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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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er hatte gehofft, mit seiner Gabe des Generals Interesse an Philosophie wecken zu können. Pompeius hatte jedoch nur einen flüchtigen Blick daraufgeworfen, ihn gleich beiseitegelegt und sich stattdessen mehr für Gabinius ' Geschenk interessiert: ein versilbertes Rhinozeroshorn, das mit einem ägyptischen, aus Pavianexkrementen hergestellten Aphrodisiakum gefüllt war. »Wie gern hatte ich den Brief zurück!«, sagte Cicero seufzend, ließ sich auf das Sofa fallen und legte seine Hand auf die Stirn. »Wahrscheinlich zündet das Küchenmädchen gerade ihr Herdfeuer damit an.«
    »Wer war sonst noch da?«, fragte Quintus neugierig. Er war erst vor ein paar Tagen aus Umbrien zurückgekehrt, wo er das Quästorenamt innegehabt hatte, und lechzte nach dem neuesten Klatsch.
    »Nur die übliche Klientel. Unser frischgebackener Volkstribun natürlich, der ehrenwerte Gabinius; sein Schwiegervater Palicanus, die Koryphäe auf dem Gebiet der schönen Künste; Roms anmutigster Tänzer, Afranius; dann Baibus, dieses spanische Geschöpf von Pompeius ' Gnaden; und Varro, das Universalgenie des pompeianischen Haushalts. Tja … und Marcus Fonteius«, fügte Cicero beiläufig hinzu - allerdings nicht so beiläufig, dass Lucius nicht sofort bemerkt hätte, dass da etwas vorgefallen sein musste.
    »Und worüber hast du mit Marcus Fonteius gesprochen?«, fragte Lucius. Sein eigener Versuch, beiläufig zu klingen, war nicht weniger durchsichtig.
    »Über alles Mögliche.«
    »Seinen Prozess?«
    »Sicher, auch.«
    »Und wer verteidigt den Schurken?«
    Cicero machte eine Pause und sagte dann ruhig: »Ich.«
    Für diejenigen, die mit dem Fall nicht vertraut sind, sollte ich hinzufügen, dass Fonteius fünf Jahre zuvor Statthalter der Provinz Narbonensis im südlichen Gallia Transalpina gewesen war. Er hatte Pompeius, als dieser in einem Winter beim Kampf gegen die Rebellen in Spanien besonders unter Druck stand, frischen Nachschub und Soldaten geschickt, wodurch der General bis in den Frühling hatte durchhalten können. Seit jener Zeit waren sie Freunde. Fonteius hatte es in den folgenden Jahren zu außerordentlichem Reichtum gebracht - und zwar nach Art des Verres, indem er die einheimische Bevölkerung mittels verschiedenster illegaler Steuern ausgepresst hatte. Die Gallier hatten zunächst klein beigegeben und sich damit getröstet, dass Raub und Ausbeutung seit jeher Begleiterscheinungen der Zivilisation seien. Nach Ciceros triumphaler Klage gegen den Statthalter von Sizilien war Indutiomarus, der Anfuhrer der in der Provinz Narbonensis ansässigen Gallier, nach Rom gereist und hatte den Senator gebeten, sie im Gerichtshof für Erpressungen zu vertreten. Lucius hatte das Anliegen nach Kräften unterstützt, tatsächlich war er es gewesen, der Indutioniarus an Cicero verwiesen hatte. Der Gallier hatte abenteuerlich ausgesehen, als er an jenem Morgen in seinem barbarischen Aufzug aus Jacke und Hose vor unserer Tür stand. Ich war richtiggehend schockiert gewesen. Cicero hat sein Anliegen aber höflich abgelehnt. Seitdem war ein Jahr vergangen, und die Gallier hatten in dem designierten Prätor Plaetorius und seinem jungen Mitarbeiter Marcus Fabius seriösen Rechtsbeistand gefunden. Der Fall würde in Kürze vor Gericht kommen.
    »Das ist ja ungeheuerlich«, sagte Lucius empört. »Wie kannst du so einen Kerl verteidigen? Der ist genauso schuldig wie Verres.«
    »Unsinn. Er hat niemanden getötet, und er hat niemanden unter falschen Anschuldigungen eingesperrt. Das Schlimmste, was man über ihn sagen kann, ist, dass er ein einziges Mal den Weinhändlern von Narbonne überhöhte Steuern und ein paar Einheimischen überhöhte Gebühren für die Reparatur ihrer Straßen abgeknöpft hat. Außerdem«, fügte Cicero schnell hinzu, bevor Lucius ihn auf seine etwas wohlwollende Interpretation von Fonteius ' Aktivitäten festnageln konnte, »wer sind wir, dass wir ihn jetzt schon schuldig sprechen dürften? Das ist Sache des Gerichts, nicht unsere. Oder willst du etwa der Tyrannei das Wort reden und ihm den Rechtsbeistand verweigern?«
    »Ich würde ihm deinen Rechtsbeistand verweigern«, erwiderte Lucius. »Du hast doch Indutioniarus gehört, er hat dir die Beweise vorgelegt. Zählen die etwa nichts, nur weil Fonteius ein Freund von Pompeius ist?«
    »Das hat mit Pompeius nichts zu tun.«
    »Womit dann?«
    »Mit Politik«, antwortete Cicero, setzte sich ruckartig auf, schwang den Oberkörper herum und stellte die Füße auf den Boden. Er schaute

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