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Imperator

Imperator

Titel: Imperator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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verächtlich die Lippen. Der Fürst trug seine Rüstung, einen ledernen Brustharnisch, und hatte das Haar kurz geschnitten, sodass die Konturen seines Schädels zu erkennen waren. Sein Bruder sah ihm ähnlich, aber sein langes Haar war zu einem widerspenstigen Gewirr verfilzt. »Was schlägst du also vor, Neffe?«, blaffte Caratacus.
    »Dass wir kämpfen«, sagte Cunedda schlicht. »Ich bin kein Krieger – mein Leben wird keinen hohen Preis kosten. Aber wir müssen so kämpfen, wie es Cassivellaunus getan hat. Wir müssen die Römer zum Stehen bringen. Und dann, wenn wir unsere Stärke bewiesen haben, müssen wir einen ehrenhaften Frieden schließen.« Er setzte sich zitternd hin.
    Agrippina tätschelte ihm den Arm. »Wohl gesprochen«, flüsterte sie.
    »Wenn sie zuhören.«
    Nectovelin erhob sich erneut. »Wir müssen also kämpfen«, sagte er mit schwerer Stimme. »Die Frage ist, wie?«
    Togodumnus rief schrill: »Der Junge hat’s doch gesagt! Wie Cassivellaunus!«
    »Ja«, sagte Nectovelin, »aber wie der siegreiche, nicht wie der besiegte Cassivellaunus.«
    »Was soll das heißen?«
    »Wir müssen unsere Stärken nutzen«, betonte Nectovelin. Niemand wisse, wie viele Soldaten die Römer
ins Feld zu führen gedächten, sagte er. Den Berichten zufolge waren schon viele Tausende gelandet, und am Horizont waren noch mehr ihrer Furcht einflößenden Schiffe zu sehen. Aber all diese Römer müssten täglich ernährt werden. »Wir kennen das Land, sie nicht. Ein Getreidefeld wird eine Waffe, wenn man es abbrennt, sodass hundert Legionäre hungern müssen. Wir locken sie so tief wie möglich ins Landesinnere. Und dann zermürben wir sie allmählich.«
    »Du schlägst also Überfälle vor«, sagte Togodumnus. »Hinterhalte.«
    Braint nickte. »So hat es Cassivellaunus gemacht. Außerdem hat er Verzögerungstaktiken angewandt. Er hat seine Verbündeten Abgesandte schicken lassen, die um Frieden verhandeln sollten. Das alles hat Caesar viel Kraft gekostet und seine Geduld auf eine harte Probe gestellt.«
    Der Druide kam auf die Beine. »Angriffe aus dem Hinterhalt? Verzögerungen? Vielleicht solltest du in dein eigenes Land zurückkehren, Nectovelin, denn wie ich höre, leben die Briganten davon, sich gegenseitig das Vieh zu stehlen.«
    Nectovelin funkelte ihn an.
    Aber Caratacus war sofort aufgesprungen. »Der Priester hat recht. Wir müssen mit vernichtender Kraft kämpfen. Wir müssen eine große Streitmacht aus unseren Verbündeten aufstellen und uns den Römern in einer offenen Feldschlacht stellen. Es wird ein ruhmreicher Kampf sein – und wir werden die Römer in den Ozean zurücktreiben!«

    Das brachte ihm ein paar Jubelrufe ein, aber Agrippina sah, dass die Unterstützung nur halbherzig war.
    Nectovelin blieb stehen. Trotz seines offensichtlichen Zorns über die Beleidigung durch den Priester sprach er bedächtig. »Aber genau das, Fürst, ist der Fehler, den Cassivellaunus am Ende begangen hat. Solange er begrenzte Scharmützel auf von ihm gewählten Gelände austrug, hat er gesiegt. Doch als er sich Caesar zur offenen Schlacht stellte, hat er verloren. Schaut euch doch um! Ihr habt nur einige wenige Krieger. Es werden Bauern sein, die ins Feld ziehen. Und dies wird kein Krieg gegen die Trinovanten oder die Atrebaten sein, die euch ähnlich sind. Jetzt habt ihr es mit römischen Legionären zu tun, die von Kindheit an nur zu einem ausgebildet worden sind, nämlich zum Kampf. Selbst wenn ihr ein oder zwei Siege davontragt, was dann? Eure Bauern werden zur Ernte heimkehren oder um den Winterweizen zu säen. Die Legionäre müssen keine Ernte einbringen. Sie werden nicht einhalten, ehe sie euch nicht vernichtend geschlagen haben.
    Du kennst mich, Caratacus. Ich habe an eurer Seite gekämpft. Ich würde mich niemals vor einem Kampf drücken. Aber ich bitte euch inständig, euch einen Kampf auszusuchen, den ihr gewinnen könnt.«
    Aber Caratacus wollte nichts davon hören. Er brüllte: »Ich sage, der Priester hat recht, du denkst wie ein brigantischer Viehdieb!«
    Nectovelin legte die Hand leicht an den Griff seines Dolches. Die Atmosphäre im Haus war zum Zerreißen gespannt.

    Agrippina konnte es nicht mehr ertragen. Sie bahnte sich ihren Weg aus dem Haus in die staubige Luft Camulodunums. Ihr leuchtete Nectovelins Argument ein, dass geduldiger Widerstand die richtige Methode war, um die Römer zu zermürben. Aber sie war jetzt eine andere als noch vor ein paar Tagen. Caratacus’ hitziges Geschrei vom

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