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Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Titel: Imperator 04 - Die Götter des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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unverrückbar an seinem Platz stehen. Man konnte Schmerz, Erschöpfung und Schwäche trotzen, sie bezwingen und den eigenen Willen durchsetzen. Darin lag die Stärke Roms, das wussten die Männer genauso gut wie er. Trotzdem war die Dritte Legion einfach davongelaufen.
    Schritte näherten sich. Julius setzte sich auf und holte tief Luft, während Ciro als Erster vor ihn hintrat. Regulus, Octavian und Domitius folgten dicht hinter ihm, und Julius sah Domitius ausdruckslos an, als er vor ihn trat. Hatte auch er in dieser Nacht all seinen Mut verloren?
    Domitius sah unter der schwarzen Schmiere in seinem Gesicht erschöpft aus. Er zog sein Schwert und legte es vor Julius auf den Tisch.
    »Herr, ich bitte dich, mich meines Kommandos zu entheben«, sagte er. Julius antwortete nicht, und Domitius schluckte. »Ich … konnte die verabredete Position nicht rechtzeitig erreichen, Herr. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Ich werde mein Amt niederlegen und nach Rom zurückkehren.«
    »Würden unsere Feinde von einem Mann angeführt, der weiß, wie man gewinnt, wäre ich jetzt tot«, sagte Julius leise.
    Domitius starrte wortlos geradeaus.
    »Sag mir, was geschehen ist«, verlangte Julius.
    Domitius holte tief Luft und stieß sie mit einem Schaudern wieder aus. »Wir sind auf einen Fluss gestoßen, der zum Überqueren zu tief war, Herr. Ich habe die brennenden Pfeile gesehen, als ich immer noch am falschen Ufer stand. Bis wir eine Furt gefunden hatten, waren Pompeius’ Legionen dem Ruf der Hörner gefolgt, und es war zu spät. Ich hätte dann immer noch angreifen können, aber es war meine alleinige Entscheidung, dass ich es nicht getan habe. Wir sind wieder über den Fluss zurück und haben uns hierher durchgeschlagen.« Er sagte nicht, dass es Selbstmord gewesen wäre, Pompeius’ Legionen anzugreifen. Seine Befehle hatten es ihm nicht gestattet, eine solche Entscheidung zu fällen.
    Julius’ Finger trommelten auf dem Tisch. »Hast du gesehen, warum Pompeius den Angriff abgebrochen hat?«
    »Ich habe ihn mit seinen Offizieren reden sehen, aber sie waren zu weit entfernt«, erwiderte Domitius. Er schämte sich, dass er nicht einmal diese kleine Information bieten konnte.
    »Ich habe noch nicht über dein Schicksal entschieden, Domitius. Lass mich allein, versammle die Dritte vor meinem Zelt und lass meine Zehnte sie als Gefangenenwache eskortieren.«
    Domitius salutierte, und seine erhobene Hand zitterte dabei. Julius wartete, bis er das Zelt verlassen hatte, und wandte sich dann an die anderen.
    »Ich hätte nie geglaubt, dass ich einmal eine meiner eigenen Legionen vor Angst davonrennen sehe«, sagte er. Als er zu seinen Generälen aufblickte, konnten sie seinem vorwurfsvollen Blick nicht standhalten. »Ich habe die Legionsstandarte hochgehalten, aber sie haben sie einfach ignoriert und sind an mir vorbeigerannt.« Bei der Erinnerung daran schüttelte er ungläubig den Kopf. »Ich habe sie für Pompeius zurückgelassen. Er hat ihre Ehre genommen, also kann er auch ihre Fahne haben.«
    Sie hörten alle die Rufe und das Getrampel von Füßen, als sich die Zehnte und die Dritte draußen vor dem Zelt einfanden. Julius starrte ins Leere, während seine Generäle abwartend dastanden. Die Niederlage hatte ihn altern lassen, und als er endlich aufstand, wirkten seine Augen müde und leer.
    »Nehmt eure Plätze ein, meine Herren. Der Tag muss seinen Lauf nehmen«, sagte er und deutete nach draußen. Wortlos verließen sie das Zelt, und er folgte ihnen hinaus in das fahle Sonnenlicht. Die Dritte Legion stand in schweigenden Reihen auf dem gefrorenen Boden. Viele von ihnen hatten noch den Schmutz der Tarnung auf dem Gesicht, obwohl die meisten ihn mit einem feuchten Tuch, so gut es ging, entfernt hatten. Sie trugen ihre Schilde und Schwerter und standen da, als warteten sie auf ihre Hinrichtung. Angst war in jedem Augenpaar zu lesen.
    Hinter ihnen stand die Zehnte, die aus älteren und härteren Männern bestand. Julius erinnerte sich an die Zeit, als einige von ihnen in den Schlachten gegen Spartacus die Flucht ergriffen hatten, und er fragte sich, ob sie jetzt auch an jenen blutigen Tag zurückdachten, an dem Pompeius selbst die Dezimierung ihrer Ränge befohlen hatte. Die betroffenen Soldaten waren von den Fäusten der eigenen Kameraden zu Tode geprügelt worden. Damals war es das Grausamste gewesen, was Julius je gesehen hatte, und doch hatte er aus den Übriggebliebenen die Zehnte geformt und ihnen einen Namen gegeben, um ewig

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