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Imperator

Imperator

Titel: Imperator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Blumenbeeten eingefasster Bereich. Dort gab es Sitzbänke, bewundernswerte Statuen und Wandreliefs und sogar einen erstaunlichen kleinen Brunnen. Brigonius, stets fasziniert von Steinmetzarbeiten, Architektur und Baukunst, war beeindruckt, als er erfuhr, dass der Brunnen ausschließlich mit dem Druck des vom städtischen Versorgungssystem gelieferten Wassers funktionierte.
    Das Atrium war auf drei Seiten von einer Kolonnade aus schlanken Säulen umschlossen; dahinter lagen die Hauptgebäude, in denen der Raum nach üblicher römischer Art in quadratische Zimmer mit verschiedenen Bestimmungen unterteilt war, von Empfangsräumen mit niedrigen gepolsterten Liegen und Tischen über Schreibstuben voller Schriftrollen und Tafeln bis zu einer imposanten Küche mit einer riesigen Feuerstelle, über der Töpfe und Kessel an Ketten hingen. Es gab sogar ein kleines Badehaus mit einem Heizkessel unter dem erwärmten Boden.
    In jeder Ecke standen sehr junge, barfüßige Sklavinnen mit blond gefärbten und hochgesteckten Haaren,
die Tabletts voller Speisen und Getränke hielten. Sie zitterten in ihren knappen Kleidern.
    In Anbetracht von Karus’ regelmäßigen Klagen, wie teuer der Boden in der Stadt jetzt war, gelangte Brigonius zu dem Schluss, dass Verecundus’ weitläufiges Anwesen ein Erkennungszeichen alten Reichtums war; seine Vorfahren mussten zu den ersten Einwohnern zählen. Und in der Tat stellte sich heraus, dass Verecundus’ Großvater als Soldat mit der ersten Welle von Claudius’ Invasion nach Britannien gekommen war. Bei der Versetzung in den Ruhestand nach seinen fünfundzwanzig Dienstjahren hatte er beschlossen, sich hier niederzulassen, in einer Veteranenkolonie, die als eine Art militärischer Reserve in einer instabilen Region gegründet worden war. Obwohl Brigonius Verecundus’ Haus ausgesprochen prächtig fand, war es nicht übermäßig protzig, wie Karus ihm erklärte. Vielleicht machten sich darin noch einige Rudimente von Verecundus’ asketischer militärischer Herkunft bemerkbar.
    Brigonius war erleichtert, als er die beiden Zimmer fand, die Severas Gruppe zugewiesen worden waren. Severa und ihre Tochter teilten sich ein Zimmer, Brigonius, Karus und Severas Architekt, Xander, das andere. Aber es gab darin keinen Platz für Brigonius. Xander, ein kleiner, dicker, pingeliger Grieche, baute mit Hilfe eines unglücklichen Sklaven, der ihm offenbar nichts recht machen konnte, gerade ein kompliziertes Architekturmodell zusammen, und der Boden war von grün angepinselten Gipshügeln, blauen Flussbändern
und spielzeugartigen Kastellen und Türmchen übersät. Als Brigonius beinahe auf eine Festung getreten wäre und sie damit ausgelöscht hätte, scheuchte ihn Xander mit einem griechischen Wortschwall hinaus.
    Also begab sich Brigonius zu dem Zimmer, das Severa mit ihrer Tochter bewohnte. Der Raum war mit zwei Liegen und diversen niedrigen Tischen und Schränken möbliert, und überall lagen Kleider verstreut. Severa war nicht da – aber Lepidina saß mit dem Rücken zur Tür vor einem Spiegel. Brigonius hielt den Atem an, blieb stehen und beobachtete sie.
    Lepidina hatte ihre Tunika geöffnet und nach hinten geschoben, sodass ihre Schultern entblößt waren, und ihr Haar war achtlos hochgebunden. Sie legte gerade Creme auf, die sie mit den Fingern aus einem Zinngefäß nahm und auf ihre Wangen rieb. Mit ihren unordentlichen Kleidern und den geschmeidigen Bewegungen, mit denen sie stumm ihre Haut massierte, hatte sie irgendwie etwas Verlassenes an sich.
    Natürlich wusste sie, dass er da war. »Du kannst genauso gut hereinkommen und richtig hinschauen, Brigonius.«
    »Tut mir leid.«
    »Nicht nötig.« Sie bückte sich, damit sie ihn im Spiegel sehen konnte, und lächelte. »Ich mache mich ja schließlich bereit, um gesehen zu werden.« Sie klopfte auf eine Liege neben ihrer Frisierkommode, und er setzte sich. »Vermutlich kommt das einem ungehobelten Barbaren wie dir alles schrecklich exotisch vor. Geradezu dekadent!«

    Er ließ den Blick über ihre Pflegeutensilien schweifen, berührte eine Pinzette sowie Nagelreiniger und Nagelfeilen aus Bronze, einen Zahnstocher, einen Ohrspatel. Es war ein speziell für die Reise gedachter Satz von Gerätschaften; die einzelnen Teile hatten Löcher, sodass sie auf einen Tragring gehängt werden konnten. Es gab ein Sortiment von Tiegeln, aber nicht übermäßig viele; Zinngefäße mit weißer Creme, Wangenrot und kohlschwarzem Puder, Glasflaschen mit Parfüm. »Das

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