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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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klang er immer irgendwie lüstern. »Ich bin ganz offen zu dir. Mein ganzes Herz hängt an einer militärischen Karriere. Ich habe alles Geld, das ein Mann sich nur wünschen kann, aber das kann immer nur Mittel sein, nie Zweck. Welche Nation hat einem Mann eine Statue errichtet, nur weil er reich war? Welches der zahllosen Völker auf dieser Erde hat jemals in seine Gebete den Namen eines schon lange toten Millionärs mit eingeschlossen, nur weil er irgendwann mal viele Häuser besessen hat? Den einzig dauerhaften Ruhm gibt es nur auf Papyrus oder auf dem Schlachtfeld - und ein Dichter bin ich ganz sicher nicht. Du siehst also, wenn aus unserem Geschäft etwas werden soll, dann musst du persönlich Pompeius ' Einverständnis einholen.«
    »Pompeius ist kein Maultier, das man so einfach zum Markt treibt«, wandte Cicero ein, dem ich ansah, dass ihn die grobe Plumpheit seines alten Feindes schon wieder abstieß. »Du kennst ihn doch.«
    »Allerdings, nur zu gut. Aber du bist ein Überredungskünstler wie kein Zweiter. Du hast ihn dazu gebracht, Rom zu verlassen - versuch erst gar nicht, es abzustreiten. Und du kannst ihn auch dazu überreden, wieder zurückzukommen.«
    »Er kommt als alleiniger Oberbefehlshaber zurück, oder er kommt gar nicht zurück. Das ist sein Standpunkt.«
    »Dann wird Rom ihn nie wiedersehen«, blaffte Crassus, von dem die freundliche Schale abblätterte wie die billige Farbe von einem seiner feuchten Mietshäuser. »Du weißt ganz genau, was morgen passieren wird. Das ist so vorhersehbar wie ein Possenspiel im Theater. Gabinius wird euer Gesetz einbringen, und Trebellius wird in meinem Auftrag sein Veto einlegen. Dann wird Roscius, ebenfalls auf meine Anweisung, eine Ergänzung zu der Vorlage einbringen, die ein gemeinsames Kommando fordert, und nicht ein Volkstribun wird es wagen, dagegen sein Veto einzulegen. Sollte Pompeius sich dagegen sperren, dann wird er dastehen wie ein trotziges, gefräßiges Kind, das lieber den ganzen Kuchen zermatscht, als auch nur ein Stück abzugeben.«
    »Da bin ich anderer Meinung. Das Volk liebt ihn.«
    »Das Volk hat auch Tiberius Gracchus geliebt, und genutzt hat es ihm am Ende gar nichts. Das war ein schreckliches Schicksal für einen patriotischen Römer, du tätest gut daran, dies nicht zu vergessen.« Crassus stand auf. »Behalte deine eigenen Interessen im Auge, Cicero. Begreifst du denn nicht, dass du mit Pompeius im politischen Abseits landest? Noch nie hat es ein Mann gegen den geballten Widerstand der Aristokraten zum Konsul gebracht.« Cicero stand ebenfalls auf und nahm vorsichtig die Hand, die Crassus ihm hinhielt. Der Altere packte kräftig zu und zog Cicero nah zu sich heran. »Zwei Mal, Marcus Tullius Cicero, habe ich dir in Freundschaft die Hand gereicht«, sagte er sehr leise. »Ein drittes Mal wird es nicht geben.«
    Und damit marschierte er aus dem Haus - und zwar in einem Tempo, dass ich es nicht mehr schaffte, ihn zur Haustür zu geleiten, geschweige sie ihm zu öffnen. Ich ging wieder ins Arbeitszimmer, wo Cicero genau an der Stelle stand, an der ich ihn zurückgelassen hatte. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er seine Hand. »Fühlt sich an, als ob man Schlangenhaut anfasst«, sagte er. »Noch mal, Tiro, hab ich ihn richtig verstanden, hat er wirklich angedeutet, dass Pompeius und ich das gleiche Schicksal wie Tiberius Gracchus erleiden könnten?«
    »Ja: ›ein schreckliches Schicksal für einen patriotischen Römer‹«, las ich ihm aus meinen Notizen vor. »Was war das Schicksal von Tiberius Gracchus?«
    »Die Aristokraten haben ihn in die Enge getrieben wie eine Tempelratte und dann ermordet - und das, während er ein vermeintlich unantastbarer Volkstribun war. Das ist mindestens sechzig Jahre her. Tiberius Gracchus!« Er ballte eine Hand zur Faust. »Einen Augenblick lang, Tiro, hatte er mich fast so weit, dass ich ihm geglaubt hätte. Aber ich schwöre dir, eher werde ich niemals Konsul, als dass ich es mit Crassus ' Hilfe werde.«
    »Ich glaube dir, Senator, Pompeius ist zehnmal so viel wert wie er.«
    »Eher hundertmal - egal, wie viel Unsinn er redet.«
    Ich räumte das Schreibpult auf und ging dann ins Tablinum, um die Besucherliste für heute Morgen zu holen. Als ich zurückkam, stand Cicero immer noch am selben Fleck, allerdings lag jetzt ein merkwürdiger Ausdruck auf seinem Gesicht. Ich gab ihm die Liste und erinnerte ihn daran, dass das ganze Haus voller Klienten sei, die er empfangen müsse, darunter auch ein Senator.

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