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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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auf.
    »Wann wird über das Gesetz abgestimmt?«
    »In fünfzehn Tagen.«
    »Halte mich auf dem Laufenden. Wenigstens einmal täglich.«
    Cicero trat zur Seite, als die Sänfte auf die Schultern seiner Träger gewuchtet wurde. Kräftige Burschen, die trotz Pompeius ' Gewicht im Eilschritt am Senatsgebäude vorbeiliefen und kurz darauf das Forum verlassen hatten - im Schlepptau des Himmlischen der Kometenschweif seiner Klienten und Bewunderer. »›Wie hat dir das am Ende gefallen .. .?‹«, äffte Cicero ihn nach und schüttelte den Kopf. »Klar, hat ' s mir gefallen, du Trampeltier, ich hab ' s ja geschrieben.« Ich schätze, dass es ziemlich schwer für ihn gewesen sein muss, so viel Energie an einen Gebieter zu verschwenden, den er nicht bewunderte, und an eine Sache, die er für höchst fragwürdig hielt. Die Reise in die Spitzenpositionen der Politik sperrt einen Mann oft mit widerwärtigen Mitreisenden zusammen und führt ihn durch seltsame Landschaften. Aber Cicero wusste auch, dass es jetzt kein Zurück mehr gab.

KAPITEL XII
     
    In den nächsten zwei Wochen gab es nur ein Thema in Rom - die Seeräuber. Gabinius und Cornelius »lebten auf der Rostra«, wie das zu jener Zeit genannt wurde - was heißt: Täglich bombardierten sie das Volk mit neuen Erklärungen und neuen Augenzeugen zum Thema Seeräubergefahr. Ihre Spezialität waren Horrorgeschichten. Zum Beispiel berichteten sie, dass die Piraten ihre Gefangenen verhöhnten, falls diese erklärten, sie seien Bürger Roms: Die Seeräuber gäben sich zu Tode erschrocken und bettelten um Vergebung, zögen ihren Gefangenen sogar eine Toga und Schuhe an und verbeugten sich jedes Mal, wenn sie an ihnen vorbeigingen. Dieses Spiel spielten sie, bis sie schließlich auf offener See seien, eine Leiter am Schiffsrumpf herunterließen und ihnen sagten, sie seien nun frei und könnten gehen, wohin sie wollten. Wenn ein Opfer sich weigerte, die Leiter hinunterzusteigen, warfen sie es einfach über Bord. Derartige Geschichten versetzten die Zuschauer auf dem Forum in Rage; sie waren daran gewohnt, dass die magische Formel »Ich bin ein Bürger Roms« überall auf der Welt Ehrerbietung garantierte.
    Cicero selbst sprach nicht auf der Rostra. Seltsamerweise hatte er dort noch nie eine Rede gehalten. Er hatte schon früh entschieden, sich so lange zurückzuhalten, bis er den passenden Augenblick in seiner Karriere für gekommen sah, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Er war natürlich versucht, bei diesem Thema sein Schweigen zu brechen, denn er hatte einiges dazu zu sagen und es würde einen idealen pompistischen Knüppel abgeben, um damit auf die Aristokraten einzudreschen. Schließlich jedoch entschied er sich dagegen mit dem Argument, dass die Gesetzesvorlage in den Straßen ohnehin schon überwältigenden Zuspruch fände und dass seine Dienste hinter den Kulissen - strategische Aufgaben und Beeinflussung der noch schwankenden Senatoren - wertvoller seien. So spielte er zur Abwechslung mal den Moderaten, Pausenlos streifte er auf seine altbekannte Art durchs Senaculum, hörte sich die Klagen der pedarii an, versprach, Bekundungen des Bedauerns und Bittgesuche an Pompeius weiterzuleiten, und machte Männern von Einfluss - allerdings nur gelegentlich - vage Hoffnung auf höhere Ämter. Jeden Tag traf ein Bote von Pompeius ' Landsitz in den Albaner Bergen ein und überbrachte die neuesten Beschwerden, Nachfragen oder Anweisungen des Generals (»Die Feldarbeit scheint unseren neuen Cincinnatus ja nicht gerade auszulasten«, bemerkte Cicero mit gequältem Lächeln), und jeden Tag diktierte mir der Senator ein besänftigendes Antwortschreiben, worin er Pompeius häufig Namen von Männern nannte, die zu einem Gespräch einzuladen vielleicht ganz nützlich wäre. Das war eine heikle Angelegenheit, denn es musste unbedingt der Schein gewahrt werden, dass sich Pompeius nicht mehr in der Politik betätigte. Trotzdem trieb eine Mischung aus Gier, Anbiederung, Ehrgeiz, die Erkenntnis, dass man um die Schaffung eines wie auch immer gearteten Sonderkommandos nicht herumkomme, sowie die Angst, dass dieses dann Crassus zufallen könne, etwa ein halbes Dutzend Senatoren in Schlüsselstellungen in Pompeius ' Lager. Der wichtigste war Lucius Manlius Torquatus, der gerade seine Amtszeit als Prätor beendet hatte und im nächsten Jahr mit Sicherheit für das Konsulat kandidieren würde.
    Wie immer stellte Crassus die größte Gefahr für Ciceros Plane dar, und natürlich war er

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