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Imperator

Imperator

Titel: Imperator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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herrschen. Aber die Luft war dunstig, und sie konnte es nicht richtig erkennen.
    »Schaut«, sagte Cunedda, »Mandubracius winkt uns. Er hat das Zelt aufgebaut!«

    In diesem Augenblick sackte das formlose schwarze Gebilde, das der Junge errichtet hatte, in sich zusammen.
    Nectovelin räusperte sich. »Er hat sein Bestes getan. Retten wir ihn.« Er verließ als Erster das Wasser und ging über den Strand voran.

III
    Sie verbrachten den Tag mit Spielen, Gesprächen, Essen und Trinken. Es war fast schon Hochsommer, das Licht schwand nur langsam vom Himmel. Nectovelin trank sogar – wenn auch widerstrebend – von dem römischen Wein, den Cunedda mitgebracht hatte.
    Agrippina war froh über Mandubracius’ Anwesenheit. Er war ein gutherziges, liebevolles Kind und wollte nicht mehr, als dass alle sich wohl fühlten. Tatsächlich fragte sie sich, ob sie es unbewusst so geplant hatte, dass Mandubracius zur Verbesserung der Stimmung dabei war, wenn sie Nectovelin ihre Beziehung zu Cunedda eingestünde.
    Als Erster erlag Mandubracius der Müdigkeit, dann Nectovelin, und sie zogen sich ins Zelt zurück.
    Cunedda und Agrippina entfernten sich ein wenig vom Schein des Feuers. Sie hatten ein paar zusätzliche Kleidungsstücke dabei, die sie auf dem kühlen Sand ausbreiteten, und sie legten sich nebeneinander nieder und schauten zu, wie die Sterne allmählich herauskamen. Die Wellen plätscherten leise.
    Cunedda nahm ihre Hand. »Glaubst du, er schläft wirklich? Ich habe gehört, dass alte Soldaten niemals schlafen.«

    »Du machst dich über ihn lustig, aber er ist tatsächlich ein Krieger. Schließlich wurde seine Geburt von einer Prophezeiung begleitet!«
    »Im Ernst? Erzähl«, bat Cunedda fasziniert.
    Also erzählte ihm Agrippina, dass Nectovelins Mutter während der schweren Geburt angeblich angefangen hatte, vor sich hin zu brabbeln. »Brica konnte nicht mehr erklären, wieso sie auf einmal lateinische Sätze daherplapperte, denn sie starb bei der Geburt – aber das Kind, Nectovelin, hat überlebt.« Ihr Großvater Cunovic hatte eine recht gute Abschrift der »Prophezeiung« auf Pergament niedergelegt und sie Nectovelin gegeben, als dieser älter geworden war.
    »Ich liebe solche Geschichten«, sagte Cunedda. »Wie lautete sie?«
    »Das weiß ich nicht genau. Sie enthielt ein paar Worte über die Römer, über Freiheit und eine Menge Zeug, das überhaupt keinen Sinn ergab. Cunovics Ansicht nach war es eine Art Orakel, das jemand Nectovelins Mutter eingegeben hatte – ein Gott oder vielleicht ein Zauberer aus der Zukunft, der sich an der Vergangenheit zu schaffen machte. Ein ›Weber‹, wie Cunovic ihn nannte. Ich glaube, die Prophezeiung hat ihm ziemliche Furcht eingeflößt. Er hat es nicht gewagt, seine Abschrift zu vernichten, war aber froh, als er sie Nectovelin übergeben konnte … soweit ich weiß, trägt Nectovelin sie seither mit sich herum, obwohl er sie nicht lesen kann!«
    »Und doch hat sie ihn geprägt.«
    »Ja. Wegen der Prophezeiung glaubt Nectovelin, es
sei ihm bestimmt, ein Krieger zu sein und gegen die Römer zu kämpfen – so wie sein Urgroßvater gegen Caesar gekämpft hat. Wahrscheinlich hat es nicht gerade geholfen, dass dieser Urgroßvater ihm auch seinen Namen gab.
    Allerdings war er fast sein ganzes Leben lang ein Krieger ohne Krieg. In Brigantien gibt es nur hin und wieder ein paar kleine Viehdiebstähle, und das ist einfach zu magere Kost für einen Krieger! Und zum Bauern hat er sowieso nie getaugt. Er war ständig launisch und aggressiv. ›Als lebte man mit einem Gewitter zusammen‹, hat meine Mutter immer gesagt. Er hatte nie Kinder, weißt du – Geliebte, aber keine Kinder. Und als er hörte, dass ihr jungen Catuvellaunen abenteuerlustig würdet, kam er hierher, um ein bisschen zu kämpfen, obwohl er da schon in den Dreißigern war. Ein paar Trinovanten den Schädel einzuschlagen, das war ganz nach seinem Geschmack. Aber er ist immer noch ruhelos. Man merkt es ihm an …«
    Seit den Zeiten des Cassivellaunus, als die Römer jenseits des Meeres vor sich hin gebrütet hatten, waren die Catuvellaunen damit beschäftigt gewesen, ein eigenes Reich zu errichten.
    Die Catuvellaunen rühmten sich immer noch ihres »Sieges« über Julius Caesar, obwohl Cassivellaunus in Wirklichkeit nicht mehr als ein Patt gegen die überforderten Römer erreicht hatte. Bevor Caesar Britannien endgültig verlassen hatte, hatte er darauf bestanden, dass die Catuvellaunen ihre Nachbarn, die Caesar

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