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Imperator 02 - König der Sklaven

Imperator 02 - König der Sklaven

Titel: Imperator 02 - König der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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waren.
    Körperlich waren sie beeindruckend genug, doch nur zwei der sechs Männer hatten sich freiwillig gemeldet, und die stammten aus dem letzten Dorf. Je mehr sie sich in ihrem Auftreten einer richtigen halben römischen Zenturie näherten, nahm er an, desto leichter würde es werden, weitere Männer zu finden. Die ersten vier jedoch waren nur mitgekommen, weil er darauf bestanden hatte, und sie waren immer noch wütend. Im zweiten Dorf schien man froh gewesen zu sein, den Größten von ihnen endlich loszuwerden, weshalb Julius den Mann für einen Unruhestifter hielt. Seine Züge schienen in einem abfälligen Dauergrinsen erstarrt zu sein, was Julius jedes Mal irritierte.
    Renius hätte sie für ihn schon in Form gebracht, dachte er. Doch es war zumindest ein Anfang. Er musste daran denken, was Renius tun würde. Gaditicus und die anderen Besatzungsmitglieder der Accipiter waren ihm bis hierher gefolgt. Sie hatten es gar nicht glauben können, wie einfach es nach der ersten Siedlung gewesen war. Julius fragte sich, wie viele Römer es in den Hunderten von Austragsgehöften wohl gab, deren Söhnen man das Kriegshandwerk beibringen konnte. Da draußen wartete eine ganze Armee, und es musste nur jemand kommen, der sie zusammensuchte und die Männer an die Stimme ihres Blutes erinnerte.
    Er blieb neben dem Unruhestifter stehen. Die Augen des Mannes erwiderten Julius’ distanziert forschenden Blick ohne eine Spur von Angst oder Respekt. Er überragte die meisten anderen um Haupteslänge und hatte lange, muskulöse Glieder, die schweißnass in der Sonne glänzten. Die Stechmücken, die den Offizieren von der Accipiter so sehr zusetzten, schienen ihn nicht im Geringsten zu stören. Ruhig und unbewegt stand er wie eine lebende Statue in der Hitze. In gewisser Hinsicht erinnerte ihn dieser Mann an Marcus. Jeder Zoll seines Körpers verriet den Römer, doch das Latein, das er sprach, war von afrikanischem Dialekt durchsetzt. Julius wusste, dass sein Vater gestorben war und ihm einen Hof hinterlassen hatte, den er bis zum endgültigen Ruin sträflich vernachlässigt hatte. Wenn man diesen Mann hier zurückließ, kam er wahrscheinlich recht bald bei einer Schlägerei ums Leben, oder er schloss sich den Piraten an, sobald das Geld ausgegeben und der letzte Wein getrunken war.
    Wie hieß er noch gleich? Julius war stolz darauf, dass er Namen genauso schnell im Gedächtnis behielt wie seinerzeit Marius. Marius hatte jeden einzelnen der Männer unter seinem Kommando beim Namen gekannt. Unter dem starren Blick des Mannes vor ihm fiel Julius sein Name zunächst nicht ein, dann jedoch erinnerte er sich. Er hatte gesagt, man solle ihn Ciro nennen und nicht anders. Er wusste wahrscheinlich nicht einmal, dass es ein Sklavenname war. Was würde Renius jetzt wohl tun?
    »Ich brauche Männer, die kämpfen können«, sagte er und schaute in die braunen Augen, die seinem Blick so unbeirrt standhielten.
    »Ich kann kämpfen«, erwiderte Ciro mit unverhohlenem Selbstbewusstsein.
    »Ich brauche Männer, die sich zusammenreißen können, wenn’s brenzlig wird«, fuhr Julius fort.
    »Ich kann …«, hob Ciro wieder an.
    Julius schlug ihm hart mit der flachen Hand ins Gesicht. Einen kurzen Augenblick flackerte Wut in den dunklen Augen auf, doch Ciro blieb unbewegt stehen. Die Muskeln seiner entblößten Brust zuckten wie bei einer großen Raubkatze. Julius trat noch näher vor ihn hin.
    »Würdest du jetzt gerne ein Schwert in die Hand nehmen und mich niederstechen?«, flüsterte er schneidend.
    »Nein«, erwiderte Ciro. Er hatte sich wieder gefangen.
    »Warum nicht?«, fragte Julius und überlegte, wie er ihn wohl aus der Reserve locken könnte.
    »Mein Vater … hat gesagt, ein Legionär muss sich unter Kontrolle haben.«
    Julius blieb direkt vor ihm stehen, doch seine Gedanken rasten. Das war der Hebel, an dem er ansetzen musste.
    »In der Siedlung, in der wir dich aufgegabelt haben, hattest du dich aber ganz und gar nicht unter Kontrolle, oder?«, sagte er herausfordernd. Er hoffte, seine Vermutung hinsichtlich Ciros Beziehung zu den Dorfbewohnern war richtig. Lange blieb ihm der große Mann eine Antwort schuldig. Julius wartete geduldig, weil er wusste, dass er jetzt nicht drängen durfte.
    »Da war ich auch noch kein … Legionär«, erwiderte Ciro schließlich.
    Julius musterte ihn und suchte in dem Gesicht nach Spuren von Aufsässigkeit, die er eigentlich erwartet hatte. Es war jedoch nichts zu entdecken, und insgeheim verfluchte er

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