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Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Titel: Imperator 04 - Die Götter des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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dürfen. Ein junger Soldat der Vierten trat vor und legte sein Schwert ab. Nach einem kaum wahrnehmbaren Nicken seiner Offiziere nahm er zwei rasche Schritte Anlauf und machte einen Satz über den Abgrund. Das Poltern, mit dem er aufkam, ließ alle erstarren, doch der Palast schien schon weit hinter ihnen zu liegen, und niemand kam. Man warf dem Mann das Seil zu, dann hangelte sich einer nach dem anderen hinüber. Brutus ging diesmal als Erster und vertraute darauf, dass sein Arm sein Gewicht tragen würde. Die Muskeln meldeten einen bohrenden Schmerz, doch die Knochen hielten, und er kam schwitzend, aber glücklich drüben an.
    Vier weitere Dächer wurden auf diese Weise überquert, ehe sie an eine Kluft kamen, die zu breit zum Überspringen war. Die Straße darunter schien verlassen, als die ersten Legionäre auf dem Bauch liegend nach unten spähten. Geduckt kamen sie zurück und berichteten, die Luft sei rein, dann ließen sie die Seile aufs Pflaster hinab.
    Brutus entschied sich fürs Hinunterrutschen und riss sich dabei die Haut von den Handflächen, doch er wollte seinem Arm nicht noch einmal das volle Körpergewicht aufbürden. Mit einigem Unbehagen sah er, dass zumindest ihm der Rückweg auf der gleichen Route versperrt war. Ahmose landete lautlos hinter ihm. Lächelnd hob er eine Hand und machte sich sofort in die Dunkelheit davon. Brutus hoffte, dass es ihm gelang, mit Kleopatras Armee zurückzukehren. Selbst wenn sie es schafften, die Hafenzufahrt zu blockieren, konnte Julius zusätzliche Hilfe gut gebrauchen.
    Die Kohorte trabte beinahe geräuschlos durch die Straßen. Um auf den Dachziegeln besseren Halt zu finden, hatten sie die Sandalen mit Stoff umwickelt, und auch auf dem Weg zum Hafen forderte sie in den dunklen Gassen kein Ruf zum Anhalten auf.
    Der Hafen von Alexandria war gut beleuchtet und geschäftig. Domitius ließ die Männer in den letzten Schatten der Seitenstraße anhalten und gab durch, dass sie sich bereithalten sollten. Sie konnten jeden Augenblick entdeckt werden, und danach würden sie in aller Eile versuchen müssen, den Hafen zu blockieren, ehe die Armee reagieren konnte.
    Eine Stimme schrie auf, und Domitius sah zwei Männer in ihre Richtung zeigen. »Das wär’s dann. Los, Männer«, sagte er und rannte auch schon hinaus ins Licht.
    An den Kais lagen nie weniger als ein Dutzend Handelsschiffe zum Be- oder Entladen. Fünfhundert römische Legionäre rannten auf sie zu, ohne sich um die Schreie ringsum zu kümmern. Auf dem Kai angekommen, teilten sie sich in vier Gruppen auf und stürmten die Ladeplanken der nächsten Schiffe hinauf.
    Die Besatzungen packte angesichts des unerwarteten Überfalls das blanke Entsetzen, und drei Schiffe ergaben sich ohne Zögern. Auf dem vierten reagierten zwei Seeleute mehr aus Instinkt als aus Vernunft und versuchten, die ersten der an Bord springenden Soldaten niederzustechen. Sie wurden sofort niedergemacht und ihre Leichen über die Reling in das schmutzige Hafenwasser geworfen. Der Rest leistete keinen Widerstand mehr und marschierte die Planken hinunter, und damit hatten die Römer die Schiffe in ihrer Gewalt.
    Die Segel wurden mit nur wenig Verwirrung gesetzt und die Haltetaue gelöst oder durchschnitten. Alle vier Schiffe trieben vom Kai weg und ließen die brüllenden Besatzungen an Land zurück.
    Brutus sah Männer eilig in den Gassen verschwinden, um Ptolemäus’ Armee zu alarmieren. Bis sie mit ihrer nächtlichen Arbeit fertig sein würden, würde es auf den Kais vor Soldaten wimmeln. Damit verschafften sie, so hoffte er, Julius zumindest eine kurze Verschnaufpause. Er bereute nicht, dass er mitgekommen war, und fühlte sich zum ersten Mal seit Monaten lebendig genug, um angesichts der geblähten Segel und der durch das Hafenbecken in Richtung Einfahrt kreuzenden Schiffe einen lauten Jubelschrei auszustoßen.
    »Zwei Männer in die Masten als Ausguck!«, befahl er und grinste, als er sich an seine Jugend erinnerte, als er diese Position oft selbst eingenommen hatte. Jetzt würde er es wohl nicht schaffen, dort hinaufzuklettern, aber er dachte mit Freude an die Überfahrt nach Griechenland mit Renius, damals, als die ganze Welt vor ihnen lag. Der Legionär, der als Erster von Dach zu Dach gesprungen war, saß fast schon im Mastkorb, bevor Brutus seinen Befehl zu Ende aussprechen konnte. Brutus nahm sich vor, den Namen des Mannes herauszufinden, und war im gleichen Augenblick beschämt darüber, dass er ihn nicht wusste. Er war viel zu

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