Imperator 04 - Die Götter des Krieges
Diktator die Lust am Kriegführen vergangen war. Und falls dem so war, sollte er alles Erdenkliche tun, um Pompeius’ Angst zu fördern.
Julius blickte zur Sonne hinauf und fügte sich schließlich in das Unvermeidliche.
»Gib Befehl anzuhalten und lass die Männer essen und schlafen. Wir machen hier vier Stunden Rast, bevor wir weiterziehen.«
Die Hörner bliesen zum Halten. Julius stieg steifbeinig ab; seine Hüften und Knie schmerzten. Überall um ihn herum setzten sich die Legionäre dort auf den Boden, wo sie gerade standen, und holten die wenige Verpflegung, die sie hatten, aus ihren Rucksäcken. Das getrocknete Fleisch war hart wie Stein, und Julius schaute zweifelnd auf seine eigene Ration, die ihm gerade gebracht wurde. Man würde sehr lange darauf herumkauen müssen, bis es auch nur annähernd essbar war. Zitternd wie ein alter Mann zwang er sich ein Stück davon in den Mund und nahm einen Schluck aus dem Wasserschlauch, um es aufzuweichen. Aus einem Beutel in seinem Umhang nahm er ein Büschel getrocknete Brunnenkresse, die angeblich gegen Haarausfall half. Schnell und heimlich steckte er etwas davon in den Mund, und während er kaute, schossen ihm Bilder von weichem Brot und frischen Früchten in Dyrrhachium durch den Kopf.
Pompeius war höchstens zehn Stunden hinter ihm, und er würde während des kurzen Wintertages schneller vorankommen. Julius gab einem Soldat der ersten Wache die Zügel seines Pferdes, legte sich auf dem harten Boden nieder und war beinahe augenblicklich eingeschlafen.
Octavian lächelte gerührt, als er das stille, blasse Gesicht betrachtete. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, nahm er eine weitere Decke von seinem Sattel und breitete sie über seinen General.
Pompeius legte die Hand in die Asche eines Wachfeuers und runzelte die Stirn, als er den noch warmen Kern spürte. Allein bei dem Gedanken an Essen zog sich sein Magen zusammen; seit dem Mittag des vorigen Tages hatte er nichts mehr gegessen. Er schluckte die bittere Säure hinunter und krümmte sich, als sie ihm brennend die Kehle hinunterrann.
»Sind die Spurenleser schon wieder zurück?«, fragte er herrisch und mit vor Zorn und Schmerz schroffer Stimme.
»Jawohl, Herr«, erwiderte Labienus. »Die Fährten führen nach Süden und Westen, bevor sie dann nördlich nach Dyrrhachium abbiegen.«
Steif stand er im Wind und ignorierte die eisige Kälte, während die Gedanken in seinem Kopf tobten. Die Soldaten würden sehr wohl begreifen, dass Pompeius durch seine übergroße Vorsicht eine Armee von zwanzigtausend Mann einfach verloren hatte. Es würde sich nicht gerade günstig auf die Truppenmoral auswirken, nachdem sie am Vortag bis auf Sichtweite an den Feind herangekommen waren. Die Männer waren mit der üblichen nervösen Anspannung vor einer Schlacht erwacht, und jetzt war der Feind nirgends zu sehen.
»Ich habe es gewusst«, sagte Pompeius wütend. »Sobald ich gehört habe, dass sie weg sind, habe ich es gewusst. Wir müssten es schaffen, den Bogen zu schneiden, den sie gemacht haben, und wieder eine Stunde aufzuholen.« Er ballte die Hand zur Faust und schlug sich auf den Oberschenkel. »Wenn sie nach Dyrrhachium ziehen, muss es in unserem Lager Spione geben«, murmelte er, und sein Mund verzog sich verbittert.
Labienus starrte zum Horizont.
»Wie konnten sie uns umgehen, ohne dass auch nur ein einziger Späher ihre Truppenbewegungen bemerkt hat, Labienus? Erklär mir das!«, verlangte Pompeius.
Labienus wusste genauso gut wie er selbst, dass der Beweis dafür, dass es möglich war, die Tatsache war, dass sie es geschafft hatten. Weil Cäsar einen sehr weiten Bogen geschlagen hatte, war er nicht näher als zwei Meilen an Pompeius’ Lager herangekommen, und das hatte offenbar ausgereicht. Doch Pompeius schien ohnehin nicht auf eine Erklärung zu warten.
»Ich muss ihm wohl folgen«, fuhr er zähneknirschend fort. »Sie hatten die ganze Nacht, um sich einen Vorsprung zu verschaffen. Können wir sie noch einholen?«
Automatisch schaute Labienus zur Sonne, um abzuschätzen, wie viele Stunden schon vergeudet worden waren. Missmutig schloss er, dass es beinahe unmöglich war, wagte jedoch nicht, dies Pompeius in seiner gegenwärtigen Stimmung zu sagen.
»Im Eiltempo, ohne Essens- oder Schlafpausen einzulegen, sollten wir auf seine Nachhut treffen, bevor er die Stadt erreicht«, sagte er diplomatisch. »Außerdem müssten Eure neuen Befestigungswälle sie aufhalten.« Er machte eine Pause, um die richtigen
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