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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Aristokraten, direkt vor ihnen auf der Konsulnbank saß Catulus, ein paar Plätze weiter Crassus und auf der gleichen Seite der Kammer, auf einem der für die ehemaligen Ädilen reservierten Plätze, Caesar. Mucius stand auf und erläuterte in würdevollen Worten, dass sein heiliges Amt von ihm verlange, den Interessen des Volkes zu dienen. Und Figulus ' Gesetz sei weit davon entfernt, diesen Interessen zu dienen, es bedrohe vielmehr die Sicherheit des Volkes und beleidige dessen Ehre.
    »Blödsinn«, tönte es von der anderen Seite des Ganges. Ich erkannte Ciceros Stimme sofort. »Die haben dich gekauft!«
    Atticus packte meinen Arm. »Jetzt geht ' s los!«,flüsterte er.
    »Mein Gewissen …«, fuhr Mucius fort.
    »Dein Gewissen hat damit gar nichts zu tun. Du bist ein Lügner, du hast dich verkauft wie eine Hure!«
    Plötzlich erfüllte den Saal das dumpf grollende Geräusch, das entsteht, wenn ein paar Hundert Menschen gleichzeitig ihrem Nebenmann etwas zuflüstern. Cicero sprang auf und signalisierte mit ausgestrecktem Arm, dass er das Wort wünsche. In diesem Augenblick hörte ich hinter mir eine Stimme, die Durchlass verlangte. Wir drängten uns zur Seite, um dem unpünktlichen Senator Platz zu machen, der sich ein paar Sekunden später als Hortensius entpuppte. Er eilte den Gang hinunter, verbeugte sich vor dem Konsul und setzte sich auf seinen Platz neben Catulus, den er umgehend in eine geflüsterte Unterhaltung verstrickte. Inzwischen forderten Ciceros Anhänger unter den pedarii lautstark das Wort für ihren Fürsprecher, was ihm als ehemaligem Prätor und damit gegenüber Mucius Ranghöherem auch unbestreitbar zustand. Nur sehr zögernd ließ sich Mucius von den Senatoren neben ihm dazu bewegen, sich zu setzen. Cicero zeigte auf ihn - mit dem geraden, starr ausgestreckten Arm in der weißen Toga sah er aus wie eine Statue der rächenden Justitia - und erklärte: »Du bist eine Hure, Mucius, jawohl, und obendrein ein Verräter, denn erst gestern hast du vor der Volksversammlung erklärt, dass ich ungeeignet sei für das Konsulat, ich, der erste Mann, an den du dich gewandt hast, als man dich des Raubes anklagte! Gut genug für deine Verteidigung, Mucius, aber nicht gut genug, das römische Volk zu verteidigen, hast du das gemeint? Aber was soll ich mich um dein Gerede scheren, wenn doch die ganze Welt weiß, dass man dich für diese Verleumdung bezahlt hat?«
    Mucius lief knallrot an. Er schüttelte die Faust und schleuderte Cicero Beleidigungen entgegen, die ich im allgemeinen Aufruhr nicht verstehen konnte. Cicero betrachtete ihn verächtlich und bat mit erhobener Hand um Ruhe. »Aber wer ist schon Mucius?«, sagte er geringschätzig und schnalzte dabei mit den Fingern. »Nichts weiter als eine einzelne Hure aus einer ganzen Horde von käuflichen Kreaturen. Und ihr Anführer ist ein Mann von adeliger Geburt, der sich die Bestechung zu seinem Instrument erwählt hat - und glaubt mir, Senatoren, darauf spielt er wie auf einer Flöte. Er besticht Geschworene, Wähler und Volkstribunen. Kein Wunder, dass er unser Gesetz gegen die Bestechung verabscheute und für ihn nur eine Methode in Betracht kam, es zu verhindern - Bestechung.« Er hielt inne und senkte die Stimme. »Ich möchte die Kammer über einige Dinge in Kenntnis setzen, die mir zu Ohren gekommen sind.« Es wurde jetzt sehr still. »Gestern Abend haben sich Antonius Hybrida, Sergius Catilina und einige andere Personen im Haus jenes Mannes von adeliger Geburt …«
    »Der Name!«, forderte eine laute Stimme, und einen Augenblick lang glaubte ich tatsächlich, Cicero würde ihn nennen. Stattdessen schaute er mit derart berechnender Intensität hinüber zu dem auf der anderen Seite des Ganges sitzenden Crassus, dass er genauso gut hätte hinübergehen und ihm die Hand auf die Schulter legen können, so deutlich war, wen er meinte. Crassus richtete den Oberkörper leicht auf und neigte ihn langsam nach vorn, ohne Cicero aus den Augen zu lassen: Er musste vor Spannung auf das, was jetzt kommen würde, fast platzen. Man merkte, wie jeder im Saal die Luft anhielt. Aber Cicero war auf andere Beute aus, und mit einer fast spürbaren Willensanstrengung wandte er den Blick von Crassus ab.
    »Jener besagte Mann von adeliger Geburt hat sich also mittels Bestechung das Bestechungsgesetz vom Hals geschafft und heckt nun ein neues Komplott aus. Er plant, sich mittels Bestechung den Weg zum Konsulat zu bahnen. Allerdings nicht für sich selbst, sondern für seine

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