Imperator 02 - König der Sklaven
hübschen Viertel Roms zurückzog. Vielleicht fand er dann endlich Zeit, die Gäste zu unterhalten, die sich seine Frau immer wünschte. Irgendwie hatte er es nie geschafft, seine Kunst auch in seinem eigenen Hause auszuüben. Dort gab er sich immer mit einfachen Mahlzeiten aus Fleisch und Gemüse zufrieden, und allein bei dem Gedanken daran knurrte ihm ein wenig der Magen. Er sah zu, wie die Sklaven ihre eigenen gerösteten Brote und verschnürten Fleischstücke aus der Herdasche nahmen, in die sie sie gegen Ende des Abends gelegt hatten. Für die Küche war es kein großer Verlust, wenn man sie wenigstens mit ein paar warmen Bissen in ihre Quartiere entließ. Außerdem war er überzeugt, dass diese Gefälligkeit der freundlichen Atmosphäre in seiner Küche nur zugute kam.
Dalcius, der neue Sklave, ging mit einem Metalltablett voller Gewürze, die in ihre Regale zurückgestellt werden sollten, an ihm vorüber. Als er begann, das Tablett abzuräumen, lächelte Casaverius ihm zu.
Er war ein guter Arbeiter. Der Sklavenhändler hatte beim Verkauf nicht gelogen, als er behauptete, dieser Sklave kenne sich in der Küche aus. Casaverius überlegte, ob er ihm erlauben sollte, unter seinen wachsamen Augen ein Gericht für das nächste Bankett zuzubereiten.
»Sieh zu, dass die Gewürze immer am richtigen Platz stehen, Dalcius«, sagte er.
Der große Mann nickte lächelnd. Offensichtlich war er kein Schwätzer, aber vielleicht sollte er wenigstens diesen Bart abnehmen, dachte Casaverius bei sich. Sein Vater hatte nie einen Bart in seiner Küche erlaubt, weil er der Ansicht war, man könne das als ein Zeichen von Unsauberkeit werten.
Er probierte noch einmal die Senfsamenpaste und schmatzte zufrieden, bemerkte dabei jedoch aus dem Augenwinkel, dass Dalcius seine Aufgabe schnell und ordentlich ausführte. Mit seinen Narben sah er eher wie ein alter Kämpfer aus, aber seine Gestalt wirkte keineswegs bullig. Wenn dem so gewesen wäre, hätte Casaverius ihn nicht in seiner Küche dulden können, denn die ständige Hektik dort führte manchmal auch zu Streitereien. Übellaunige Menschen überlebten in den unteren Regionen der Häuser der Reichen nicht sehr lange. Dalcius aber hatte sich als durchaus liebenswürdig, wenn auch als sehr schweigsam erwiesen.
»Morgen früh brauche ich jemanden, der mir bei den Pasteten hilft. Möchtest du das übernehmen?« Casaverius war sich gar nicht bewusst, dass er langsam und wie mit einem Kind redete, doch Dalcius schien das nichts auszumachen. Im Gegenteil, seine Schweigsamkeit forderte einen geradezu dazu heraus. Der dicke Koch hatte nichts Feindseliges an sich und freute sich aufrichtig, als Dalcius zustimmend nickte, bevor er wieder in die Vorratsräume ging. Ein Koch muss stets ein Auge für gute Arbeiter haben, hatte sein Vater immer gesagt. Darin lag der Unterschied zwischen endloser Plackerei und dem Erreichen absoluter Vollkommenheit.
»… und Vollkommenheit liegt nun einmal im Detail«, murmelte er wieder vor sich hin.
Am Ende der langen Küchenflucht öffnete sich eine Tür, die zum Wohnbereich führte, und ein vornehm gekleideter Sklave trat ein. Casaverius richtete sich auf und stellte Stößel und Mörser achtlos beiseite.
»Der Herr bittet dich, die Störung zu dieser späten Stunde zu entschuldigen. Er lässt fragen, ob du ihm noch etwas Kaltes zubereiten könntest, bevor er zu Bett geht. Eine Eisspeise«, sagte der junge Mann.
Casaverius dankte ihm und war wie immer erfreut über Sullas Höflichkeit.
»Für alle seine Gäste?«, fragte er und fing bereits an zu überlegen.
»Nein, seine Gäste sind bereits gegangen. Nur der Feldherr ist noch da.«
»Dann warte hier. Ich brauche nur ein paar Minuten.«
Kaum hatte Casaverius seine Befehle ausgegeben, schlug die Trägheit des ausklingenden Abends wieder in angespannte Aufmerksamkeit um. Zwei der Küchenboten wurden in die Eisräume tief unter der Küche geschickt. Casaverius ging unter einem niedrigen Bogen hindurch und dann einen kurzen Gang entlang in den Raum, in dem die Nachspeisen zubereitet wurden.
»Ich denke da an ein Zitroneneis«, murmelte er beim Gehen vor sich hin. »Schöne, bittere Zitronen aus dem Süden, gesüßt und gut gekühlt.«
Als er den Nachspeisenraum betrat, lag schon alles bereit. So wie in der Hauptküche hingen auch hier Dutzende von kleinen, mit Sirupen und Soßen gefüllten Amphoren an den Wänden. Diese Zutaten wurden zubereitet oder aufgefüllt, wenn in der Küche sonst nicht sehr
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