Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
bestehen bleiben, egal wer den Posten des Prätors letztendlich bekleiden würde. Die Minen würden weiter gefördert, und zumindest ein Teil des neuen Reichtums würde sicherlich auch deklariert werden. Allerdings erst, wenn der Posten dauerhaft vergeben war, dachte Julius lakonisch. Es war besser, die Gier von Männern wie Crassus in Rom nicht erst zu wecken.
Als Julius in den Hof hinaustrat, hielt er gegen das grelle Sonnenlicht schützend die Hand über die Augen. Die Tore standen offen, und das Lager erinnerte ihn an das Dorf mit der Statue Alexanders. Ein seltsamer Gedanke. Doch die neuen Kohorten wurden bereits im Morgengrauen erwartet, dann würde das Lager wieder zum Leben erwachen.
In dem gleißenden Licht sah er den jungen Mann, der am Tor stand und auf ihn wartete, zunächst gar nicht. Julius ging hinüber zu den Ställen und wurde aus seinen Tagträumen gerissen, als der andere ihn schließlich ansprach. Reflexartig suchte seine Hand den Griff seines Gladius.
»General? Hast du einen Moment Zeit für mich?«, fragte der Mann.
Julius erkannte ihn, und seine Augen wurden schmal. Er erinnerte sich an den Namen des Mannes, dessen Leben er verschont hatte. Adàn.
»Was gibt es?«, fragte er ungeduldig.
Adàn kam einen Schritt näher, und Julius behielt seine Hand am Griff des Schwertes. Er zweifelte nicht daran, dass er mit dem Spanier fertig werden würde, doch es konnten noch andere auf der Lauer liegen, und er lebte schon lange genug, um zu wissen, dass es ratsam war, immer auf der Hut zu sein. Seine Augen suchten das offene Tor nach sich bewegenden Schatten ab.
»Bürgermeister Del Subió hat gesagt, du suchst einen Schreiber, Herr. Ich kann Latein lesen und schreiben.«
Julius sah ihn misstrauisch an. »Hat Del Subió auch erwähnt, dass ich im Begriff bin, nach Rom zurückzukehren?«, fragte er.
Adàn nickte. »Das weiß jeder. Ich möchte Rom gerne sehen, aber vor allen Dingen möchte ich diese Stelle als Schreiber.«
Julius sah ihm in die Augen und versuchte ihn einzuschätzen. Er vertraute auf seine Intuition, die ihm sagte, dass in dem offenen Gesicht des Mannes keine Verschlagenheit lag. Vielleicht sagte der junge Spanier die Wahrheit, obwohl Julius, jetzt, da die Legion sich bereit machte, die Segel zu setzen, seine Motive etwas in Zweifel zog.
»Eine kostenlose Überfahrt nach Rom, und dann verschwindest du im Gewühl der Märkte, Adàn«, sagte er schließlich argwöhnisch.
Der junge Mann zuckte die Schultern. »Du hast mein Wort. Sonst kann ich dir nichts anbieten. Ich kann hart arbeiten, und ich möchte mehr von der Welt sehen. Das ist alles.«
»Und warum möchtest du dann ausgerechnet für mich arbeiten? Vor nicht allzu langer Zeit hattest du römisches Blut an deinen Händen.«
Adàn wurde rot, doch er hob den Kopf und ließ sich nicht einschüchtern. »Du bist ein ehrenwerter Mann, General. Ich würde es zwar lieber sehen, wenn Roms Hand sich nicht über mein Volk legte, aber du hast mich neugierig gemacht. Du würdest es nicht bereuen, mich in deine Dienste zu nehmen, das schwöre ich.«
Stirnrunzelnd musterte Julius ihn. Dem Mann schien die Gefährlichkeit seiner Worte gar nicht bewusst zu sein. Wieder fiel ihm ein, wie Adàn damals vor seinen Leuten in dem langen Raum gestanden hatte und wie bemüht er gewesen war, seine Angst nicht zu zeigen.
»Ich muss dir vertrauen können, Adàn. Ein solches Vertrauen kann erst mit der Zeit wachsen. Was du in meinen Diensten erfahren würdest, ist manch einem sehr viel Geld wert. Kann ich mich darauf verlassen, dass du meine Geschäfte geheim hältst?«
»Wie du bereits sagtest: Das wirst du erst im Lauf der Zeit erfahren. Mein Wort gilt jedenfalls.«
Julius’ Stirn glättete sich wieder, nachdem er seine Entscheidung getroffen hatte.
»Nun gut, Adàn. Geh hinauf in meine Räume und bring mir die Papiere von meinem Schreibtisch. Ich will dir einen Brief diktieren, um deine Schrift zu beurteilen. Danach bleibt dir noch Zeit genug, um deiner Familie Lebewohl zu sagen. In drei Tagen brechen wir nach Rom auf.«
7
Brutus erbrach sich hilflos über die Reling in die wogende See.
»Das hatte ich ganz vergessen«, sagte er mit kläglicher Stimme.
Ciro konnte als Antwort nur stöhnen, weil auch ihm die letzten Becher Wein, die sie in Valencia getrunken hatten, wieder hochkamen. Eine kräftige Böe wehte einen Teil der stinkenden Brühe wieder zurück, und Brutus erstarrte angeekelt.
»Geh ein Stück weg von mir, du Ochse!«,
Weitere Kostenlose Bücher