Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
haben uns um dich gesorgt, Herrin«, log Angelina unbekümmert.
Brutus betrachtete sie mit unverhohlenem Interesse, und sie erwiderte seine Blicke ohne jede Scham. Unter dem fragenden Blick des Mädchens konnte er den Verdacht, den er insgeheim hegte, wohl kaum bestätigen. Obwohl er sich stets sagte, er habe sich mit Servilias Beruf abgefunden, machte ihn der Gedanke, auch seine Männer könnten jetzt darüber Bescheid wissen, doch unsicherer, als er es sich selbst eingestehen wollte.
»Würdest du uns bitte vorstellen, Mutter?«, fragte er.
Für den Bruchteil einer Sekunde wurden Angelinas Augen groß. »Ist das dein Sohn? Er sieht genauso aus, wie du ihn beschrieben hast. Wie schön!«
Servilia hatte nie mit Angelina über Brutus geredet. Sie war hin- und hergerissen zwischen Ärger über die Durchschaubarkeit des Mädchens und ihrer eigenen Geschäftstüchtigkeit, die sie sehr wohl spüren ließ, wie viel Geld hier zu machen war. Die Menge um sie herum war weiter angewachsen. Diese Männer waren die Aufmerksamkeit junger Frauen offensichtlich nicht gewohnt. Sie vermutete, dass Valencia allein schon durch das Geschäft mit den Soldaten sehr einträglich werden würde.
»Das ist Angelina«, sagte sie.
Brutus verbeugte sich vor ihr, und Angelinas Augen funkelten erfreut über seine Höflichkeit.
»Ihr müsst uns heute Abend am Tisch des Generals Gesellschaft leisten. Ich plündere den Weinkeller, dann können wir euch den Staub der Straße abspülen.« Er hielt Angelinas Blick mit seinen Augen gefangen und verlieh seinen Worten einen bewusst zweideutigen Klang. Servilia räusperte sich, um die beiden zu unterbrechen.
»Führe uns doch bitte hinein, Brutus.«
Die Extraordinarii bildeten erneut eine Gasse und gaben ihnen den Weg frei. Das Abendessen, das sie in ihren Unterkünften erwartete, schien jetzt, ohne die Gesellschaft der Frauen als Dreingabe, nur noch halb so verlockend wie auf dem Heimritt. Reglos blieben sie im Hof stehen, bis der kleine Zug im Haus verschwunden war. Dann war der Bann gebrochen. Mit flinken Bewegungen teilten sie sich auf und versorgten die Pferde, als seien sie nie dabei gestört worden.
Trotz Angelinas Protest ließ Servilia ihre drei Begleiterinnen in den ihnen zugewiesenen Zimmern zurück. Jemand musste ja die Kisten auspacken, und an diesem ersten Abend wollte Servilia ohnehin die ungeteilte Aufmerksamkeit ihres Sohnes. Schließlich hatte sie die Mädchen nicht nach Valencia gebracht, damit sich Brutus unter den dreien eine Ehefrau aussuchte.
Julius kam nicht zu den anderen hinunter. Als Brutus anfragen ließ, ob er sich zu ihnen geselle, ließ er durch seine Leibwache eine höfliche Entschuldigung überbringen. Servilia merkte, dass die Absage keinen der Männer am Tisch überraschte. Wieder fragte sie sich, wie sehr dieses Land die Männer wohl verändert hatte.
Zu Servilias Ehren gab es verschiedene spanische Gerichte, die in einem gefälligen Arrangement in kleinen Schalen serviert wurden. Die vielen Gewürze und der Pfeffer ließen Octavian husten, bis ihm jemand auf den Rücken klopfte und man ihm reichlich Wein zu trinken gab. Schon unten im Hof hatte er Servilia ehrfurchtsvoll angestarrt, und Brutus zog ihn ein wenig damit auf, doch Servilia schien sein Unbehagen gar nicht zu bemerken.
Der Raum war von flackernden, warmes Licht verbreitenden Lampen erleuchtet, und der Wein war so gut, wie Brutus es versprochen hatte. Es war ein sehr angenehmes Mahl, und Servilia fand Gefallen an den Neckereien der Männer untereinander. Domitius ließ sich überreden, eine seiner Geschichten zum Besten zu geben, doch Cabera verdarb ihm die Pointe, indem er sie tonlos und schnell herunterspulte und dann grölend vor Lachen auf den Tisch schlug.
»Diese Geschichte hatte schon einen Bart, als ich noch ein kleiner Junge war«, kicherte der alte Mann und streckte die Hand nach einem Stück Fisch in einer Schüssel neben Octavian aus, doch dieser griff gerade nach demselben Stück. Cabera gab ihm einen Klaps auf die Finger und schnappte sich das saftige Stück, als der Jüngere es fallen ließ. Octavian verzog empört das Gesicht, doch angesichts von Servilias Anwesenheit unterdrückte er ganz offensichtlich eine unwillkürliche Antwort.
»Wie bist du zur Zehnten gekommen, Domitius?«, fragte Servilia.
»Das hat Brutus arrangiert, als wir unten im Süden gegen Spartakus gekämpft haben. Aus reiner Anständigkeit habe ich ihn ein paar Übungskämpfe gewinnen lassen, aber er hat
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