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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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erwiderte sie und kam dann sehr schnell zu den Themen, über die sie sich am leidenschaftlichsten erregen konnte - die schändliche Art, wie sich Cicero Pompeius und seiner Provinzsippschaft an den Hals werfe, dass sich deshalb die Familie in Widerspruch zu den ehrenwertesten Familien im Staat befände, und die zunehmende Macht des Pöbels, die erst durch die gesetzwidrige Annahme der lex Gabinia möglich geworden sei. Ich kann mich zwar nicht mehr an alles erinnern, aber was spielt das schon für eine Rolle? Wie bei den meisten Ehestreitigkeiten ging es nicht um die Sache selbst, sondern um etwas völlig anderes - nämlich um ihr Versagen, keinen Sohn geboren zu haben, und die daraus resultierende, fast väterliche Zuneigung Ciceros zu Frugi. Allerdings entsinne ich mich an Ciceros schroffe Reaktion: dass Pompeius vielleicht nicht ohne Fehler, aber unbestritten ein herausragender Soldat sei und dass er, nachdem man ihm das Sonderkommando übertragen habe, eine Kriegsflotte aufgestellt und die Seeräubergefahr in nur neunundvierzig Tagen aus der Welt geschafft habe. Genauso gut erinnere ich mich aber auch an Terentias vernichtende Replik, dass, wenn man die Piraten tatsächlich in sieben Wochen völlig vernichtet habe, die Bedrohung vielleicht gar keine so große gewesen, sondern diese von Cicero und seinen Freunden nur aufgebauscht worden sei. An dieser Stelle schaffte ich es, unbemerkt aus dem Zimmer und in mein Kämmerchen zu schleichen, sodass ich über den Rest der Unterhaltung keine Auskunft geben kann. Allerdings blieb in den folgenden Tagen die Stimmung im Haus so zerbrechlich wie neapolitanisches Glas.
    »Siehst du jetzt, unter was für einem Druck ich stehe?«, jammerte Cicero mir am nächsten Morgen vor und massierte sich mit den Handknöcheln die Stirn. »Nirgendwo lässt man mich in Ruhe, nicht in der Politik und in meiner Freizeit auch nicht.«
    Was Terentia anging, so steigerte sie sich immer mehr in ihre vermeintliche Unfruchtbarkeit hinein. Sie ging jetzt täglich zum Beten in den Tempel der Bona Dea auf dem Aventin. Auf dem Gelände, dessen innerstes Heiligtum kein Mann betreten durfte, wimmelte es von harmlosen Schlangen, die die Fruchtbarkeit fordern sollten. Eins ihrer Mädchen erzählte mir, dass sie in ihrem Schlafzimmer einen kleinen Schrein für die Göttin Juno aufgestellt hatte.
    Ich glaube, dass Cicero insgeheim Terentias Meinung über Pompeius teilte. So ruhmreich sein Sieg war, so verdächtig schnell lief die Operation ab (»am Ende des Winters organisiert«, wie Cicero formulierte, »Anfang Frühling begonnen, in der Mitte des Sommers abgeschlossen«). Man konnte sich schon fragen, ob ein auf dem üblichen Weg berufener Kriegsherr die Aufgabe nicht genauso gut erledigt hätte. Trotzdem gab es an Pompeius ' Erfolg nichts zu rütteln. Die Piraten waren wie ein Teppich aufgerollt worden - aus den Gewässern zwischen Sizilien und Afrika Richtung Osten durch das Illyrische Meer bis nach Achaea. Dann wurden sie aus ganz Griechenland vertrieben und schließlich von Pompeius selbst in ihrer letzten großen Festung in Coracesium in Kilikien festgesetzt. In einer gewaltigen Schlacht zu Wasser und zu Land wurden zehntausend Piraten getötet, viertausend Schiffe zerstört und weitere zwanzigtausend Mann gefangen genommen. Allerdings ließ er diese nicht kreuzigen, wie es Crassus sicher getan hätte, sondern siedelte sie samt ihrer Frauen und Familien in den entvölkerten Städten im Landesinneren von Griechenland und Kleinasien wieder an. Mit der ihm eigenen Bescheidenheit benannte er eine der Städte in Pompeiopolis um. Nichts von all dem tat er in Absprache mit dem Senat.
    Cicero verfolgte das fantastische Vorrücken seines Gönners mit gemischten Gefühlen (»Pompeiopolis! Bei allen Göttern, wie vulgär! « ). Nicht zuletzt deshalb, weil er wusste, je aufgeblasener Pompeius durch seinen Erfolg wurde, desto länger wurde der Schatten, den er auf seine eigene Karriere warf. Akribische Planung und überwältigende zahlenmäßige Überlegenheit: Das waren die von Pompeius ' bevorzugten Strategien auf dem Schlachtfeld wie in Rom, und sobald Phase eins seines Feldzugs - die Vernichtung der Seeräuber - abgeschlossen war, lief auf dem Forum Phase zwei an. Gabinius begann dafür zu agitieren, Lucullus das Kommando über die Legionen im Osten zu entziehen und Pompeius zu übertragen. Dabei griff er zum gleichen Trick wie schon für seine lex Gabinia. Er nutzte seine Vollmachten als Volkstribun und ließ

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