Imperator 04 - Die Götter des Krieges
nur ein paar höfliche Worte zustande gebracht, doch er glaubte, unter ihrer Förmlichkeit einen Funken gespürt zu haben. Pompeius’ Sklavinnen hatten sie geschminkt und mit Juwelen behängt, so wie sie es damals vorausgesagt hatte. Auf Brutus wirkte diese Mischung aus kalter Reserviertheit und schwerem Parfüm höchst erregend, eine Warnung und eine Herausforderung zugleich.
Als er den Garten, in den sie sich vor der Hitze des Nachmittags flüchtete, zum ersten Mal gesehen hatte, war ihm der Eingang fast beiläufig aufgefallen. Er wusste, dass Pompeius bis zum Abend im Tempel bleiben und dann zu einem seiner öden Treffen mit den Senatoren eilen würde. Dabei ließ er seine Frau, bis auf ein paar Sklavinnen, meistens praktisch allein.
Brutus vermutete, dass Pompeius ein paar Soldaten in ihrer Nähe postiert hatte, doch als er durch das Tor in den kühlen Innenhof sah, konnte er niemanden entdecken. Die Gefahr ließ sein Herz schneller schlagen. Pompeius wusste, dass er Julia durch ihren Vater schon früher begegnet war, und er würde nicht lange brauchen, um mehr als eine flüchtige Bekanntschaft zu argwöhnen.
Vielleicht lag es daran, dass man ihm das Kommando über eine eigene Legion verweigert hatte, vielleicht ärgerte er sich auch einfach über das stetige Misstrauen und die Reserviertheit, die Pompeius ihm gegenüber an den Tag legte. So oder so verspürte Brutus trotz des großen Risikos eine angenehme Erregung.
»Wie geht es dir, Julia?«, rief er leise zwischen den verzierten Gitterstäben hindurch.
Er sah, wie sie erstarrte und sich langsam nach ihm umdrehte, ein Ebenbild von Julius’ erster Frau Cornelia. Sie war wunderschön, und ihr Anblick rief mit überraschender Heftigkeit die Erinnerung an ihre einzige gemeinsame Nacht zurück. Er erinnerte sich, dass sie kaum geblutet hatte, aber vielleicht doch genug, um sie an ihn zu binden.
Sie erhob sich und kam mit gerötetem Gesicht zum Tor herüber. »Was machst du hier?«, fragte sie. »Mein Gemahl …«
»Bespricht wie immer seine langweiligen Pläne mit Labienus, wie du sicher weißt, Julia. Ich kann nicht verstehen, wie er eine Frau wie dich an einem so schönen Tag allein lassen kann.«
Er hörte im Hintergrund ein Kind mit hoher Stimme vor sich hin singen.
»Ist das dein Sohn? Wer ist noch bei dir?«
»Du darfst nicht mit mir sprechen, Brutus!«, sagte sie und schaute sich nervös um. »Er hat Wachen in Rufweite, und es sind ständig Sklaven um mich herum. Das hier ist kein geschützter Ort.«
Ein kleiner Junge kam auf unsicheren Beinen aus dem Haus, und Brutus zwinkerte ihm zu. Das Kind strahlte ihn an.
»Das ist aber ein hübscher kleiner Kerl. Sieh dir nur seine großen Hände an! Das wird sicher mal ein großer Schwertkämpfer!«
Julias Angst legte sich bei diesem Kompliment ein wenig, und sie drehte sich zu ihrem Sohn um. »Geh wieder hinein. Ich komme gleich und spiele mit dir.« Sie sahen beide zu, wie der Junge ernst nickte und dann den Rückweg durch den Garten antrat.
»Willst du mich nicht hereinlassen?«, fragte Brutus.
Julia schüttelte entschlossen den Kopf. »Ganz bestimmt nicht. Ich darf nicht mit dir gesehen werden, und trauen kann ich dir wohl auch nicht.«
»Ich habe tatsächlich an eine gewisse Nacht in einem Stall gedacht«, gab er zu und freute sich daran, wie sie erneut rot wurde. »Du wirst mir doch nicht weismachen wollen, dass du Pompeius jetzt allen Ernstes vorziehst?«
»Er ist mein Ehemann«, sagte sie, aber die Festigkeit war aus ihrer Stimme verschwunden. Ohne sich dessen bewusst zu sein, war sie näher an das Tor herangetreten. Wären die Gitter nicht im Weg gewesen, hätte er sie in die Arme nehmen und küssen können, doch er nahm an, sie würde mit einem Satz zurückweichen, wenn er den Versuch unternahm.
»Warum hast du meinen Vater verlassen?«, fragte sie plötzlich. »Das hätte ich nie von dir erwartet. Jedenfalls nicht, weil du bei mir sein wolltest, das weiß ich.«
Seine Antwort kam so schnell, dass sie ihn nicht kurz zur Seite blinzeln sah. In dieser Stimmung fiel ihm das Lügen leicht.
»Dein Vater ist der beste Mann, den ich je gekannt habe, Julia. Pompeius braucht sehr viel Glück, um ihn zu schlagen, trotz all seiner Zuversicht.«
»Aber warum hast du ihn dann im Stich gelassen ?«, fragte sie mit blitzenden Augen.
Einen Moment dachte er an den Konflikt, der in ihrem Innern toben musste. Ihr Mann plante einen Krieg gegen ihren Vater. Während sie ihn ansah, kam ihm eine Idee, die
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