Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
des Geländes selbst überprüft hätte, hätte er ein solches halsbrecherisches Tempo nie zugelassen. Aber der Grasboden war einigermaßen eben; keiner der erfahrenen Reiter stürzte. Sie pressten die Schenkel fest an den Sattel, trotzdem drückte der Sattelknauf schmerzhaft im Schritt. Octavian biss die Zähne zusammen.
Brutus hatte den Hügel gemeinsam mit ihm ausgesucht, um die Wucht eines Angriffs zu demonstrieren. Er erwartete sie mit einer ganzen Zenturie der Extraordinarii am Fuße des Berges, und selbst aus dieser Entfernung konnte Octavian sehen, wie die Pferde unten unruhig wurden und instinktiv versuchten, den fünfzig herandonnernden Reitern auszuweichen.
Über den ohrenbetäubenden Lärm hinweg brüllte Octavian seinen Männern zu, sich zu einer Angriffslinie zu formieren. Doch die heranpreschende Reihe fiel ein wenig auseinander, und er musste so laut schreien, wie er nur konnte, um die zurückbleibenden Reiter in seiner Nähe auf sich aufmerksam zu machen. Die Männer bewiesen ihre Geschicklichkeit, als sie aufschlossen, ohne dass die Reihe insgesamt langsamer wurde. Octavian zog sein Schwert und klemmte wild entschlossen die Schenkel gegen den Sattel. Bei diesem steilen Gefälle schmerzten die Beine unsäglich, doch er hielt durch.
Am Fuße des Berges wurde der Untergrund wieder etwas ebener. Octavian blieb kaum Zeit, sich auszubalancieren, bevor seine fünfzig Männer schon durch die weit auseinander stehenden Reihen sprengten, die ihnen gegenüberstanden. Als sie in scheinbar nur einem einzigen Augenblick mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die wartende Zenturie hindurch und auf der anderen Seite wieder herausrasten, verschwammen Gesichter und Pferde miteinander. Octavian sah einen Offizier kreidebleich werden, als er an ihm vorbeischoss. Hätte er sein Schwert in der Hand gehabt, hätte er ihm mit einem einzigen Schlag den Kopf abschlagen können.
Octavian brüllte aufgeregt nach links und rechts und befahl seinen Männern, umzudrehen und wieder in Formation zu gehen. Einige von ihnen lachten erleichtert auf, als sie zu Brutus stießen und die angespannten Gesichter der Männer sahen, die an diesem Tag unter seinem Befehl standen.
»Auf dem richtigen Gelände können wir verdammt Furcht einflößend sein«, sagte Brutus so laut, dass ihn alle hören konnten. »Ich habe mir am Ende beinahe ins Hemd gemacht – obwohl ich wusste, dass ihr nur durch uns hindurchreitet!«
Octavians Reiter jubelten bei dem Lob, auch wenn sie es nicht so recht glaubten. Einer von ihnen klopfte Octavian auf die Schulter, als Brutus sich grinsend zu ihnen umdrehte.
»Jetzt werdet ihr mal in den Genuss dieser Erfahrung kommen. Stellt euch in weiten Reihen auf, und ich führe meine Männer den Berg hoch. Haltet eure Pferde nur ja ruhig, wenn wir durchreiten. Dann könnt ihr noch etwas dazulernen.«
Noch immer erregt von dem wilden Angriff, verbarg Octavian seine aufkommende Nervosität hinter einem Grinsen. Brutus stieg ab, um sein Pferd den Berg hinaufzuführen, als er einen einsamen Reiter erblickte, der auf sie zugaloppierte.
»Was das wohl wieder zu bedeuten hat?«, murmelte er.
Der Soldat stieg schwungvoll von seinem Pferd und salutierte vor Brutus.
»Unser Feldherr Cäsar fragt nach dir und Octavian, Herr.« Brutus nickte langsam. Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit.
»Tatsächlich?« Er drehte sich zu seinen geliebten Extraordinarii um.
»Nun, was wäre geschehen, wenn eure Offiziere schon im ersten Angriff gefallen wären? Wäre dann etwa Chaos ausgebrochen? Macht ohne uns weiter. Ich erwarte einen umfassenden Bericht, wenn ihr zu den Unterkünften zurückkehrt.«
Octavian und Brutus folgten dem Boten, der sein Pferd bereits gewendet hatte. Nach einer Weile hatten sie genug von seinem Schneckentempo und galoppierten an ihm vorbei.
Cabera ließ mit kindlicher Freude die Finger über die blaue Seide gleiten. Beim Anblick der kostbaren Einrichtung, die Servilia für die Goldene Hand per Schiff hatte heranschaffen lassen, konnte er sich zwischen Staunen und Lachen nicht recht entscheiden. Servilias Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, doch er unterbrach sie schon wieder und lief an ihr vorbei, um eine zerbrechliche Statue zu befingern.
»Du verstehst doch«, versuchte sie es mit einem neuen Anlauf, »ich möchte meinen Ruf erhalten, ein sauberes Haus zu führen. Aber einige Soldaten benutzen Kreidepulver, um ihre Ausschläge zu verdecken …«
»Und das alles nur zum
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