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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Caelius und fing an zu grinsen.
    »Ist etwa Crassus gestorben?«
    »Ganz im Gegenteil«, erwiderte Caelius lachend. »Er ist sogar quicklebendig. Angesichts des zu erwartenden Triumphs bei den Wahlen hat er für heute Abend schon mal eine große Konferenz einberufen.«
    »Ach, tatsächlich?«, sagte Cicero. Ich sah sofort, dass diese Information ihn wieder etwas belebte wie ein kurzer Nieselregen eine verwelkte Blume. »Und wer nimmt da teil, an dieser Konferenz?«
    »Catilina, Hybrida, Caesar. Wer sonst noch kommt, weiß ich nicht. Als ich aus dem Haus bin, haben sie gerade die Stühle aufgestellt. Einer von Crassus ' Sekretären, der in der Stadt unterwegs war, um die Einladungen zu überbringen, hat mir das erzählt. Da lief die Volksversammlung noch.«
    »Interessant«, murmelte Cicero. »Was würde ich dafür geben, da Mäuschen spielen zu können.«
    »Kein Problem«, sagte Caelius. »Das Treffen findet in dem Raum statt, in dem Crassus auch seine geschäftlichen Besprechungen abhält. Dabei hat er oft - aber nicht heute Abend, wie mir mein Informant versichert - einen Sekretär dabei, der Notizen von dem Gesprochenen macht, aber so, dass die andere Person nichts davon mitbekommt. Dafür hat er sich einen kleinen Horchposten einbauen lassen, ein Kämmerchen, das sich hinter einem Wandteppich befindet. Er hat mir das mal gezeigt, als er mir von seinen Tricks als Geschäftsmann erzählt hat.«
    »Du willst sagen, dass Crassus sich selbst abhören lässt?«, fragte Cicero erstaunt. »Welcher Politiker macht denn so was?«
    »›Wer glaubt, dass er keine Zeugen hat, macht schnell unüberlegte Versprechungen‹ - Crassus ' Worte.«
    »Du vermutest also, dass du dich da drin verstecken und mitschreiben kannst?«
    »Ich nicht«, widersprach Caelius spöttisch. »Ich bin doch kein Sekretär. Ich hab an Tiro gedacht«, sagte er und klopfte mir auf die Schulter, »unseren Meister der Kurzschrift.«
     

     
    Ich würde mich ja gern damit brüsten, dass ich mich, ohne zu zögern, zu diesem Selbstmordkommando bereit erklärt hätte. Aber dem war nicht so. Ganz im Gegenteil, ich habe mich mit allen praktischen Einwänden, die mir in den Sinn kamen, gegen Caelius ' Plan ausgesprochen. Wie sollte ich unbemerkt in Crassus ' Haus gelangen? Wie sollte ich es wieder verlassen? Wie sollte ich, verborgen hinter dem Wandteppich, bei dem Durcheinander an Stimmen erkennen, wer gerade sprach? Aber Caelius wusste auf alle meine Fragen eine Antwort. Ich fühlte eine panische Angst in mir hochsteigen. »Was, wenn man mich schnappt und foltert?«, fragte ich Cicero. Das war der Kern aller meiner Ängste. »Ich kann nicht beschwören, dass ich so mutig wäre, Euch nicht zu verraten.«
    »Cicero kann einfach leugnen, dass er davon gewusst hat«, sagte Caelius - eine von meinem Standpunkt aus wenig hilfreiche Lösung. »Außerdem ist allgemein bekannt, dass unter Folter abgepresste Aussagen nicht verlässlich sind.«
    »Ich glaube, ich falle in Ohnmacht«, witzelte ich matt.
    »Reiß dich zusammen, Tiro«, ermahnte mich Cicero, der umso aufgeregter wurde, je länger er zuhörte. »Niemand wird dich foltern, und niemand wird dich vor Gericht zerren. Dafür werde ich schon sorgen. Wenn du entdeckt wirst, werde ich deine Freilassung aushandeln, ich werde jeden Preis zahlen, damit dir nichts zustößt.« Mit seinem charakteristischen Doppelgriff drückte er meine beiden Hände und schaute mir tief in die Augen. »Du bist mehr ein zweiter Bruder für mich als mein Sklave, Tiro. Schon seit wir damals vor vielen Jahren in Athen zusammen die Philosophen studiert haben - erinnerst du dich? Ich hätte bereits viel früher mit dir über das Thema Freilassung sprechen sollen, aber irgendwie ist immer eine neue Krise dazwischengekommen, die mich abgelenkt hat. Also sage ich dir jetzt, und Caelius ist mein Zeuge, dass es meine feste Absicht ist, dir die Freiheit zu schenken - und das einfache Leben auf dem Land, nach dem du dich schon immer gesehnt hast. Und ich sehe den Tag vor mir, wenn ich von meinem Haus zu deinem kleinen Gehöft hinüber reite und wir dann zusammen in deinem Garten sitzen und die über einem Olivenhain oder Weinberg untergehende Sonne beobachten und uns über all die Abenteuer unterhalten, die wir zusammen erlebt haben.« Cicero ließ meine Hände los, und ich sah die in der warmen Abendluft flirrende ländliche Idylle noch einen Augenblick vor mir, dann verblasste sie. »Und«, sagte er forsch, »das Angebot ist in keiner Weise daran

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