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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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mehr als sechzig Meter entfernt, was einem klarmachte, wie gewaltig der Hangar war. Die großen schwarz-weißen Tiere kauten ihr Futter. Gelegentlich stieß
eins von ihnen ein lautes Muhen aus, das vom Walzblechdach sieben Stockwerke über ihnen als Echo zurückgeworfen wurde.
    An diesem Ende des Hangars befanden sich das Tankfahrzeug und ein Humvee. Der Hummer wurde kaum benutzt. Wenn man ihn überhaupt einsetzte, dann zur wöchentlichen Überprüfung des ausgelagerten Sicherheitsdatenspeichers, der am Ende des sechzehnhundert Meter langen Landestreifens der Station lag. Darüber hinaus fuhr Erika Hoel damit zu den wöchentlichen Check-ups der beiden Kontrollherden, die sich ebenfalls auf Baffin Island befanden. Jede dieser Herden war fünzig Kilometer weit entfernt, was eine Rundfahrt von einhundert Kilometern ergab, die Hoel so sehr genoss wie einen Einlauf mit Stacheldraht.
    Brady sprang aus dem Tankfahrzeug, während der Motor im Leerlauf brummte. »Alles klar für Bobby«, sagte er. »Sobald er gelandet ist, tanke ich ihm seinen Hubschrauber wieder voll.«
    »Es ist verflucht kalt heute Morgen«, sagte Colding. »Wenn du das Tor aufmachst, stell die Temperatur so ein, dass sich die Kühe nicht erkälten.«
    »Klar. Ich drehe die Heizung für sie hoch. Man könnte sagen, dass wir in dieser alten Stadt eine wirklich heiße Zeit haben werden … heute Morgen.«
    Wie üblich lachte Brady über seinen eigenen Witz. Colding konnte nur lächeln und vage nicken, während er höflich versuchte, den Humor zu verstehen. Bradys Lachen ähnelte seiner Stimme: Es war ein wenig schrill und hätte eher zu einem fünfzehnjährigen Mädchen gepasst als zu einem Mann, der über einen Meter neunzig groß war und zweihundertsiebzig Pfund wog. Als Sicherheitsbeamter war Brady von beeindruckender Statur, doch niemand verstand seine
Witze, nicht einmal Gunther und Andy Crosthwaite, die beide mit ihm zusammen bei den kanadischen Special Forces gewesen waren.
    Was Andy betraf … Colding sah auf seine Uhr. Es war kurz nach halb elf. Unfassbar, aber Andy »Das Arschloch« Crosthwaite war doch tatsächlich unpünktlich.
    »Brady, hast du was von Andy gehört?«
    Brady schüttelte den Kopf.
    »Scheiße. Na ja, er wird wahrscheinlich bald kommen und dir beim Auftanken helfen. Ich geh mal für einen Augenblick raus. Du hältst die Stellung hier.«
    Brady stieß sein schrilles Gelächter aus. »Du hältst die Stellung hier. Das ist gut!«
    Colding lächelte und nickte. Es war schon schwierig genug, Bradys Witze zu verstehen, aber jetzt begriff er anscheinend nicht einmal mehr seine eigenen.
    Er trat durch die kleine Personaltür des Hangars hinaus in die blendend weiße, eisige Kälte. Als er vom Hangar wegging, knirschte der dicht gepackte Schnee unter seinen Füßen, und als er das eigentliche Gelände verließ, versank er bis zu den Waden in einer unberührten Schneewehe. Er blieb stehen und blickte in die weißen Weiten von Baffin Island. Da das Labor in seinem Rücken lag, war nirgendwo mehr ein weiteres Gebäude zu erkennen.
    Drei Jahre. Pfeif auf mehr Schlaf. Du hättest dich betrinken sollen. Vielleicht würde er sich nach dem Experiment heute Morgen mit Tim Feely zusammensetzen. Tim war einem Drink nie abgeneigt und hatte auch immer eine Flasche in Griffweite.
    Drei Jahre.
    »Wenn du doch nur wieder hier wärst«, murmelte Colding. Aber Clarissa würde nie mehr wiederkommen, ganz
egal, wie sehr er sich das auch wünschte. Der Schmerz, der in seiner Brust saß, wollte einfach nicht nachlassen. Er konnte nur eins tun – er konnte dieses gottverdammte Projekt zum Laufen bringen und damit Hunderttausenden ersparen, denselben Schmerz zu durchleben wie er.
    Er drehte sich um in Richtung der Station, die seit fast zwei Jahren sein Zuhause war. Etwa fünfzig Meter südwestlich des Hangars stand das dritte Gebäude. Die quadratische, aus Leichtbausteinen bestehende Einrichtung wirkte simpel, doch sie war es nicht. Die beiden Zugänge bestanden aus Luftschleusen, die für einen leichten Unterdruck sorgten. Der Gedanke war ernüchternd. Coldings Zuhause war ein Ort, der sicherstellen sollte, dass der Tod innerhalb der eigenen vier Wände blieb.
    Das Gebäude enthielt mehrere gentechnische Labore auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand, Computer und eine veterinärmedizinische Ausstattung sowie eine kleine Caféteria, einen Entspannungsraum und neun Apartments, von denen jedes etwa siebzig Quadratmeter groß war. Der zur Verfügung stehende

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