte an ihn gerichtet, trotzdem kam er ihm wie ein völlig anderer Mensch vor. Das innere Feuer, das Pompeius erschreckt hatte, als Julius das Kommando über die neue Zehnte Legion übernommen hatte, schien ihn verlassen zu haben. Es war nicht derselbe Mann, der jetzt auf der Straße dahinritt, ohne auf den Weg zu achten, so dass sein Pferd wegen der mangelnden Führung durch seinen Reiter nervös mit den Augen rollte. Pompeius beobachtete ihn jeden Tag sorgfältig. Er hatte schon mehr als einmal erlebt, dass Männer nach einer persönlichen Tragödie zerbrochen waren, und falls Julius nicht mehr in der Lage sein sollte, sein Kommando zu führen, würde er nicht zögern, ihn seines Postens zu entheben. Marcus Brutus konnte die Aufgabe ebenso gut erfüllen, und insgeheim gestand sich Pompeius ein, dass Brutus ihm niemals so gefährlich werden würde wie dieser Cäsar. Die Art und Weise, wie der junge Julius das Kommando über die Primigenia übernommen und trotzdem die Freundschaft mit Brutus bewahrt hatte, sagte eine Menge über seine Tüchtigkeit aus. Vielleicht war es besser, ihn zu ersetzen, bevor er völlig über den Mord an seiner Frau hinweggekommen war, solange er noch schwach war.
Pompeius blickte auf die breite Straße, die sich vor ihnen erstreckte. Crassus hatte nicht den Mumm, die Sklavenarmee zum Kampf zu stellen, das hatte er von dem Augenblick an gewusst, als er gehört hatte, auf wen die Wahl des Senats gefallen war. Der Sieg würde ihm allein gehören, und weniger würde auch nicht genügen, um die Fraktionen im Senat zu vereinen und sich selbst in Rom an die Macht zu bringen. Irgendwo vor ihm blockierte die Galeerenflotte das Meer, und damit war die Rebellion der Sklaven zu Ende, auch wenn sie es noch nicht wussten.
Spartacus sah von den Klippen aufs Wasser hinaus und beobachtete, wie ein weiteres Schiff von den Galeeren aufgebracht und in Brand gesteckt wurde. Das Meer wimmelte vor Schiffen, die vor der römischen Flotte flohen, in verzweifelter Hast die Ruder in die unruhige See tauchten und versuchten, ohne Zusammenstöße um einander herumzumanövrieren. Die Galeeren der römischen Flotte hatten zu viele Jahre mit vergeblichen Verfolgungen verbracht, um die Zerstörung jetzt nicht genüsslich auszukosten. Einige Schiffe wurden geentert, die meisten jedoch in Brand geschossen. Jeweils zwei Galeeren steuerten längsseits und ließen Feuer auf das feindliche Deck regnen, bis die Piraten in den Flammen umkamen oder schreiend ins Meer sprangen. Wer entkommen konnte, segelte so rasch wie möglich von der Küste fort und nahm die letzte Aussicht auf Freiheit mit sich.
Die Klippen waren von seinen Leuten gesäumt. Alle schauten hinaus, die frische Seeluft auf den Gesichtern. Die Felsen waren mit frischem, grünem Frühlingsgras bewachsen, ein leichter Nieselregen färbte ihre schmutzigen Gesichter unbemerkt dunkler.
Spartacus sah sie an, seine zerlumpte Armee. Alle waren hungrig und müde, wie betäubt von dem Wissen, dass ihre gewaltige Flucht quer durch das ganze Land endlich vorbei war. Trotzdem war er stolz auf sie alle.
Krixos gesellte sich zu ihm. Auch ihm war die Erschöpfung anzusehen. »Jetzt gibt es keinen Ausweg mehr, oder?«
»Nein. Ich glaube nicht. Ohne die Schiffe sind wir erledigt«, antwortete Spartacus.
Krixos ließ den Blick über die Männer rings um sie herum schweifen, die ohne Hoffnung auf dem Boden saßen oder im feinen Regen standen. »Es tut mir Leid. Wir hätten übers Gebirge ziehen sollen«, sagte er leise.
Spartacus zuckte die Achseln und lachte auf. »Aber wir haben sie ganz schön gescheucht, was?«, sagte er. »Bei den Göttern, wir haben ihnen eine Mordsangst gemacht.«
Dann schwiegen sie lange. Draußen auf dem Meer wurden die letzten Piratenschiffe verfolgt oder geentert, die Galeeren glitten unter dem Schlag ihrer langen Ruder hin und her. Der Rauch von den brennenden Decks stieg in den Regen empor, heiß und wild wie die Rache.
»Antonidus ist weg«, sagte Krixos plötzlich.
»Ich weiß. Er kam gestern Abend zu mir und wollte etwas von dem Gold.«
»Hast du es
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