Imperator 02 - König der Sklaven
von ihrem Sohn, der es bis zum Zenturio gebracht hatte, beeindruckt sein, jetzt jedoch, wo er das Haus sah, wurde ihm klar, dass sie ihn vielleicht nur für einen gewöhnlichen Soldaten halten würde, und er zögerte.
Er überlegte, ob er zum Gut zurückkehren sollte. Renius und Tubruk würden ihn willkommen heißen, ohne über sein Versagen zu urteilen. Aber hatte er dieses Treffen nicht auf dem ganzen langen Heimweg aus Griechenland geplant? Es wäre lächerlich, beim Anblick des prächtigen Hauses kehrtzumachen.
Er holte tief Luft und überprüfte ein letztes Mal den perfekten Sitz seiner Rüstung. Die Lederriemen waren verschnürt, er konnte keinen Makel feststellen. So war es in Ordnung.
Als er weiterging, machte ihm die Menge Platz, ohne zu drängeln. Aus der Nähe weckte das Tor Erinnerungen an Marius’ Haus am anderen Ende der Stadt. Kaum hatte er das Gitter erreicht, schwangen die Flügel auch schon auf; ein Sklave verbeugte sich und winkte ihn herein.
»Hier entlang, Herr«, sagte der Sklave, verriegelte das Tor und ging ihm durch einen schmalen Korridor voran. Brutus folgte ihm mit klopfendem Herzen. Wurde er etwa erwartet?
Der Bedienstete führte ihn in einen Raum, der zu den luxuriösesten Gemächern gehörte, die er jemals gesehen hatte. Von unten und oben vergoldete Marmorsäulen trugen die Decke. Weiße Statuen säumten die Wände, Liegen waren um ein zentrales Wasserbecken gruppiert, in dem große Fische fast bewegungslos durch die kühlen Tiefen glitten. Seine Rüstung erschien ihm in der Stille schwerfällig und laut, und Brutus wünschte sich, er hätte vor dem Eintreten die Beinschiene abgeschnürt und sich ordentlich gekratzt.
Der Sklave verschwand durch eine andere Tür, und Brutus blieb alleine mit dem Plätschern des Wassers zurück. Es war sehr friedlich, und nach kurzer Überlegung nahm er seinen Helm ab und fuhr sich mit den Händen durch das feuchte Haar.
Er spürte einen Luftzug, als sich eine andere Tür hinter ihm öffnete, und sprang vor Überraschung auf, als eine wunderschöne Frau auf ihn zukam. Sie war bemalt wie eine Puppe und ungefähr in seinem Alter, schätzte er. Ihr Kleid bestand aus einem Stoff, den er noch nie gesehen hatte und durch den er die Konturen ihres Busens und der Brustwarzen erkennen konnte. Ihre Haut war von vollkommener Blässe, und als einzigen Schmuck trug sie eine schwere Goldkette um den Hals.
»Setz dich doch«, sagte sie. »Mach es dir bequem.« Während sie sprach, setzte sie sich auf die Liege, von der er aufgesprungen war, und schlug aufreizend die Beine übereinander, wobei das Kleid verrutschte und genug den Blicken freigab, um ihm die Röte in die Wangen zu treiben. Er setzte sich neben sie und versuchte einen Funken der Entschlossenheit wiederzuerlangen, die ihn eben noch erfüllt hatte.
»Gefalle ich dir?«, fragte sie sanft.
»Du bist wunderschön, aber ich suche … eine Frau, die ich früher einmal gekannt habe.«
Sie zog einen Schmollmund, und er verspürte das fast unwiderstehliche Verlangen, sie zu küssen, sie in die Arme zu nehmen und ihr den Atem zu rauben. Die Vorstellung ließ seine Sinne taumeln, und er bemerkte, dass ein Parfüm die Luft erfüllte und ihn schwindlig machte. Sie streckte die Hand aus und berührte ihn oberhalb der Beinschiene, wo einige wenige Zentimeter braune Haut zu sehen waren. Ein leiser Schauer lief ihm über den Rücken, doch dann kam er mit einem Ruck wieder zu sich und stand abrupt auf.
»Erwartest du etwa eine Bezahlung von mir?«
Das Mädchen sah verwirrt aus, jünger, als er zuerst angenommen hatte.
»Ich mache es nicht aus Liebe«, sagte sie, und viel von der Sanftheit war plötzlich aus ihrer Stimme verschwunden.
»Ist Servilia hier? Ich glaube, sie wird mich empfangen wollen.«
Das Mädchen sank auf der Liege zusammen, und sein kokettes Verhalten verschwand von einem Augenblick zum anderen.
»Sie empfängt keine Zenturios. Wenn du es mit ihr machen willst, musst du schon ein Konsul sein.«
Brutus starrte sie entsetzt an.
»Servilia!«, schrie er und ging mit großen Schritten am Becken vorbei auf die andere Seite des Raums. »Wo bist du?«
Er vernahm das Geräusch sich eilig nähernder Schritte hinter einer Tür, woraufhin er schnell eine andere öffnete und hindurchschlüpfte. Als er sie schloss, hörte er hinter sich das Gelächter des Mädchens auf der Liege. Er fand sich in einem langen Korridor wieder, wo ihn ein Sklave, der ein Tablett voller Getränke trug, mit offenem Mund
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