Imperator 02 - König der Sklaven
wiederherzustellen. Gemeinsam versuchten sie, den Geist der alten Könige wieder loszuwerden, den Sulla heraufbeschworen hatte.
Der Gutsverwalter fuhr nur noch selten in die Stadt, und wenn, dann nur mit großer Vorsicht. Mittlerweile war er zwar davon überzeugt, dass er niemals mit dem Mord an Roms Diktator in Verbindung gebracht werden würde, aber es bedurfte nur einer einzigen Anschuldigung, und der Senat würde das ganze Gut auf der Suche nach Beweisen auseinander nehmen lassen. Wenn sie Fercus fanden und folterten, würde er ihnen Tubruk ans Messer liefern, dessen war er sich sicher. Fercus hatte eine Familie, die er liebte, und in einer solchen Situation zählten für gewöhnlich Ehre und Freundschaft bald nicht mehr viel. Dennoch war das, was sie getan hatten, richtig gewesen. Sie hatten gewonnen, auch wenn er keinen Tag mehr in völliger Ruhe und Frieden würde leben können, solange Sullas Freunde und Anhänger nach dem Mörder suchten.
Einen Monat nach seiner Rückkehr auf das Gut hatte sich Tubruk einen schweren Umhang umgeworfen und war in die Stadt geritten, um in den Tempeln des Mars und der Vesta Opfer zum Dank für Cornelias Leben darzubringen. Er hatte auch für die Seelen des Casaverius und des Wachmannes gebetet, den er am Tor getötet hatte.
Jetzt saß Cornelias Tochter auf ihrem Schoß, und Clodia kitzelte die Kleine ab und zu unter den Armen, um sie zum Lachen zu bringen. Selbst Aurelia lächelte über Julias kindliches Gekicher, und Tubruk strich sich Honig auf seine Brotscheibe, um die wilde Mischung aus Gefühlen zu überspielen, die in ihm aufwallten. Es war schön, dass Aurelia etwas von ihrer alten Fröhlichkeit wiedergefunden hatte. Zu lange war sie nur von ernsten Männern umgeben gewesen. Als sie zum ersten Mal ihre Enkelin in den Armen gehalten hatte, waren ihr stumme Tränen über das Gesicht gelaufen.
Trotzdem zweifelte er nicht daran, dass sie immer schwächer wurde. Auch jetzt fiel ihm wieder auf, dass sie nicht gemeinsam mit den anderen aß. Sanft schob er einen Teller mit frischem, knusprigem Brot auf ihre Seite des niedrigen Tisches, und ihre Blicke trafen sich kurz. Sie nahm ein Stück in die Hand, brach etwas davon ab und kaute langsam darauf herum, aber nur, weil er ihr dabei zusah. Angeblich löste Essen ihre Anfälle aus; sie behauptete, ihr werde dann übel und sie müsse sich übergeben. Sie hatte einfach den Appetit verloren, und noch bevor er das richtig bemerkt hatte, hatte sie schon bedenklich an Gewicht verloren und nahm kaum noch etwas zu sich.
Sie schwand vor seinen Augen dahin, und was er auch sagte, wenn sie beide alleine waren, sie fing stets an zu weinen und sagte dann, sie könne einfach nicht essen. Für Essen sei kein Platz in ihr.
Clodia kitzelte das Kind wieder und wurde dafür mit einem Schwall erbrochener Milch belohnt. Alle drei Frauen standen gleichzeitig auf, um die Bescherung zu beseitigen. Auch Tubruk erhob sich. Er fühlte sich zwar irgendwie ausgeschlossen, doch das machte ihm wirklich nichts aus.
»Ich wünschte, ihr Vater wäre hier, um sie aufwachsen zu sehen«, sagte Cornelia wehmütig.
»Er wird kommen«, sagte Tubruk beruhigend. »Diejenigen, für die sie Lösegeld verlangen, müssen sie am Leben erhalten, sonst würden sie sich ja selbst um die Einnahmen bringen. Für die ist das nur ein Geschäft wie jedes andere. Julius kommt bald wieder nach Hause, und jetzt, wo Sulla tot ist, kann er wieder ganz neu anfangen.«
Seine Worte schienen ihr mehr Hoffnung zu geben als ihm selbst. Tubruk wusste, dass Julius, selbst wenn er wieder zurückkam, so oder so nie wieder derselbe sein würde wie bei seiner Abreise. Den jungen Mann, der zur See gegangen war, um Sulla zu entkommen, gab es nicht mehr. Wer an seiner Stelle zurückkehren würde, musste sich erst noch herausstellen. Und nachdem sie die gewaltige Lösegeldsumme für ihn bezahlt hatten, würde das Leben für sie alle sehr schwer werden. Tubruk hatte einen Teil der Ländereien an die Familie des Suetonius verkauft, die den Kaufpreis rücksichtslos gedrückt hatte, da sie durch ihre eigene Lösegeldforderung genau wussten, in welcher Zwangslage Tubruk steckte. Er seufzte. Wenigstens konnte Julius sich über eine Tochter und eine liebende Frau freuen. Das war mehr, als Tubruk hatte.
Er schaute zu Clodia hinüber und merkte jetzt erst, dass sie ihn beobachtete. Etwas in ihrem Gesichtsausdruck ließ ihn erröten wie einen kleinen Jungen. Sie zwinkerte ihm kurz zu, ehe sie sich wieder
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