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Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hirte
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werden, um die Datengrundlage für eine eventuelle Impfempfehlung zu verbessern. Dabei müssten auch die Kosten etwaiger Nebenwirkungen und anderer »indirekter Effekte« einberechnet werden (Antony 2005).
    Sicher sind finanzielle Argumente für viele Eltern zunächst nicht einsichtig. Die Politik der umfangreichen Umschichtung von Geldern in die pharmakologische Prävention hat jedoch weitreichende Folgen für das Gesundheitssystem, da immer weniger Mittel für andere Bereiche zur Verfügung stehen. Größere Anstrengungen im Kampf gegen den Zigarettenkonsum oder verstärkte Promotion des Stillens wären zum Beispiel eine weit billigere und nachhaltigere Maßnahme gegen Pneumokokkeninfektionen und zahlreiche andere volksmedizinisch bedeutsame Krankheiten – zumal wenn man auch die ökologische Seite bedenkt: »Bis zur Freigabe einer einzelnen Impfstoffcharge von Prevenar werden über etwa 12 Monate insgesamt 230000 Arbeitsstunden, 17 Tonnen Rohstoffe und 300000 Liter Wasser investiert und mehr als 5000 Teststufen durchlaufen« (Kenzel 2010).
    Nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation sollten vor allem jene Länder die Impfung gegen Pneumokokken prüfen, in denen mehr als jedes fünfte Kind durch eine Erkrankung mit diesen Keimen stirbt. Dies trifft insbesondere auf Regionen mit hohem HIV -Risiko zu. Gerade dort ist die teure Impfung aber kaum zu finanzieren. Die WHO sieht in der Impfung daher auch nur eine flankierende Maßnahme und erachtet es als wichtiger, begünstigende Faktoren für Pneumokokkenerkrankungen zu bekämpfen: Luftverschmutzung im Haus durch offenes Feuer oder Tabakrauch, vorzeitiges Abstillen und Unterernährung ( WHO 2007).
    Die Wirksamkeit der Pneumokokkenimpfung für Kinder
    Seit der Zulassung der verschiedenen Pneumokokkenimpfstoffe für Kinder werden wir Ärzte mit Erfolgsmeldungen zugetextet. Sie stammen teilweise aus der Feder der Hersteller, teils von Epidemiologen wie der Gruppe um Rüdiger von Kries (zum Beispiel Rückinger 2009), die sich unter anderem vom früheren Prevenar-Hersteller Wyeth sponsern ließ und auch dadurch aufgefallen war, dass sie von den Hib-Impfstoffherstellern Gelder für eine Studie zu Hib-Impfstoffen annahm (Milde-Busch 2007).
    Die fortwährenden Veröffentlichungen aus herstellerfinanzierten »Fachgesprächen« und »Symposien« lassen eine gewisse Nervosität erkennen. Man versucht, Ärzten und Eltern mit beeindruckenden Zahlen zu beweisen, wie gut die Impfstoffe gegen die darin enthaltenen Erregertypen wirken und beispielsweise Ohrenentzündungen verhindern, die von ihnen verursacht werden. Diese Wirkung ist gewiss da – doch das ist nur die halbe Wahrheit.
    In Deutschland und Österreich gibt es weder eine Meldepflicht noch ein Krankheitsregister für Pneumokokkenerkrankungen. Es gab und gibt auch keine fundierte Begleitstudie zur Einführung der verschiedenen Impfstoffe. Die Datenquellen sind teils bruchstückhaft, teils dubios. Der Einfachheit halber wird meist mit angelsächsischen Zahlen argumentiert.
    Unabhängige Experten wie zum Beispiel das
arznei-telegramm
kritisieren die Datenerfassung der Behörden und stellen die Wirksamkeit des Impfprogramms in Frage:
     
    »Konkrete Zahlen werden nicht mitgeteilt. Bei den 2- bis 4-Jährigen und den 5- bis 15-Jährigen haben invasive Pneumokokkenerkrankungen tendenziell zugenommen bzw. sind gleich häufig geblieben. Vollständigkeit und Aussagekraft der Daten stehen unseres Erachtens in Frage: Eine generelle Meldepflicht für invasive Pneumokokkenerkrankungen gibt es hierzulande bis heute nicht. Die verminderte Erkrankungsrate bei den unter Zweijährigen könnte … zumindest teilweise auf einer geringeren Melderate beruhen. Diese soll nach Schätzungen von zuvor 80 % auf 60 % abgenommen haben« (
AT
2010).
     
    In der Schweiz sind schwere Infektionen mit Pneumokokken seit 1999 meldepflichtig. Aus den dortigen Zahlen ist in den letzten Jahren eine kontinuierliche Zunahme der invasiven Pneumokokkenerkrankungen abzulesen. Lediglich bei unter Zweijährigen war eine Abnahme zu verzeichnen ( BAG 2010). Dies könnte, muss aber nicht auf die Impfung zurückzuführen sein. Ein Herdenschutz ist jedenfalls nicht zu verzeichnen.
    Bei Frühgeborenen ist die Ansprechrate auf die Impfstoffe deutlich schlechter als bei Reifgeborenen (Baxter 2010). Das lässt an der Sinnhaftigkeit der Impfempfehlung zweifeln: Sie sollen nämlich ausgehend von ihrem tatsächlichen Geburtstermin, also sehr unreif geimpft werden.
    In einem

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