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Imperator

Imperator

Titel: Imperator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Bronzestatue erblickte.
    Er stand da und starrte den Tempel mit offenem Mund an, verblüfft von seiner gewaltigen Größe. Selbst das Fundament, eine mächtige, in die sandige
Erde gegossene Platte aus Gestein und Mörtel, war riesig; sicherlich kam ihm nichts gleich, was es im vorrömischen Britannien gegeben hatte.
    »Das ist der Claudius-Tempel, erbaut zu Ehren des zum Gott erhobenen Kaisers.« Karus schüttelte den Kopf. »Unglaublich, nicht wahr? Ich bin damit aufgewachsen, aber selbst jetzt versetzt er mich noch in Erstaunen. Tatsächlich spricht man sogar in Rom davon, wo man schon alles gesehen hat.«
    Brigonius dachte daran, wie viel Geld und Arbeit dieses riesige Bauwerk aufgesaugt haben musste. »Es überrascht mich, dass die Menschen hier sich so etwas leisten konnten.«
    »Nun, vielleicht konnten sie es nicht«, sagte Karus leise. »Die Römer machen einen schließlich nicht reicher; sie besteuern einen nur. Der Tempel hat stets großen Unmut ausgelöst. Boudicca ist hergekommen und hat ihn in Brand gesteckt – zusammen mit den Veteranen und deren Familien, die darin Schutz gesucht hatten. Nach ihrer Niederwerfung hat man eine Mauer um die Stadt gezogen und den Tempel wieder aufgebaut, größer, besser und teurer denn je. Aber er steht auf Asche, verkohlten Gefäßen und verbrannten Knochen. Das macht einen doch nachdenklich.«
    Lepidina kam herbeigelaufen. Stolz zeigte sie den beiden ein neues Halstuch und einen Kamm für ihre Mutter, und die Männer gaben anerkennende Laute von sich. »Also, was hältst du von Camulodunum, Brigonius?«
    Brigonius hob den Blick zu den kalten, schönen Linien
des Tempels. Wie konnte dies ein heiliger Ort sein? Seine Vorfahren hatten nah an der Erde gelebt, und das Göttliche war wesentlicher Bestandteil einer uralten Lebensart gewesen. Für sie war Holz lebendig, Stein hingegen war tot. Die Steinstadt, die sich hier erhob, war wie ein riesiges Grabmal.
    Er schaute in Lepidinas aufgeregte, funkelnde Augen. Seine Gefühle waren tief und konfus, und er bedauerte, dass er ihre Freude nicht teilen konnte. Er sagte nur: »Die Stadt wird gut aussehen, wenn sie fertig ist.«
    Der Advokat wandte sich ab. Vielleicht hatte er gemerkt, wie es wirklich in ihm aussah.
    Lepidina zauste Brigonius impulsiv den Bart. »Wenn du in einer römischen Stadt lebst, musst du auch wie ein Römer aussehen. Ich habe mitten auf dem Forum einen Barbier entdeckt.«
    Brigonius wich zurück. »Nicht meinen Bart. Den lasse ich mir nicht abnehmen.«
    Lepidina zog einen Flunsch. »Dann deine Haare. Diese Mähne müsste mal richtig gestutzt werden. Der Barbier ist gut; er kennt die neuesten Moden.«
    »Woher weißt du das?«
    Lepidina hielt eine Münze hoch, auf die ein Bild des Kaisers mit seiner Frisur geprägt war. »Was meinst du wohl? Komm schon.« Sie schleifte Brigonius zum Forum zurück. Wie ein Hund, der sich dem schwachen Zerren eines Welpen ergibt, folgte er ihr.

VII
    Einen Tag nach der Ankunft von Hadrians Karawane in Camulodunum sollten Severa und ihr zahmer Architekt ihren Vorschlag, die Nordgrenze der Provinz mit einem steinernen Wall zu befestigen, bei einem großen Festmahl präsentieren, dessen Gastgeber einer von Camulodunums wohlhabenderen Bürgern war, Marcus Claudius Verecundus. Severa hatte nur Tage gebraucht, um Verecundus’ Vertrauen zu gewinnen und diese Abmachung zu treffen. »Sie ist wirklich reizend und so geschickt darin, einen Fuß in die Tür zu bekommen«, sagte Karus bewundernd. »Ist sie nicht wundervoll?«
    Brigonius hatte keine Ahnung, was er sich von der Veranstaltung erwarten sollte. Er hatte schon viele Römer kennengelernt, aber in seinem Gewerbe, dem Verkauf von Haustein, hatte er es nur mit Soldaten zu tun. Hadrian regierte die Welt und wurde von Millionen Menschen als Gott verehrt; der Umgang mit einem solchen Wesen würde sicherlich alles andere als gewöhnlich sein.
    Am Tag des Festmahls traf Brigonius früh bei Verecundus’ Anwesen ein, einem weitläufigen Gebäudekomplex, der mitten ins Stadtzentrum gesetzt worden
war. Er schlenderte einigermaßen verwirrt umher; in seinem sauberen Leibrock fühlte er sich nicht so recht wohl. Die anderen Gäste, die ihre Runden machten, waren allesamt Bürger, die meisten im römischen Stil gekleidet. Brigonius und einige von ihnen nickten einander reserviert zu, aber er hatte nicht den Eindruck, dass er viele neue Freunde gewann.
    Das Zentrum des Hauses war ein Atrium, ein offener, mit Steinplatten gefliester und von

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