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Imperator

Imperator

Titel: Imperator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ist ja gar nicht so viel«, sagte er. »Ich habe römische Soldaten mit behaarten Ärschen kennengelernt, die mehr solches Zeug hatten.«
    »Dieses Reisezubehör hat meiner Urgroßmutter Agrippina gehört. Es ist von sehr guter Qualität und funktioniert immer noch bestens.«
    Erneut kam sie ihm unter ihrer oberflächlichen Fassade zutiefst vernünftig vor. Das verstärkte nur den Reiz, den sie auf ihn ausübte.
    »Hier.« Sie schöpfte ein wenig von der weißen Creme ab und hob die Finger an sein Gesicht, um ihm die Creme in die Wangen zu reiben. »Wie fühlt sich das an?«
    »Angenehm.« So war es. Die Creme war glatt und anfangs kalt, erwärmte sich jedoch bald auf seiner Haut, und als Lepidina sie weiter einrieb, spürte er eine pulvrige, körnige Struktur. »Woraus besteht sie?«
    Sie zuckte die Achseln. »Aus Tierfett, denke ich. Stärke. Und irgendeiner komplizierten Zinnmischung.«
    »Zinn? Ich dachte, römische Damen nähmen Blei fürs Gesicht.«

    »Oh, das ist längst aus der Mode. Blei ist giftig – weißt du das nicht?«
    Sie fuhr fort, ihm Creme in die Wange zu reiben, und er genoss die Wärme ihrer Berührung, ihren nahen, frischen Atem auf seinem Gesicht. Aber er wich zurück. »Das genügt vielleicht.«
    »Oh, aber es geht doch gerade erst los. Das ist eine Grundierung, damit meine Haut wie eine Marmorstatue glänzt. Dann trage ich Wangenrot und Mascara auf – das sind verbrannte Rosenblütenblätter, siehst du? –, um Wangen und Augen zu betonen. Die Zähne weiße ich mit Bimssteinpulver, und dann bespritze ich mir den Hals mit Parfüm – das ist einer meiner Lieblingsdüfte, Myrrhe mit Gewürzen.«
    Er nahm ihre Hand und brachte sie damit zum Schweigen. Die Knochen ihrer Finger fühlten sich zerbrechlich an, wie die eines kleinen Vogels, und ihre Haut hob sich hell gegen seine ab. Verglichen mit seiner erdigen Dunkelheit war sie wie ein Geist, dachte er.
    Sie beugte sich ein wenig näher zu ihm; ihr Gesicht, ein perfektes Oval, füllte sein Blickfeld aus, und ihre Lippen streiften seine. »Ich wette, du rasierst dir nicht mal die Brust, was, Brigantius-Brigonius?«
    Er zögerte einen Herzschlag. Wenn sie mit ihm spielte, einen unbeholfenen Barbaren quälte, stand ihm eine Demütigung bevor. Aber es war das Risiko wert. Er ließ die Hand um ihre Mitte gleiten. »Warum findest du’s nicht heraus?«
    Sie kam auf ihn zu wie eine brechende Welle, und ihre Münder verschmolzen miteinander.

VIII
    Das offizielle Festmahl sollte am Nachmittag, ab der neunten Stunde, in Verecundius’ größtem Empfangsraum stattfinden. Dies war ein prächtiges, ausgedehntes Gemach, das fast die ganze Länge einer Atriumseite einnahm – »eine veritable Basilika«, sagte Karus. Brigonius kam spät dorthin, aber nicht so spät wie der Kaiser selbst, der noch auf Eberjagd war.
    Brigonius fand den Raum voller Menschen vor. Leute ruhten auf den Liegen oder schlenderten mit aufgesetzter Lässigkeit umher. Die Männer waren ebenso sorgfältig zurechtgemacht wie die Frauen, das Gesicht rasiert, die Augenbrauen ausgezupft. Die Kleider der Frauen leuchteten in einer Explosion satter Farben, die Togen der Männer waren steif und strahlend weiß. Sklavinnen und Sklaven gingen mit Tabletts voller Speisen und Getränke herum, Musiker spielten Lauten und catuvellaunische Flöten, und die Konversation perlte dezent dahin. Seltsamerweise schien ein großer Teil der Gespräche auf Griechisch geführt zu werden. Unter all der Kultiviertheit lag jedoch eine gewisse Anspannung, und die Leute beobachteten einander mit scharfen Augen. Sie waren wie ein Schwarm hungriger Vögel, fand Brigonius.

    Und ein oder zwei Gäste waren bereits angetrunken. Ein fetter, schwitzender Mann ließ seine Hand ziemlich offensichtlich am Schenkel jedes Sklaven emporgleiten, der an ihm vorbeikam, egal, ob Junge oder Mädchen. Brigonius fragte sich, ob der Kaiser sich bewusst verspätete, damit Alkohol oder Völlerei die Unwürdigeren unter den Bittstellern auslesen konnten.
    Als er sich zu seiner Gruppe gesellte, waren Severas Begleiter schon alle da – Severa selbst und ihre Tochter, der Advokat Karus und der Architekt Xander, dessen Modell auf einem niedrigen Tisch stand und mit einem Laken abgedeckt war. Lepidina wirkte kühl und gefasst.
    Brigonius setzte sich und versuchte, den Blicken der anderen auszuweichen. Er hatte sich nach seinem Schäferstündchen mit Lepidina gewaschen und umgezogen, aber er war sicher, dass der Geruch ihrer Liebe noch an

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