Imperator 02 - König der Sklaven
Vormittag.«
Gaditicus half dem jungen Offizier auf die Beine und sah, wie er ein paar Mal tief Luft holte, um sich wieder zu sammeln. Er hätte ihm gern ein paar tröstende Worte gesagt, aber die Worte waren schwer zu finden.
»Du wirst diese Krankheit besiegen«, sagte er schließlich. »Cabera hat gesagt, du bist stark, und nichts, was ich von dir gesehen habe, scheint mir das Gegenteil zu beweisen.«
»Vielleicht hast du Recht. Lass uns weitergehen. Ich würde gerne nah am Meer bleiben, so dass ich mich waschen kann.«
»Ich könnte ja sagen, ich hätte dir einen Witz erzählt und du hast dich vor Lachen bepisst«, schlug Gaditicus vor. Julius schmunzelte, und Gaditicus lächelte ihn an.
»Na, siehst du! Du bist stärker als du denkst. Man sagt, Alexander der Große habe diese Schüttelkrankheit auch gehabt.«
»Wirklich?«
»Aber ja. Und Hannibal auch. Das bedeutet nicht das Ende, es ist nur eine Bürde.«
Brutus versuchte sein Entsetzen zu verbergen, als er Aurelia am nächsten Morgen erblickte. Sie war kalkweiß und dünn, ein Gewebe aus Falten überzog ihr Gesicht, von dem damals, als er vor Jahren nach Griechenland gezogen war, noch nichts zu sehen gewesen war.
Tubruk hatte sein Unbehagen bemerkt und die Lücken in ihrem Gespräch gefüllt, indem er Fragen beantwortete, die Aurelia gar nicht gestellt hatte. Der alte Gladiator war sich nicht einmal sicher, ob sie Brutus überhaupt wiedererkannte.
Aurelias Schweigsamkeit wurde von Clodias und Cornelias Gelächter ausgeglichen, die Julius’ Tochter beim Frühstück versorgten. Brutus lächelte das Kind pflichtbewusst an und behauptete, das Mädchen sehe genauso aus wie sein Vater, doch in Wahrheit schien es nichts Menschenähnliches an sich zu haben. Er fühlte sich im Triclinium unwohl, weil ihm bewusst war, dass diese Menschen Verbindungen miteinander eingegangen waren, von denen er ausgeschlossen war. Zum ersten Mal kam er sich in diesem Haus wie ein Fremder vor, und das stimmte ihn traurig.
Tubruk ging mit Aurelia hinaus, nachdem sie sehr wenig gegessen hatte. Brutus versuchte an der Unterhaltung teilzunehmen und erzählte den Frauen von den Blauhäuten, einem Stamm wilder Krieger, gegen den er in seinen ersten Monaten bei der Bronzefaust in Griechenland gekämpft hatte. Clodia lachte, als er von dem Wilden erzählte, der den Römern seine entblößten Genitalien präsentiert hatte, weil er sich in Sicherheit wähnte. Cornelia bedeckte rasch Julias Ohren mit den Händen, und Brutus errötete beschämt.
»Es tut mir Leid. Ich bin eher den Umgang mit Soldaten gewohnt. Es ist schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal in diesem Haus war.«
»Tubruk hat uns erzählt, dass du hier aufgewachsen bist«, unterbrach Clodia die plötzliche Stille, um Brutus beizustehen. Etwas sagte ihm, dass er diese Unterstützung jetzt dringend brauchte. »Er hat gesagt, du hättest immer davon geträumt, ein großer Schwertkämpfer zu werden. Hast du dir deinen Traum erfüllt?«
Ein wenig schüchtern erzählte Brutus ihnen von dem Schwertturnier, in dem er gegen die Besten der Legion gewonnen hatte.
»Dafür habe ich ein Schwert bekommen, das aus gehärtetem Eisen gemacht ist, also schärfer bleibt. Der Griff ist mit Gold eingelegt. Ich zeige es euch später.«
»Ob es Julius wohl gut geht?«, fragte Cornelia unerwartet dazwischen.
Brutus beantwortete ihre Frage mit einem Lächeln. »Natürlich. Das Lösegeld ist doch gezahlt worden, also ist er jetzt nicht mehr in Gefahr.« Die Worte kamen ihm schnell über die Lippen und Cornelia schien fürs Erste beruhigt. An seinen eigenen Sorgen hatte sich nichts geändert.
An diesem Nachmittag ging er mit Tubruk zusammen wieder den Hügel hinauf zu der Eiche. Beide trugen eine Axt über der Schulter. Als sie bei der Eiche angekommen waren, stellten sie sich links und rechts vom Stamm auf und schlugen abwechselnd mit den Äxten in die Kerbe, die sich immer tiefer in das Holz fraß, je weiter der Tag voranschritt.
»Es gibt noch einen anderen Grund, warum ich nach Rom zurückgekommen bin«, sagte Brutus und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Tubruk ließ die Axt sinken und keuchte eine Weile schwer, ehe er etwas sagte.
»Und was ist das für ein Grund?«
»Ich will meine Mutter suchen. Ich bin kein kleiner Junge mehr, und ich will wissen, woher ich komme. Ich dachte, vielleicht weißt du, wo ich sie finden kann.«
Tubruk schnaufte vernehmlich und nahm die Axt wieder auf.
»Das wird dir nur Kummer und Schmerz
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