Imperium
neuen, nie da gewesenen Befugnissen zu schaffen. Wen immer ihr auswählt, diese Bürde zu schultern, er muss sich der Unterstützung aller Stände und aller Klassen sicher sein, denn es erfordert nahezu grenzenloses Vertrauen, einen einzigen Mann mit so großen Machtbefugnissen auszustatten. Seit der gestrigen Sitzung des Senats ist mir klar, dass ich dieses Vertrauen nicht besitze. Deshalb möchte ich euch sagen, dass ich, sosehr man mich auch bitten mag, einer Nominierung für dieses Amt nicht zustimmen und dieses, sollte ich dennoch nominiert werden, nicht annehmen werde. Ich habe in meinem Leben genug Sonderkommandos innegehabt. Ich gebe hiermit bekannt, dass ich auf jedes weitere öffentliche Amt verzichte und der Stadt den Rücken kehre, um wie meine Vorväter den heimatlichen Boden zu bestellen.«
Ein furchtbares Stöhnen der Enttäuschung ging durch die Menge, und sofort eilte Gabinius nach vorn zum unbewegt am Rand der Rednertribüne stehenden Pompeius.
»Das können wir nicht zulassen!«, rief Gabinius. »Pompeius Magnus wurde nicht um seiner selbst willen geboren, sondern um Rom zu dienen.«
Natürlich brach nach diesem Satz ein Jubelsturm ohnegleichen los, und die Sprechchöre, die unaufhörlich »Pompeius! Pompeius! Pompeius!« skandierten, hallten von den Mauern der Basiliken und Tempel wider, bis einem die Ohren schmerzten. Es dauerte eine Zeit lang, bis Pompeius sich wieder Gehör verschaffen konnte.
»Eure Freundlichkeit, meine Mitbürger, rührt mich zutiefst, doch mein weiterer Aufenthalt in der Stadt ist euren Beratungen nur hinderlich. Trefft eine kluge Wahl, ihr Bürger Roms, im Senat sitzen viele fähige Männer, die euch als Konsuln gedient haben. Und auch wenn ich Rom jetzt für immer verlasse, vergesst nie, dass mein Herz eure Häuser und Tempel nie verlassen wird. Lebt wohl!«
Wie einen Marschallsstab hob er die Papyrusrolle in die Höhe, salutierte vor der traurig johlenden Menge, drehte sich um und stapfte zur Rückseite der Plattform, wobei er unnachgiebig alles Bitten, noch zu bleiben, ignorierte. Den Volkstribunen stand die Verblüffung ins Gesicht geschrieben, als Pompeius die Stufen hinabstieg, wobei erst die Beine, dann der Oberkörper und schließlich der stattliche Kopf mit der Haartolle aus dem Blickfeld verschwanden. Einige Menschen, die in meiner Nähe standen, fingen an zu weinen und rissen an ihren Haaren und Kleidern. Und obwohl ich wusste, dass die ganze Vorstellung ein Täuschungsmanöver gewesen war, hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre selbst in Tränen ausgebrochen. Die versammelten Senatoren sahen aus, als hätte in ihrer Mitte ein Wurfgeschoss eingeschlagen - in den Gesichtern einiger weniger spiegelte sich Verachtung, viele waren erschüttert, die meisten aber einfach nur sprachlos. In der Erinnerung aller war Pompeius immer der herausragende Mann im Staat gewesen. Und jetzt verließ er einfach so die Stadt. Besonders Crassus ' Gesicht bot ein Schauspiel widerstreitender Gemütsbewegungen, das kein Künstler jemals hätte einfangen können. Einerseits wusste er, dass jetzt er die besten Aussichten auf das Sonderkommando hatte; andererseits aber war er so klug zu erkennen, dass das Ganze nur eine Finte sein konnte und seiner Position irgendeine noch nicht absehbare Gefahr drohte.
Cicero blieb gerade so lange, um die Reaktion auf sein Werk abschätzen zu können, und eilte dann davon, um Bericht zu erstatten. Hinter der Rostra trieben sich Pompeius ' Leute aus Picenum und die üblichen Klienten herum. Eine geschlossene Sänfte aus blauem und goldenem Brokat stand bereit, um den General, der gerade einsteigen wollte, zur Porta Capena zu bringen. Er war nicht anders als viele andere Männer, die ich erlebt habe, nachdem sie gerade eine große Rede gehalten hatten: arrogant in ihrer Hochstimmung und gleichzeitig gierig nach Bestätigung. »Das ist ja ganz hervorragend gelaufen«, sagte er. »Was meinst du?«
»Süperb«, antwortete Cicero. »Crassus ' Gesichtsausdruck ist nicht von dieser Welt.«
»Wie hat dir das am Ende gefallen … ›dass mein Herz eure Häuser und Tempel nie verlassen wird‹?«
»Das war das Sahnehäubchen.«
Pompeius grunzte höchst befriedigt und sank in die Kissen der Sänfte. Er ließ den Vorhang herunter, schob ihn jedoch gleich wieder zur Seite. »Und du bist sicher, dass das klappen wird?«
»Unsere Widersacher hat es jedenfalls ziemlich aufgeschreckt. Das ist ein Anfang.«
Der Vorhang fiel, ging aber sofort wieder
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