Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
Mann stiegen alle gleichzeitig ab und klopften die Nacken der dampfenden Hengste und Wallache, die Julius aus Rom hatte herüberbringen lassen. Gegen eine feindliche Armee konnten nur kastrierte Tiere eingesetzt werden, denn der Geruch einer rossigen Stute konnte einen Hengst jederzeit durchgehen lassen. Es war ein schwieriger Balanceakt, einerseits die besten Tiere für die Extraordinarii auszuwählen, andererseits hervorragende Zuchtlinien zu gewährleisten. Selbst die hier ansässigen Spanier pfiffen anerkennend, wenn sie diese Tiere sahen. Ihre Liebe zur Pferdezucht ließ sie die übliche Zurückhaltung den Römern gegenüber vergessen.
Brutus lachte gerade über etwas, das Domitius gesagt hatte, als er seine Mutter erblickte. Seine Augen weiteten sich überrascht, und er rannte eilig unter dem Torbogen hindurch, um sie zu umarmen.
»Davon hast du in deinen Briefen überhaupt nichts gesagt!«, sagte er, hob sie hoch und küsste sie auf beide Wangen.
»Ich dachte, dann würdest du es vor lauter Vorfreude gar nicht mehr aushalten«, erwiderte Servilia schelmisch. Sie mussten beide lachen, und er setzte sie wieder ab.
Servilia hielt ihn eine Armeslänge von sich und lächelte, glücklich darüber, ihn so gesund und munter zu sehen. Die Jahre in Spanien waren ihrem einzigen Sohn sehr gut bekommen. Er hatte eine Lebenskraft in sich, die andere Männer in seiner Gegenwart aufrichtete und zu ihm aufsehen ließ.
»Du bist so hübsch wie immer«, sagte sie mit einem Augenzwinkern. »Ich nehme an, eine Menge Mädchen hier verzehren sich nach dir.«
»Ich wage es kaum, ohne Leibwache einen Fuß auf die Straße zu setzen, die mich vor diesen unglücklichen Geschöpfen schützt«, erwiderte er grinsend.
Plötzlich schob sich Domitius in ihr Blickfeld. Er hatte lange genug gewartet und wollte endlich vorgestellt werden.
»Ach ja, das ist Domitius, unser Pferdeknecht. Und kennst du Octavian? Er ist ein Verwandter von Julius.« Brutus grinste über Domitius’ entgeisterten Gesichtsausdruck und winkte Octavian näher heran.
Octavian war einfach nur überwältigt und versuchte sich an einem Salut, der Brutus zum Lachen brachte. Der Eindruck, den seine Mutter auf andere Menschen machte, war ihm so vertraut, dass es ihn nicht mehr sonderlich überraschte. Dennoch bemerkte er sehr wohl, dass sie mittlerweile inmitten eines Bewundererkreises aus Extraordinarii standen, die sich gegenseitig verstohlen in die Seite stießen und auf den Neuankömmling in der Mitte aufmerksam machten.
Servilia winkte ihnen freundlich zu. Nach den langweiligen Monaten auf See genoss sie die Aufmerksamkeit sehr.
Junge Männer versprühten eine ganz besondere Lebenskraft, denn die Angst vor dem Alter oder gar dem Tod ließ sie noch völlig unberührt. Unschuldig wie Götter standen sie um sie herum und steckten sie mit ihrem Optimismus an.
»Hast du Julius schon gesehen, Mutter? Er …« Brutus brach jäh ab, als er die plötzliche Stille im Hof bemerkte. Drei junge Frauen traten unter einem Torbogen hervor, und sofort teilte sich die Gruppe der Soldaten vor ihnen. Eine jede war auf ihre Art eine Schönheit. Die Jüngste war blond und sehr grazil gebaut. Eine leichte Röte stieg ihr in die Wangen, als sie auf Servilia zuging. Ihr folgten zwei weitere Mädchen von so erlesener Schönheit, dass es erwachsenen Männern den Atem verschlagen konnte.
Der Bann ihres Auftritts war gebrochen, als jemand einen leisen, anerkennenden Pfiff hören ließ und wieder Leben in die Gruppe kam.
Als Angelina vor ihr stehen blieb, zog Servilia missbilligend eine Braue hoch. Das Mädchen wusste ganz genau, was es tat, und Servilia hatte das von Anfang an erkannt. Angelina war genau die Sorte Frau, um die Männer sich zu schlagen bereit waren. Meist reicht ihre Anwesenheit in einer Taverne schon aus, um eine Schlägerei auszulösen, noch bevor der Abend zu Ende war. Als Servilia sie fand, war sie Schankmagd gewesen und hatte das verschenkt, wofür Männer sehr gut zu zahlen bereit waren. Sie hatte nicht viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, als sie ihr die entsprechenden Summen genannt hatte. Servilia hatte immer zwei Fünftel von dem behalten, was Angelina in dem Haus in Rom verdient hatte, trotzdem wurde die junge Blondine langsam aber sicher selbst zu einer wohlhabenden Frau. So wie die Dinge lagen, würde sie wohl in ein paar Jahren ihr eigenes Haus eröffnen wollen, und sie würde sich wegen eines entsprechenden Kredits bestimmt an Servilia wenden.
»Wir
Weitere Kostenlose Bücher