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Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Titel: Imperator 04 - Die Götter des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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offen stehen«, sagte er einfach.
    Auch Brutus war aufgestanden. Sein Gesicht war kalkweiß vor unterdrückter Wut. Einen Moment sah es aus, als wolle er etwas sagen, und Julius schaute ihn fragend an. Doch Brutus schüttelte nur den Kopf und kniff die Lippen zusammen.
    »Ich muss nach den Männern draußen sehen«, stieß er schließlich mit unsicherer Stimme hervor, trat hinaus in die Sonne und war verschwunden.
    Marcus Antonius sah besorgt aus. Sein Anstand zwang ihn dazu, seine Gedanken laut auszusprechen. »Hast du auch Brutus für dieses Amt in Betracht gezogen, Herr? Er verdient es ebenso wie ich, wenn nicht noch mehr.«
    Julius lächelte schief. »Du wirst für Ordnung in Rom sorgen, Marcus Antonius. Du wirst die Gesetze achten und dich mit den tausend kleinen Problemen zufrieden geben, die dir jeder neue Tag bringt. Sei bitte trotzdem nicht beleidigt, wenn ich dir sage, dass du nicht der General bist, den ich brauche, um Pompeius im Feld zu schlagen. Du hast andere Stärken, und ich brauche Brutus in den Schlachten, die uns bevorstehen. Er hat ein Talent für den Tod.«
    Marcus Antonius errötete, denn er wusste nicht genau, ob er soeben ein Kompliment bekommen hatte oder nicht. »Dann denke ich, du solltest es ihm auch so sagen, Herr.«
    »Das werde ich tun«, erwiderte Julius. »Und jetzt wieder zurück zum Tagesgeschäft, meine Herren. Ich will, dass die ganze Stadt heute Abend singt. Bei allen Göttern, wir sind endlich zu Hause.«
    Das Tageslicht auf den obersten Stufen der Treppe schien wie mit Klauen nach Brutus zu greifen. Er atmete schwer und ließ den Blick über die Menschenmenge unter ihm schweifen. Möglicherweise sahen sie ihn hier stehen, aber es reagierte niemand, und der Gedanke, er sei für alle dort unten vollkommen unsichtbar wie ein Geist, versetzte ihm einen tiefen Schock. Fast war er versucht, laut aufzuschreien, nur um seine eigene Stimme zu hören und den Bann zu brechen. Ihm war seltsam kalt, als stünde er unter einem schattigen Torbogen auf Steinen, die immer vor der Sonne verborgen waren.
    »Ich habe ein wenig mehr verdient als das«, sagte er mit tonloser Stimme. Er öffnete die rechte Hand und stellte erst jetzt fest, dass sie völlig verkrampft und vor Anspannung fast blutleer war. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er sie zur Faust geballt hatte, in dem Augenblick, in dem Julius Marcus Antonius alles gegeben hatte, was in der Welt zählte. Hätte Brutus geahnt, was für ein Rivale dieser Mann einmal für ihn werden würde, dann hätte er ihn eines Nachts in Gallien beiseite genommen und ihm die Kehle durchgeschnitten. In Gedanken kostete er dieses Bild voll aus, und ein rechtschaffener Zorn stieg in ihm auf. Am Rubikon hatte er geglaubt, er würde gebraucht, dass die Heerführer es alle gemeinsam riskieren würden. Julius hatte zu der Menge gesprochen, als sei er ganz alleine gen Süden marschiert.
    Brutus sah auf die Bürger Roms hinab und fand, dass in ihrer Unkenntnis über sein Dasein auch ein Stückchen Freiheit lag. Er spürte, wie alle Fesseln von ihm abfielen, und schwankte beinahe vor Erleichterung und Schmerz. Er sah sich nach dem Jungen um, der sein Pferd hielt, und stieg benommen die weißen Stufen hinab. Die Menge um ihn herum verschmolz zu einer einzigen Rauchwolke, und nach wenigen Augenblicken hatte er sich in ihr verloren.

 

    5
    Regulus runzelte die Stirn, als er Brutus wieder auftauchen sah. Die Gestalt in der silbernen Rüstung stand wie eine Statue zwischen den weißen Säulen, und Regulus lief ein Schauer über den Rücken, obwohl er nicht zu sagen gewusst hätte, warum. Es lag etwas Unheimliches in der starren Haltung des Generals, mit der er die hin und her wogende Menschenmenge musterte. Selbst aus der Ferne wirkte Brutus bleich und angespannt. Überzeugt davon, dass etwas nicht stimmte, versuchte sich Regulus möglichst schnell einen Weg zu ihm zu bahnen. Es war beinahe unmöglich, in der Menge voranzukommen, doch Regulus ignorierte die empörten Rufe der Bürger, die er zu Boden stieß, den Blick beharrlich auf Brutus gerichtet. Er sah, wie der General die Zügel seines Pferdes packte und sich in den Sattel schwang, ohne die Umstehenden eines Blickes zu würdigen. Da ergriff Angst von Regulus Besitz, und er schrie auf, als Brutus seinem Pferd die Sporen gab und einen kleinen Jungen niederritt, der den Hufen seines Pferdes zu nahe gekommen war.
    Trotz des Rufes hielt Brutus nicht an und schaute auch nicht zurück. Steif und mit blutleerem, zornigem

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