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Imperator 02 - König der Sklaven

Imperator 02 - König der Sklaven

Titel: Imperator 02 - König der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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einbringen, mein Junge.«
    »Ich muss es aber tun. Ich habe doch eine Familie.«
    Tubruk hieb die Klinge seiner Axt mit so gewaltiger Wucht in die Kerbe, dass sie sich tief im Holz verkeilte.
    »Deine Familie ist hier«, sagte er mit Bestimmtheit, und hebelte die Axt wieder heraus.
    »Aber die andere Familie ist mein eigen Fleisch und Blut. Meinen Vater habe ich nie kennen gelernt. Ich will wenigstens wissen, wer meine Mutter ist. Wenn sie stirbt, ohne dass ich sie je zu Gesicht bekommen habe, würde ich das mein Leben lang bedauern.«
    Tubruk hielt erneut inne und seufzte dann, bevor er zu einer Antwort ansetzte.
    »Sie lebt in der Villa Festus am äußeren Rande der Stadt, in der Nähe des Quirinalbergs. Überleg es dir gut, bevor du dort hingehst. Es könnte eine Enttäuschung für dich sein.«
    »Nein, das glaube ich nicht. Sie hat mich damals im Stich gelassen, als ich erst ein paar Monate alt war. Was sollte mich jetzt noch enttäuschen?«, fragte Brutus leise, ehe auch er wieder die Axt aufnahm und weiter auf den alten Baum einhieb.
    Als die Sonne unterging, lag die Eiche gefällt am Boden, und sie gingen im Dämmerlicht zusammen zum Gutshaus zurück. Dort stand Renius im Schatten des Tores und wartete auf sie.
    »An der Stelle, an der mein Haus stand, haben sie schon wieder gebaut«, sagte er wütend zu Brutus. »Und ein paar junge Legionäre haben mich als Unruhestifter vor die Tore der Stadt geführt. Sie haben mich aus meiner eigenen Stadt hinausgeworfen!«
    Tubruk brach in schallendes Gelächter aus.
    »Hast du ihnen etwa gesagt, wer du bist?«, fragte Brutus und versuchte ernst zu bleiben.
    Sichtlich verärgert von ihrer Heiterkeit knurrte Renius wütend: »Sie kannten noch nicht mal meinen Namen. Alles Milchbärte, kaum der Mutterbrust entwöhnt.«
    »Wir haben noch ein Zimmer für dich frei«, sagte Tubruk.
    Renius sah seinem ehemaligen Schüler zum ersten Mal richtig in die Augen.
    »Wie viel verlangst du?«, fragte er misstrauisch.
    »Lediglich das Vergnügen deiner Gegenwart, alter Freund. Sonst nichts.«
    Renius schnaubte verächtlich. »Dann bist du ein Dummkopf. Ich hätte anständig gezahlt.«
    Auf Tubruks Zuruf hin wurde das Tor geöffnet, und Renius stolzierte vor ihnen her in den Innenhof. Brutus fing Tubruks Blick von der Seite auf und musste schmunzeln, als er sah, wie viel Zuneigung darin lag.

 

    11
    Brutus stand an der Kreuzung am Fuße des Quirinalhügels und ließ die geschäftige Menge an sich vorbeiziehen. Er war früh aufgestanden, hatte seine Rüstung überprüft und Tubruk insgeheim für die frische Untertunika gedankt, die er ihm herausgelegt hatte. Obwohl er wusste, dass es in gewisser Hinsicht lächerlich war, sich deswegen Gedanken zu machen, hatte er jedes Teil der Rüstung eingeölt und poliert, bis es glänzte. Er hatte das Gefühl, aus den dunkleren Farben der Menge herauszustechen, andererseits beruhigte ihn allein schon das Gewicht, als könnte es ihn vor mehr schützen als vor Waffen.
    Die Bronzefaust hatte ihren eigenen Waffenschmied, und wie alle anderen in der Zenturie war er der Beste gewesen. Die Beinschiene, die Brutus am rechten Bein trug, war kunstvoll gestaltet und folgte dem Verlauf der Muskeln. Sie war mit einem mit Säure eingeätzten, kreisförmigen Muster verziert und hatte ihn einen ganzen Monatssold gekostet. Schweiß rann hinter der Hülle aus Metall hinab. Er bückte sich und versuchte erfolglos, die Haut dahinter zu kratzen. Den Federbusch des Helmes hatte er aus praktischen Erwägungen auf dem Gut gelassen. Es ging nicht, dass er damit an den Türstürzen im Haus seiner Mutter hängen blieb.
    Er war vor dem Gebäude stehen geblieben und betrachtete es jetzt nachdenklich. Eigentlich hatte er ein Wohnhaus mit vier oder fünf Stockwerken erwartet, sauber, aber klein. Stattdessen war die Straßenfront mit dunklem Marmor verkleidet, fast wie ein Tempel. Die Hauptgebäude waren wegen des Staubs und des Gestanks etwas von der Straße zurückgesetzt und nur durch das Gitter eines hohen Tores zu sehen. Brutus überlegte, ob das Haus des Marius größer gewesen war … wahrscheinlich schon, aber das war schwer zu sagen.
    Tubruk hatte ihm nicht mehr als die Adresse verraten, doch als Brutus sich umschaute, sah er, dass er sich hier in einer wohlhabenden Gegend befand. Ein großer Teil der Menschen auf den Straßen waren Diener und Sklaven, die Besorgungen für ihre Herren machten und mit Gütern aller Art beladen waren. Er hatte erwartet, seine Mutter würde

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