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Imperator

Imperator

Titel: Imperator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Bilder an den Mauern zeigten an, um was für eine Art Werkstatt oder Laden es sich jeweils handelte: Gemalte Töpfer drehten ihre Scheiben, Frauen stellten bunte Schmuckstücke zur Schau, und die Tavernen waren durch dicke, fröhliche Zecher gekennzeichnet. Selbst die Bordelle hatten ihre Insignien, Strichmännchen in erstaunlich erfindungsreichen Stellungen, die Brigonius nicht anzustarren versuchte.
Manch mal verriet die Beschriftung der Wände, wer hier wohnte oder was er tat. Andere, ungeschliffenere Inschriften waren salopper – Gebete, Beleidigungen, Flüche. Und einige Lobeshymnen auf die Roten, Blauen und Gelben verblüfften Brigonius ganz und gar. Karus erklärte, dies habe mit der Unterstützung der wichtigsten Wagenlenker-Mannschaften bei den Rennen zu tun. Die verschiedenen Fraktionen verehrten ihre Helden, hassten einander und schlugen in den Nächten der Rennen Krawall.
    Draußen vor einem Laden stand ein großes Gefäß, in das ein stämmiger Mann geräuschvoll urinierte; Dampf stieg aus dem Hals des Gefäßes empor.
    Karus beobachtete Brigonius’ Gesichtsausdruck mit Belustigung. »Das ist ein Tuchwalker; mit dem gesammelten Urin der Passanten fixiert er seine Farbe. Ich bereite in meiner Wohnung keine Speisen zu, und ich uriniere dort auch nicht.«
    Brigonius grunzte unbeeindruckt. »Und wer sammelt deine Scheiße?«
    Karus grinste. »Komisch, dass du diese Frage stellst.«
    Sie kamen zu einer verriegelten Tür an der Stirnseite einer geschlossenen Halle. Karus holte eine kleine Münze heraus und steckte sie in einen Schlitz. Er betätigte Hebel an dem Schließmechanismus, bis die Münze verschluckt wurde, und das Schloss entriegelte sich mit einem befriedigenden dumpfen Geräusch.
    Karus öffnete die Tür, und Brigonius sah eine Latrine vor sich. Über zwei Reihen von Löchern im Boden
hockten Männer, Frauen und Kinder gleichermaßen auf Holzbänken. Einige lasen Briefe auf Holztäfelchen, andere unterhielten sich, wieder andere würfelten auf dem Boden zwischen ihnen. Ein Mann bückte sich, um sich den Hintern mit einem Schwamm an einem Stock abzuwischen. Es stank, wie nicht anders zu erwarten, aber der Geruch war weniger schlimm, als Brigonius gedacht hätte – und dann hörte er unter den Löchern Wasser gurgeln.
    »Ah«, sagte er. »Dort unten fließt ein Fluss, der die Exkremente mitnimmt. Raffiniert.«
    Karus zuckte die Achseln. »Das Wasser wird wohl eher durch Rohre vom Fluß im Norden hierher geleitet. Öffentliche Wasserversorgung, verstehst du. Du müsstest einen Baumeister fragen; ich bin kein Fachmann.«
    Sie gingen weiter und kamen an einem unfertigen Bad vorbei, das jedoch schon in Gebrauch war. Brigonius erkannte es sofort an dem muffigen, morastigen Geruch, demselben wie bei dem Soldatenbad in Vindolanda.
    Schließlich erreichten sie den Marktplatz. Lepidina quietschte aufgeregt und erbat sich mehr Geld von Karus. Bald arbeitete sie sich durch Stände voller Schmuck, Parfümfläschchen und Haaröl. Die Männer gingen weiter.
    Erneut war Brigonius geradezu überwältigt. Im Vergleich zu dem provisorischen Markt, der beim Vindolanda-Kastell entstanden war, wurde hier eine verwirrende Vielfalt von Waren feilgeboten: Kosmetika
aller Art in kleinen Glasgefäßen und Fläschchen, Anstecknadeln und Spangen aus Silber und Kupfer, Teller, Schalen und Fliesen, Schuhe aus genähtem Leder. Die Hitze der Öfen von Bäckern und Garküchen brachte die Luft zum Glühen. Es gab sogar Geldverleiher, Geldwechsler und Advokaten – und viele, viele Buchmacher.
    Auf dem Markt wimmelte es von Kauflustigen, darunter natürlich jede Menge Catuvellaunen. Aber Brigonius sah auch Germanen und Gallier jenes Schlages, der im Heer stark vertreten war, außerdem weitere exotische Gestalten mit sehr heller oder sehr dunkler Haut, die Wein und Gewürze zu exorbitanten Preisen offerierten – vielleicht Händler von der anderen Seite des Imperiums oder sogar aus noch ferneren Regionen, die mit ihren Waren in diese Ecke Britanniens gekommen waren. Jedermann schien zuversichtlich zu sein, gut gelaunt zu kaufen und zu verkaufen und sich an einem Ort, wo er die Regeln kannte, zu Hause zu fühlen. Alle außer Brigonius.
    Und um jeden Stand drängten sich Bettler, die stumm um das Wechselgeld baten. In Banna gab es keine Bettler; dort kümmerten sich die Leute um ihre Angehörigen. Brigonius fragte sich, was der alte Cunobelin davon gehalten hätte, was aus seinen Nachfahren geworden war.
    Weitere öffentliche

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