Imperator 04 - Die Götter des Krieges
verzweifelten Bemühungen lustig, endlich Vater eines Sohnes zu werden.
Calpurnia kam der Schönheit Pompeias in nichts gleich. Ihr Vater hatte seinen Antrag, ohne zu zögern, sofort angenommen, als sei er erleichtert, sie endlich loszuwerden. Selbst jetzt, in der Erinnerung an sie, konnte Julius in ihren eher schwerfälligen Zügen keinen Liebreiz entdecken. Sie erregte nur wenig Leidenschaft in ihm, doch dafür kam sie aus einer noblen Familie, die schwere Zeiten durchmachte. Niemand in ganz Rom konnte ihre Abstammung infrage stellen, und Julius zweifelte daran, dass sie ähnlichen Versuchungen erliegen könnte wie seine zweite Ehefrau.
Bei dem Gedanken an ihr letztes Zusammentreffen und an die Tränen, die Calpurnia an seinem Hals vergossen hatte, verzog Julius angewidert das Gesicht. Wenn man die kurze Zeit ihres Zusammenseins bedachte, weinte sie viel öfter als jede andere Frau, die er jemals gekannt hatte. Sie weinte vor Glück, vor Begeisterung und beim leisesten Gedanken daran, er könne sie verlassen. Ihre Monatsblutung hatte am Tag vor seiner Abreise eingesetzt, und auch darüber hatte sie geweint. Wenn er im Kampf gegen Pompeius versagte, würde er keine Gelegenheit haben, mehr als das bloße Andenken an seinen Namen zurückzulassen. So sah sein vorgezeichneter Weg aus, so waren die Würfel zuletzt gefallen, das war das wirkliche Spiel.
Er atmete tief ein und sog die kalte Luft bis in die letzten Winkel seiner Brust, trotzdem fühlte er sich müde, und er wusste, dass er schlafen sollte. Julius grinste, als er einen der Männer leise vor sich hin schnarchen hörte. Seiner Zehnten konnte man mit einer kleinen Reise von siebzig Meilen im Dunkeln keine Angst einjagen.
Die letzten drei Tage waren für sie alle hart gewesen. Nachdem Julius endlich den Befehl zum Aufbruch gegeben hatte, waren alle sieben Legionen in abenteuerlichem Tempo von Rom nach Brundisium marschiert. Er hatte zwei schnelle Galeeren ausgesandt, die Pompeius’ Spionageschiff vor der Küste verjagten, dann war die Flotte in See gestochen, um die Legionen auf der anderen Seite des Festlandes an Bord zu nehmen. Selbst so spät noch war Julius versucht gewesen, den Feldzug aufzuhalten und zu warten, bis seine Flotte groß genug war, um es mit der von Pompeius aufzunehmen. Aber jeder weitere Tag und jede weitere Stunde gaben Pompeius die Möglichkeit, sich in seiner Stellung weiter zu verschanzen. Mit dem Wohlwollen der Götter jedoch würde der ehemalige Konsul Julius’ Ankunft nicht vor dem Frühjahr erwarten.
Julius sandte ein stilles Stoßgebet zum Himmel und hoffte, dass er Recht hatte. Wenn Pompeius’ Spione das griechische Ufer vor ihnen erreicht hatten, brachte der Morgen die letzten Stunden Sonnenlicht, die sie je sehen würden. Der Einsatz bei diesem Glücksspiel schreckte und erregte ihn zugleich, doch jetzt konnte er ohnehin nichts mehr ungeschehen machen. Seit dem Augenblick, in dem die Galeeren mit seinen Legionen an Bord aus dem Hafen von Brundisium hinaus aufs offene Meer geglitten waren, war der Kurs für sie alle unumstößlich gesetzt.
Der schnarchende Soldat machte ein Geräusch wie eine schnatternde Gans, und einer seiner Kumpane weckte ihn mit einem unterdrückten Fluch. Julius hatte absolute Ruhe befohlen, doch die Nacht schien vom Geplätscher der Wellen und dem Knarren von Balken und Seilen widerzuhallen. Er dachte an frühere Seereisen, und seine Stimmung hob sich. Einige davon lagen so weit zurück, als hätten sie in einem anderen Leben stattgefunden. Manchmal beneidete er den jungen Mann, der er damals gewesen war, um seine Freiheiten. Seine Entscheidungen waren viel einfacher gewesen, und jetzt, im Nachhinein, konnte er nur den Kopf schütteln, wenn er daran dachte, wie unschuldig er auf Männer wie Marius und Sulla gewirkt haben musste.
Adàn kehrte wieder an seine Seite zurück und taumelte leicht, weil die Galeere gerade durch eine hohe Welle stach.
»Das Uhrglas ist dreimal umgedreht worden, Herr. Jetzt kann das Morgengrauen nicht mehr lange auf sich warten lassen«, sagte er.
»Dann wissen wir endlich, ob sie schon auf uns warten«, erwiderte Julius.
Anfangs war ihnen die Nacht endlos erschienen, und doch war sie so schnell verflogen. Die Generäle der sieben Legionen standen auf den Schiffen rings um ihn her und warteten ungeduldig auf das Tageslicht. Jede Galeere hatte einen Mann im Ausguck, der die ersten Lichtstrahlen des herannahenden Tages verkünden und das Meer nach feindlichen Schiffen
Weitere Kostenlose Bücher