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Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig

Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig

Titel: Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger , Cina Bard
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Zunge, doch ich sagte es nicht. Stattdessen betrachtete ich brav das Foto. Es zeigte ein goldgelbes Kornfeld, über dem sich ein violetter bis purpurfarbener Himmel erstreckte. Was für Farben! Der Fotograf musste sich mitten im Feld befunden und hingehockt haben, da einige der Kornähren im vorderen Bereich verschwammen, alles andere aber gestochen scharf war. Eigentlich war es ein fantastisches Bild, an dem es nichts herumzunörgeln gab. Aus diesem Grund wunderte es mich, dass Ben es dennoch tat.
    „Ich find’s toll!“ beantwortete ich endlich seine Frage. „Eigentlich ist es der Wahnsinn!“
    „Ja?“ Er sah mich zweifelnd an. „Findest du nicht, man hätte noch ein bisschen tiefer gehen und ein bisschen mehr zwischen den Ähren hindurch fotografieren können?“
    Ich legte den Kopf in meiner Betrachtung des Bildes schräg. Eigentlich hatte ich für so was ja überhaupt keine Zeit, aber Ben war Annas Bruder und war ich da nicht verpflichtet, nett und höflich zu ihm zu sein?
    „Dann wär aber zu wenig von dem Himmel draufgekommen“, ließ ich ihn an meiner Ansicht teilnehmen. „So wirkt das ganze viel eindrucksvoller. Und der Kontrast ist einfach sagenhaft!“
    „In natura sah das fast noch besser aus“, gab er lächelnd zurück und meine Augen wurden ganz groß.
    „ Du hast das gemacht?!“
    Er nickte und wurde sogar ein wenig rot. „Alle Fotos, die hier hängen.“
    Mein Blick flog die Treppe hinauf. Landschaftsaufnahmen, Porträts, Detailaufnahmen – alles in wahnsinnig guter Qualität, mit einer durchaus künstlerischen Note. Die Hobbyfotografin in mir reckte neugierig den Hals und verlangte nach mehr Informationen.
    „Wow! Ich bin echt beeindruckt!“ gab ich zu und Bens Gesichtsfarbe wurde noch intensiver.
    „Danke.“
    „Du hast richtig Talent. Machst du das beruflich?“
    „Als Nebenerwerb. Ich studiere noch.“
    „Und was?“ Emma! Warum so neugierig? Hatte ich nicht etwas Besseres zu tun? Aber Fotografie hatte mich eigentlich schon immer fasziniert.
    „Grafikdesign“, gab er mir bereitwillig zur Antwort.
    Ah! Ein Künstler, genau wie seine Schwester.
    „Studiert Anna das nicht auch?“
    „Nee, die studiert Kunst.“
    Oh, dann hatte ich das wohl durcheinandergebracht – oder sie hatte ihr Studienfach gewechselt. Hatte sie mir nicht so etwas vor einer kleinen Weile erzählt? War ja auch egal.
    „Aber sie fotografiert auch“, wusste ich. „Ziemlich gut sogar.“
    Ben nickte rasch. „Liegt uns im Blut“, sagte er und bewegte sich eine Treppenstufe hinauf zum nächsten Bild, mich automatisch mit schiebend, obwohl ich eigentlich in die andere Richtung wollte. „Aber sie macht das nur hobbymäßig.“
    Ich nickte ebenfalls, obwohl ich der Meinung war, dass auch sie mir mal berichtet hatte, ein paar ihrer Bilder verkauft zu haben. Anna. Colin. Verflucht! Ich musste endlich zurück zum Tisch!
    „Was sagst du da zu?“ hielt Ben mich ein weiteres Mal auf. Ich konnte nur mit Mühe ein gequältes Seufzen unterdrücken und trat stattdessen brav näher an das Bild heran. Es zeigte einen alten Mann, der ein winziges Entenküken in den Händen hielt und es beinahe zärtlich ansah. Es war eine Schwarzweißfotografie, die in ihrer Schlichtheit so unglaublich schön und anrührend war, dass ich ein tief berührtes „Wow!“ ausstieß.
    „Da sieht man mal, wie unaufmerksam man durch die Gegend läuft“, fügte ich beschämt hinzu. „Mir sind die tollen Bilder vorher gar nicht aufgefallen.“
    Er zuckte die Schultern und grinste mich an. Eines musste man Ben lassen: Er hatte ein verdammt gewinnendes Grinsen, das auch noch furchtbar ansteckend war. Ich konnte nichts dagegen tun, auch meine Lippen verzogen sich zu einem Schmunzeln. So standen wir dort für eine viel zu lange Zeit einfach nur auf der Treppe und lächelten uns an. Peinlich.
    Ich wandte mich schnell wieder dem Bild zu. „Ist das jemand, den du kennst?“
    Ich fühlte, dass Ben dicht hinter mich trat und es war mir noch nicht einmal unangenehm. „Nein. Man nennt ihn den alten Gilbert Duck. Er lebt recht abgeschieden in einem Cottage bei Sparrow’s Green. Das liegt südöstlich von London.“
    „Gilbert Duck?“ hakte ich nach.
    „Ja, wegen der Enten.“
    Ich hob fragend die Brauen.
    „Er isst die so gerne“, setzte Ben erklärend hinzu und ich schnappte nach Luft. Die arme kleine Ente! Wie grausam!
    Ben fing an zu lachen und schüttelte den Kopf. „War ein doofer Scherz. Tut mir leid. Manchmal hab ich keine Kontrolle

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