Imperator 04 - Die Götter des Krieges
begann. Labienus bleckte die Zähne.
»Verteidigt den Osten!«, brüllte er. »Schildreihe und Speere.« Er gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte durch das Lager auf den Lärm von Eisen und Tod zu.
17
Julius wusste, dass er in ernsthaften Schwierigkeiten steckte. Die Legion, der er hier gegenüberstand, hatte nur wenig Zeit verloren, bis sie eine Verteidigungslinie formiert hatte und zum Gegenangriff überging. Überall sah er Soldaten auf ihre Positionen zurennen. Wer auch immer sie befehligte, verstand offensichtlich sein Geschäft. Julius spürte das Zaudern seiner Männer, als ihr Angriff ins Stocken geriet.
»Vorwärts, Dritte Legion!«, befahl Julius.
Der ursprüngliche Plan von schneller Eroberung und ebenso schnellem Rückzug war gescheitert. Er konnte sich nicht zurückziehen und Domitius’ Kohorten einfach abschlachten lassen. Obwohl der Überraschungseffekt verpufft war, wusste Julius, dass Domitius die Verteidiger das Fürchten lehren würde und er die Attacke immer noch zu seinen Gunsten herumreißen könnte, wenn er nur lange genug durchhielt. Er musste den Feind zurückdrängen, damit die Dritte genug Platz für einen Rückzug hatte, doch es gab keinen Schwachpunkt in ihren Reihen. Julius musste zusehen, wie seine Männer von den Füßen gerissen wurden und immer mehr Feinde heranstürmten, um den Gegenangriff zu verstärken. Es war ein einziges Gemetzel.
Drei Schlachtreihen trennten ihn von dem Blutvergießen, und Julius sah, wie seine Männer sich nach ihm umsahen, als immer mehr von ihnen abgeschlachtet wurden; sie warteten auf seinen Befehl zum Rückzug. Der Boden war mit schwarzgesichtigen Soldaten übersät. Ihre Wunden, aus denen das Blut auf den Boden sickerte, dampften in der eisigen Kälte.
Julius war verzweifelt. Trotzdem wartete er noch. Domitius musste bald kommen, sonst war alles verloren.
»Bogenschützen! Noch einmal das Signal!«, bellte er, obwohl viele der Schützen bereits tot waren.
Seine Männer hörten ihn und verteidigten tapfer ihre Position, Angesicht in Angesicht mit dem Feind. Ohne Schilde waren sie leicht verwundbar, und Pompeius’ Männer nutzten diesen Vorteil. Sie rammten ihnen ihre Schilde in die Gesichter oder nach unten, um die kleineren Fußknochen in den Sandalen zu brechen. Julius zuckte unter den Schmerzensschreien zusammen, und als die brennenden Pfeile noch einmal über ihren Köpfen in den Himmel aufstiegen, spürte er, wie sich etwas in seinen Männern veränderte. Er sah nicht, wie es begann, aber wo sie eben noch ihre Position gehalten hatten, wandten sie sich jäh zur Flucht.
Ungläubig starrte Julius die Männer an, die er selbst ausgebildet hatte und die plötzlich an ihm vorbeirannten. Er hörte seine Zenturionen wütende Befehle brüllen, doch nackte Panik ging wie ein Ruck durch die Dritte und ließ sie zerbrechen.
In der Ferne hörte Julius das Herandonnern von Kavallerie, und beinahe verließ auch ihn der Mut. Pompeius kam, und seine Männer waren in die Flucht geschlagen. Julius sah den Standartenträger der Dritten auf sich zurennen und riss ihm die Flagge aus der Hand.
»Dritte zu mir !«, brüllte er und schwenkte die Fahne wild hin und her.
Die Menge der davoneilenden Männer verlangsamte ihre Flucht keinen Augenblick, als sie um ihn herumrannten. Dann sah er eine riesige dunkle Masse Reiter auf sich zukommen, und ihm wurde klar, dass er sterben würde, wenn sie angriffen. Mitten in dem unüberschaubaren Chaos der Flüchtenden überkam Julius plötzlich eine gespenstische Ruhe. Er konnte die Dritte nicht mehr um sich sammeln und würde schon bald völlig alleine dastehen. Seine Arme schmerzten, und er fragte sich, wie Brutus die Nachricht wohl aufnehmen würde. Das war nur eines in einem ganzen Meer von Dingen, die er bedauerte, und er spürte, wie die Erde bebte, als tausende von Pompeius’ Extraordinarii aus der Dunkelheit herangaloppierten.
Er hatte kaum bemerkt, dass ein paar Soldaten der Dritten seinem Ruf gefolgt waren und sich jetzt um ihn scharten. Neue Hornstöße erschallten, und Julius sah die heranstürmende Reiterei anhalten. Es spielte keine Rolle, er konnte ihnen ohnehin nicht davonlaufen. Er wartete auf das Ende und staunte über seine eigene Gleichgültigkeit. Es war alles so schnell geschehen, dass er die Wendung des Geschicks kaum erfassen konnte. Pompeius hatte keine anderen Gegner in Rom. Marcus Antonius würde zur Seite gefegt, stillschweigend verbannt oder getötet werden.
Keuchend stützte
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