Imperator 02 - König der Sklaven
macht, uns zu entern, werfen sie uns wahrscheinlich einfach über Bord. Ein paar Ketten um unsere Füße tun dann das Übrige.«
Gaditicus erwiderte den Blick seines Optio. »Na gut, wir können ja ein paar Pläne schmieden. Aber falls sich eine Gelegenheit ergeben sollte, lasse ich niemanden zurück. Cäsar hat nicht nur die Kopfverletzung, sondern auch einen gebrochenen Arm. Bis er auch nur wieder stehen kann, vergehen noch Wochen.«
»Falls er überhaupt überlebt«, warf Suetonius ein.
Cabera sah den jungen Offizier scharf an.
»Dieser Mann ist sehr stark, und er hat einen hervorragenden Heiler an seiner Seite, der sich um ihn kümmert.«
Plötzlich beschämt, wich Suetonius dem strengen Blick des alten Mannes aus.
»Nun, meine Herren«, sagte Gaditicus in das Schweigen hinein, »wir haben Zeit, um alle Möglichkeiten durchzuspielen. Zeit haben wir sogar mehr als genug.«
6
Casaverius warf einen Blick in den langen Küchenflur und erlaubte sich ein selbstzufriedenes Lächeln. Nachdem die letzten Bestellungen schon vor Stunden serviert worden waren, kam die hektische Betriebsamkeit des Abends allmählich zur Ruhe.
»Vollkommenheit liegt nun einmal im Detail«, murmelte er vor sich hin, so wie er es jeden Abend in den vergangenen zehn Jahren getan hatte, die er nun schon in den Diensten von Cornelius Sulla stand. Es waren gute Jahre gewesen, obwohl seine einstmals schlanke Gestalt seither bedenklich an Umfang zugenommen hatte. Casaverius lehnte sich gegen die glatt verputzte Wand und rieb weiter mit dem Stößel eine Senfsamenpaste, die Sulla so sehr liebte. Prüfend tauchte er einen Finger in die dunkle Masse und fügte dann ein wenig Öl und Essig aus den enghalsigen Töpfchen hinzu, die an der Wand aufgereiht hingen. Wie konnte ein guter Koch je seinen eigenen Gerichten widerstehen? Das Kosten gehörte nun mal zum Kochen. Sein Vater war noch sehr viel massiger gewesen als er, außerdem war Casaverius in gewisser Hinsicht stolz auf seine Körperfülle. Nur ein Dummkopf stellte einen dünnen Koch ein.
Die Luftzufuhr der gemauerten Öfen war schon vor geraumer Zeit gedrosselt worden, weshalb sie weit genug heruntergekühlt sein müssten. Casaverius gab den Sklaven das Zeichen, die Öfen auszufegen. Anschließend würden sie neue Kohle für den nächsten Morgen herbeischaffen. Es war noch immer recht heiß und schwül in der Küche, und so zog er ein Küchentuch vom Gürtel, um sich die Stirn abzuwischen. Insgeheim gestand er sich ein, dass seine Korpulenz ihn schneller zum Schwitzen brachte, und er drückte sich das ohnehin schon feuchte Tuch gegen das Gesicht.
Dann überlegte er, ob er die Paste nicht vielleicht in einem der kühleren Räume zu Ende rühren sollte, in denen die Eisspeisen zubereitet wurden, doch er ließ die Sklaven nicht gern unbeaufsichtigt. Er wusste, dass sie Essen für ihre Familien stahlen, was er ihnen – in Maßen natürlich – sogar nachsehen konnte. Aber wenn man sie allein ließ, wurden sie rasch unvorsichtig, und wer wusste schon, was dann alles verschwand? Er erinnerte sich daran, wie sich schon sein Vater abends stets darüber beklagt hatte, und schnell flüsterte er ein Gebet für den alten Mann, wo auch immer er jetzt sein mochte.
Ein herrlicher Friede lag auf dem Abend dieses Tages, der sehr gut verlaufen war. Sullas Haus war bekannt für seine vorzüglichen Speisen, und immer wenn etwas ganz Besonderes gefordert wurde, genoss Casaverius die Aufregung und die hektische Betriebsamkeit, die dann von seinem Küchenpersonal Besitz ergriff. Es begann immer mit dem erwartungsvollen Moment, wenn er die zusammengebundene Rezeptsammlung seines Vaters öffnete. Dann zog er vorsichtig die ledernen Bänder auf, mit denen die kostbaren Pergamente verschnürt waren, und ließ die Finger über die Buchstaben gleiten. Casaverius genoss es, dass nur er sie lesen konnte. Sein Vater hatte immer gesagt, jeder anständige Koch müsse auch ein gebildeter Mann sein, und Casaverius seufzte kurz auf, als er an seinen eigenen Sohn dachte. Der Junge verbrachte die Morgenstunden immer in der Küche, aber wenn das Wetter gut war, schien sein Lernwille verflogen. Der Knabe war eine einzige Enttäuschung, und Casaverius hatte sich bereits mit dem Gedanken abgefunden, dass sein Sohn niemals alleine eine große Küche leiten würde.
Andererseits hatte er selbst noch viele Jahre vor sich, bevor er seine Teller und Öfen ein letztes Mal zurückließ und sich in sein kleines Haus in einem
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