Imperator 02 - König der Sklaven
Geld seiner Familie noch im Laderaum eines Piratenschiffes schaukelte. Sein Zorn hatte ihn die Krankheit sowie die Schmerzen der anstrengenden Übungen überstehen lassen. Jeden Tag zwang er sich, ein wenig mehr zu tun; er wusste, dass er stark werden musste, sollte das Versprechen, das er dem Kapitän gegeben hatte, nicht bloß in den Wind gespuckt sein.
Das Schwanken des Schiffes veränderte sich langsam, und die Römer stießen gedämpfte Freudenrufe aus, als es durch gleichmäßige Ruderschläge ausgeglichen wurde und das Schiff in See stach.
»Jetzt geht’s nach Hause«, sagte Prax verwundert und mit belegter Stimme. Die Worte »nach Hause« besaßen eine seltsame Macht. Einer der Männer begann leise zu weinen. Verlegen schauten die anderen weg, obwohl sie in den vergangenen Monaten weitaus Schlimmeres gesehen hatten. Im Laufe ihrer Gefangenschaft hatte sich vieles zwischen ihnen verändert. Gaditicus fragte sich insgeheim, ob sie wohl je wieder als Mannschaft zusammenarbeiten könnten, selbst wenn sie die Accipiter unversehrt und fahrbereit zurückbekämen. Doch sie hatten es geschafft, eine Art Disziplin zu wahren. Gaditicus und Prax schlichteten Streit und verhinderten Schlägereien, aber das Bewusstsein für Rang und Stand war langsam dahingeschwunden, und sie beurteilten einander jetzt nach neuen Regeln, hatten bei ihren Leidensgenossen andere Stärken und Schwächen entdeckt.
Pelitas und Prax waren gute Freunde geworden, denn trotz des Altersunterschiedes hatten beide im anderen etwas von der eigenen, gelassenen Lebenseinstellung wiedergefunden. Während der Gefangenschaft hatte Prax seinen Bauchansatz gegen harte Muskeln eingetauscht, die sie alle durch die wochenlangen täglichen Übungen und gegenseitiges Stemmen aufgebaut hatten. Julius vermutete, er würde das ihm erneut geschenkte Leben wieder genießen können, sobald er erst einmal rasiert und sauber war. Bei dem Gedanken daran lächelte er und kratzte sich eine wunde Stelle unterm Arm.
Gaditicus war einer von denen, die am meisten unter den kurzen, harten Wellen am Kai gelitten hatten, aber jetzt, da das Schiff Fahrt aufnahm, statt immer nur hin und her zu schwanken, kehrte wieder Farbe in sein Gesicht zurück. Julius hatte ihm gegenüber den Respekt und die Zuneigung entwickelt, die seinem rituellen Gehorsam Gaditicus’ Rang gegenüber zuvor gefehlt hatten. Der Mann hatte die Gruppe durch sämtliche Schwierigkeiten hindurch zusammengehalten und schien sehr zu schätzen, was Julius und Cabera für sie alle getan hatten.
Suetonius hingegen war die Gefangenschaft nicht gut bekommen. Er hatte die Freundschaft, die sich zwischen Pelitas, Prax, Julius und Gaditicus entwickelt hatte, bemerkt, und war neidisch auf Julius gewesen. Eine Zeit lang hatte er sich mit den vier anderen Offizieren angefreundet, und es waren zwei Lager entstanden. Julius hatte den Wettstreit der beiden Gruppen gegeneinander beim täglichen Training ausgenutzt, und schließlich hatte einer der Offiziere Suetonius schroff zurückgestoßen, als dieser sich flüsternd bei ihm beklagen wollte.
Kurz danach hatte Cabera endlich das erste richtige Essen seit Beginn ihrer Gefangenschaft zu ihnen herunterbringen können, was die Laune der Männer schlagartig verbessert hatte. Wie immer überließ es der alte Mann Julius, die Früchte zu verteilen. Suetonius konnte es kaum erwarten, bis sie endlich wieder frei waren, denn dann musste die alte Ordnung wiederhergestellt werden. Er freute sich unbändig auf den Moment, an dem Julius wieder klar werden würde, dass er nur ein junger Unteroffizier war.
Zwei Wochen nachdem sie den Hafen verlassen hatten, wurden sie mitten in der Nacht aus der Zelle geholt und ohne Waffen und Verpflegung an einer fremden Küste abgesetzt. Als man sie zu dem kleinen Boot führte, in dem sie zum Strand gerudert werden sollten, hatte der Kapitän sich zum Abschied ironisch vor ihnen verbeugt. Laut und deutlich hörten sie die Wellen sich an der nahe gelegenen Küste brechen.
»Lebt wohl, Römer! Ich werde an euch denken, wenn ich euer Geld ausgebe!«, hatte er ihnen lachend nachgerufen. Keiner hatte ihm geantwortet, nur Julius hatte ihn starr angesehen, so als wolle er sich jeden seiner Gesichtszüge genau einprägen. Er war wütend, weil man Cabera nicht erlaubt hatte, mit ihnen zu gehen. Julius hatte das zwar erwartet, aber es war ein Grund mehr, den Kapitän aufzuspüren und zu töten.
Am Strand schnitt man ihnen die Fesseln durch, und die Matrosen
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