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Imperator

Imperator

Titel: Imperator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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gleich, was der Kaiser sagt.«
    Nectovelin hatte den Kaiser nicht aus den Augen gelassen. Agrippina behielt ihre Messerklinge am Hals des Griechen, Narcissus.
    Claudius trat vor. Sein Gang war ungleichmäßig, aber er hatte die Lage jetzt offensichtlich im Griff. »Noch eine Kriegerin. Du hattest recht, was ihr Temperament betrifft, Narcissus. Aber die hier scheint unter all dem Dreck weitaus präsentabler zu sein als die muskelbepackten Vetteln, die du mir heute vorgeführt hast. Dieses recht attraktive rotblonde Haar …«
    Der schwer atmende Narcissus versuchte offenbar, trotz des Messers an seinem Hals die Fassung wiederzugewinnen.
»Ich entschuldige mich für meinen schlechten Geschmack.«
    Vespasian knurrte: »Wir müssen dem ein Ende machen, Herr.«
    »Nur Geduld, Legat. Ich würde zu gern sehen, wie dieses kleine Drama weitergeht. Welch eine Besetzung  – ein haariger Wilder, ein schönes Mädchen und ein kleiner Schwächling, der, nach seinen schmachtenden Blicken zu urteilen, eher verliebt als ängstlich ist.«
    Agrippina, deren Zorn die Oberhand über ihre Furcht gewann, zischte: »Ich verstehe jedes Wort, das du sagst, Römer.«
    »Ja, du hast Lateinisch gesprochen, nicht wahr?« Claudius starrte sie an, sein kleines Gesicht von Neugier gefurcht. »Aber mit einem Akzent. Bist du Gallierin?«
    »Ich bin Brigantin.«
    »Ich weiß nicht, was Briganten sind.«
    »Ein noch nicht domestizierter britannischer Volksstamm«, sagte Narcissus gepresst.
    »Ich bin in Gallien erzogen und ausgebildet worden«, erklärte Agrippina.
    »Dann weißt du sicher, wer ich bin.«
    »Du bist Claudius.«
    Er lächelte. »Tiberius Claudius Nero Germanicus, um genau zu sein.«
    Germanicus. Germanisch ist sein Name  … Die Erkenntnis schockierte sie, und sie drückte ihre Klinge einen Herzschlag lang nicht mehr ganz so fest an Narcissus’
Kehle. Vespasian sah es; seine Augen waren hart, und er wartete auf eine Gelegenheit, sich auf sie zu stürzen. Sie konzentrierte sich mühsam. »Ich heiße Agrippina.«
    Claudius klatschte in die Hände. »Ein guter römischer Name! Deine Eltern hatten gesunde Instinkte, auch wenn du sie vermissen lässt. Welch eine Ironie, dass die Logik deines Lebens dich zu diesem Punkt geführt hat.« Er wandte sich an Cunedda. »Und du?«
    »Ich bin Cunedda.« Trotz seines unsicheren Lateins sprach er mit fester Stimme, und Agrippina war stolz auf ihn.
    Nectovelin knurrte in seiner brigantischen Muttersprache: »Was sagen sie, Pina?«
    Claudius drehte sich interessiert zu ihm um. »Ah, euer Kampfhund spricht auch! Aber dieser haarige Bursche kann kein Latein, würde ich vermuten. Sehr freundlich ist er nicht gerade, was?«
    Vespasian knurrte: »Kaiser …«
    »Ach, stell dich nicht so an, Vespasian. Du«, fuhr er Cunedda an. »Sprich mit deinem Kameraden in seiner eigenen gutturalen Sprache, wenn du sie beherrschst, und berichte mir, was er sagt.« Claudius wandte sich an Agrippina. »Ihr seid also hier, um einen Kaiser zu töten.«
    »Das hatten wir vor.«
    »Und ich schwöre bei Coventinas geschundenem Arschloch, dass ich es tun werde, sobald ich eine Gelegenheit dazu bekomme, kleiner Mann«, sagte Nectovelin finster, übersetzt von Cunedda.

    Claudius nickte, als sei das eine nüchterne Tatsache. »Natürlich. Und wer hat euch geschickt?«
    »Ihr seid auf die Insel eingedrungen. Jeder Britannier, von den Briganten bis zu den Atrebaten, ist euer Feind.«
    »Also wirklich! Erwartest du etwa von mir, dass ich das glaube?« Claudius sprach mit dem Gebaren eines tyrannischen Vaters. »Heraus damit! Wer hat euch dazu angestiftet? War es Valerius Asiaticus? Oder Magnus Vinicius, der vor mir zum Thronfolger ernannt worden war?« Er fuhr fort, Senatoren, Equites und Freigelassene aufzulisten, die einen Groll gegen ihn hegten und die er allesamt im Verdacht hatte, Komplotte gegen ihn zu schmieden oder eine Verschwörung zur Wiederherstellung der Republik anzuzetteln.
    Cunedda ergriff das Wort. »Denkst du so gering von uns, dass du glaubst, wir brauchten einen Römer, der uns sagt, was wir tun sollen? Das haben wir aus eigenem Antrieb getan, um unser Land von euch zu befreien. Und selbst wenn wir heute scheitern, wird Caratacus mit den Männern aus dem Westen und dem Druiden an seiner Seite zurückkehren, und ihr werdet mit eurem Blut bezahlen!«
    Claudius schien verwirrt zu sein. »Caratacus?«, fragte er seinen Sekretär.
    »Ein Sohn Cunobelins«, sagte Narcissus mit zitternder Stimme.
    »Ah, natürlich,

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