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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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machen. Pompeius richtete sich auf, streckte das Kinn vor und starrte wütend in die Runde. Ich sah, wie Afranius und Palicanus ihm aufmunternd zunickten. »Wir haben in unseren Legionen Kundschafter, Cicero, die finden ihren Weg in schwierigstem Gelände«, sagte Pompeius. »Prachtvolle Burschen, die in Sumpfgebiete, Gebirge und Wälder vordringen, die seit Beginn der Zeit kein menschliches Wesen betreten hat. Die Politik jedoch stellt jedes Hindernis in den Schatten, das mir bis jetzt untergekommen ist. Wenn du mir einen Weg aus dem Chaos weisen kannst, Cicero, wirst du keinen treueren Freund mehr finden als mich.«
    »Und du vertraust dich voll und ganz meiner Führung an?«
    »Du bist der Kundschafter.«
    »Also gut«, fuhr Cicero fort. »Morgen, Gabinius, wirst du Pompeius auf die Rostra rufen und ihn fragen, ob er gewillt ist, als Oberbefehlshaber zu dienen.«
    »Gut«, sagte Pompeius angriffslustig und ballte eine seiner klobigen Fäuste. »Und ich werde ›Ja‹ sagen.«
    »Nein, nein«, widersprach Cicero. »Du wirst entschieden ablehnen. Du wirst sagen, dass du schon genug getan hast für Rom, dass du keinerlei Ambitionen mehr auf ein Öffentliches Amt hast und dass du dich auf deinen Landsitz zurückziehst.« Pompeius schaute ihn mit offenem Mund an. »Ich werde für dich die Rede ausarbeiten. Du wirst noch morgen Nachmittag die Stadt verlassen und nicht mehr zurückkommen. Je zögerlicher du erscheinst, desto verzweifelter werden die Leute nach deiner Rückkehr schreien. Du wirst unser Cincinnatus sein, den man von seinem Pflug losreißt, um das Land vor der Katastrophe zu bewahren. Das ist einer der wirksamsten Mythen in der Politik überhaupt, glaube mir.«
    Einige der Anwesenden waren gegen eine derart theatralische Taktik, sie erschien ihnen zu riskant. Aber die Vorstellung vom bescheidenen Bauern schmeichelte Pompeius ' Eitelkeit. Ist das nicht der Traum eines jeden stolzen und ehrgeizigen Mannes? Anstatt sich in den Schmutz werfen und um die Macht kämpfen zu müssen, würde das Volk angekrochen kommen und darum betteln, den Oberbefehl als Geschenk zu akzeptieren. Je mehr Pompeius darüber nachdachte, desto besser gefiel ihm der Plan. Seine Würde und Autorität bliebe unbefleckt, er hätte obendrein ein paar angenehme Wochen, und falls doch etwas schiefging, könnte man ihm nicht die Schuld geben.
    »Hört sich ziemlich klug an«, sagte Gabinius und tupfte sich mit dem Finger auf die geplatzte Lippe. »Aber du scheinst zu vergessen, Cicero, dass nicht das Volk das Problem ist, sondern der Senat.«
    »Wenn der Senat erst mal begreift, welche Auswirkungen Pompeius ' Rückzug hat, wird er sich schon wieder beruhigen. Die Senatoren werden sich vor die Wahl gestellt sehen, entweder gar nichts gegen die Seeräuber zu unternehmen oder das Oberkommando Crassus zu übertragen. Beides wäre für die große Mehrheit nicht akzeptabel. Wenn man sie ein bisschen schmiert, werden sie schon geschmeidig werden.«
    »Schlau, sehr schlau«, sagte Pompeius bewundernd. »Ist er nicht klug, meine Freunde? Hab ich ' s nicht immer gesagt?«
    »Ein Wort zu den fünfzehn Legaten«, sagte Cicero. »Ich schlage vor, wenigstens die Hälfte der Posten für die Mehrheitsbeschaffung im Senat abzuzweigen.« Palicanus und Afranius, die ihre lukrativen Ämter bedroht sahen, protestierten lautstark, wurden aber von Pompeius mit einer einzigen Handbewegung zum Schweigen gebracht. »Du bist ein Nationalheld«, fuhr Cicero fort. »Ein Patriot, der über dem kleinlichen politischen Gezänk und Intrigenspiel steht. Das Recht auf Ämterbesetzung solltest du nicht zur Versorgung von Freunden nutzen, sondern um die Gegnerschaft zu spalten. Nichts wird einen verheerenderen Keil in die aristokratische Fraktion treiben, als wenn man einige Patrizier dazu überreden könnte, unter dir zu dienen. Sie werden sich gegenseitig die Augen auskratzen.«
    »Ganz meine Meinung«, sagte Caesar und nickte energisch. »Ciceros Plan ist besser als meiner. Hab Geduld, Afranius. Das ist ja nur der erste Schritt. Wir kassieren unseren Lohn später.«
    »Außerdem sollte uns allen die Niederlage der Feinde Roms Lohn genug sein«, erklärte Pompeius scheinheilig. Ich sah ihm an, dass er sich im Geiste schon am Pflug bei der Feldarbeit sah.
    Hinterher auf dem Nachhauseweg sagte Quintus: »Ich hoffe, du weißt, was du tust.«
    »Das hoffe ich auch«, sagte Cicero.
    »Das Kernproblem ist Crassus mit seinen beiden Volkstribunen«, sagte Quintus. »Mit denen kann er

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