Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
Dauer der Immunität, zur Wirksamkeit bei jungen Frauen, zur Wirksamkeit bei bereits mit einem HPV -Typ infizierten Frauen, zur Wirksamkeit der Impfung von Jungen und Männern, zur Wirksamkeit auf andere im Zusammenhang mit HPV 16 und 18 beobachtete Krebsarten sowie zur möglichen Definition von Risikopopulationen zu erwarten. Die STIKO wird diese neuen Erkenntnisse verfolgen und – so weit es diese neue Bewertungen ermöglichen – die Impfempfehlungen entsprechend anpassen« (
EB
2007).
Solche Daten sollten eigentlich zur Verfügung stehen,
bevor
ein unzureichend untersuchter Impfstoff für die Hälfte der jugendlichen Bevölkerung öffentlich empfohlen wird.
Ungeklärte Fragen zur Wirksamkeit und Nachhaltigkeit
Für die Behauptung »Die HPV -Impfung verhütet Krebs« steht der wissenschaftliche Beweis bisher aus. »Ob und, wenn ja, in welchem Ausmaß sie schwere Zervixdysplasien, Karzinome und Todesfälle verhindert, wird erst nach Jahrzehnten bekannt sein« (
AT
2008).
Ein Schutz vor HPV -Typen, die im Impfstoff nicht berücksichtigt sind, wird nicht vermittelt. Nach bisherigen Ergebnissen ist zu erwarten, dass im Laufe der Zeit andere HPV die biologische Nische auffüllen, die durch die Impfung entsteht (»Serotype Replacement«) – unter Umständen HPV mit noch unangenehmeren Eigenschaften. In den Impfstudien war bei den Geimpften bereits innerhalb von zwei Jahren ein relevantes Replacement zu beobachten (
AT
2006, Sawaya 2007). Die STIKO scheint dies überlesen zu haben, denn sie schreibt: »Für ein Replacement durch andere pathogene HPV -Genotypen nach Impfung gegen die Typen 16 und 18 konnten bisher keine Hinweise gefunden werden« (
EB
2007).
Über die Wirkdauer der Impfung ist angesichts der bisher kurzen Laufzeit der Studien so gut wie nichts bekannt. Eine lange Wirkungszeit ist jedoch insofern wichtig, als junge Frauen HPV -Infektionen wesentlich leichter überwinden als ältere. Verschiebt man die Infektion durch eine nicht anhaltend wirkende Impfung in ein höheres Alter, würde die Wahrscheinlichkeit einer chronischen Infektion und Entartung größer. Mathematische Berechnungen des Impfstoffvertreibers Sanofi schätzen die Wirkdauer auf durchschnittlich zwölf Jahre (Fraser 2007). Nach einem Bericht der
New York Times
sollen jedoch etliche Mädchen bereits drei Jahre nach der Impfung nicht mehr geschützt sein (Rosenthal 2008).
Ein weiteres Problem ist, dass die Infektion mit den als weniger gefährlich angesehenen Typen 6 und 11, die durch die Impfung mit Gardasil verhindert wird, möglicherweise vor Krebs mit Hochrisikotypen schützt (Garnett 2000). So könnte der Impfstoff Gardasil einerseits zwar Krebs verhindern, andererseits aber auch begünstigen (
AT
2006). Der Impfstoff Cervarix, der nur gegen HPV 16 und 18 wirkt, wäre von diesem Aspekt her vorzuziehen.
Einen negativen Einfluss könnte die HPV -Impfung – ähnlich wie die Hepatitis-B-Impfung – auf »Safer Sex« haben: Impfungen gegen sexuell übertragene Krankheiten vermitteln das trügerische Gefühl von Sicherheit und begünstigen riskantes Sexualverhalten.
Letztlich könnte bei geimpften Frauen die Motivation für Krebsvorsorgeuntersuchungen sinken, da sie sich sicher fühlen. Der Schwerpunkt der Krebsvorsorge muss jedoch weiterhin auf der Motivation zur Teilnahme am Vorsorgeprogramm liegen, da diese mit hoher Wahrscheinlichkeit vor Gebärmutterhalskrebs schützt. Das
arznei-telegramm
rät, junge Mädchen über die offenen Fragen zum Nutzen und zur Dauer des Schutzes aufzuklären (
AT
2011).
Das Problem der Kosten
Das Problem der begrenzten Ressourcen im Gesundheitssektor tritt bei der HPV -Impfung offen zutage. Die HPV -Impfung kostet das deutsche Gesundheitssystem bei Teilnahme aller Mädchen jährlich über 200 Millionen Euro. Das erhöht die Gesamtausgaben der Krankenkassen für Arzneimittel um 0,8 Prozent. Diese Kosten müssen in anderen Bereichen wieder eingespart werden. Sollten sich Auffrischungsimpfungen etwa alle zehn Jahre als notwendig erweisen, würden sich die Kosten des Impfprogramms vervielfachen.
Rolf Rosenbrock, Professor für Gesundheitspolitik an der TU Berlin und Mitglied des Sachverständigenrates im Gesundheitswesen, schreibt zu diesem Problem:
»Stellt man sich die – aus Systemsicht bereits stark eingeengte – Frage, wo und wie mit 200 Millionen Euro für die Krebsprävention die größte gesundheitliche Wirkung zu erzielen wäre, dann hätte die HPV -Impfung wahrscheinlich
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